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18.05.02 / Der Islam - die rätselhafte Religion (Teil I): "Wie das ärgste Vieh"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Mai 2002


Der Islam - die rätselhafte Religion (Teil I): "Wie das ärgste Vieh"
Ein Glaube zwischen Friedfertigkeit, Intoleranz und Gewalt
von Martin Hohmann MdB

Wir haben vor dem 11. September überhaupt keine Ahnung gehabt, was islamische Kultur und Religion bedeuten". Das äußerte der jüngst aus dem Amt geschiedene ZDF-Intendant Dieter Stolte bei den 35. Mainzer Tagen der Fernsehkritik.

Besorgt möchte man fragen: Hat der deutsche Durchschnittsbürger heute wirklich mehr Ahnung, hat er, haben die Medien, hat jeder einzelne von uns die Zeit genutzt, sich zu informieren, gründlich, sachbezogen, unvoreingenommen? Oder ist kritisches Hinterfragen nicht opportun, wenn es sich um "heiße Eisen" handelt? Ducken wir uns dann lieber ab, wollen wir es dann nicht so genau wissen, wollen wir "gutgläubig" bleiben. Gutgläubig auch auf die Gefahr hin, später gefragt zu werden: "Du warst doch damals dabei, du konntest doch alles wissen! War-um hast du nichts unternommen?"

Aber, so wird unablässig behauptet, wenn wir hier ein islamisches Zentrum befürworten, dann meinen wir den aufgeklärten Islam, den Islam, von dem in Lessings Stück "Nathan, der Weise" die Rede ist.

Dem ist zu entgegnen: Wenn der 11. September eine Lehre erteilte, dann diese: Was in den Moscheen geschieht, bleibt uns weitgehend verborgen. Weder haben die Verfassungsschützer genug sprachbegabte Spezialisten, noch haben die Nachbarn Erkenntnisse von dem, was hinter den Mauern geschieht. Nach den jährlichen Verfassungsschutzberichten steht fest, daß extremistische islamische Vereinigungen über Moscheevereine und die Trägerschaft für Moscheen Einfluß ausüben und Nachwuchs rekrutieren. In den Moscheen (Ort der Unterwerfung) wird beileibe nicht nur gebetet, sie sind Treffpunkte und Zentren. Die ersten Kriegszüge zur Zeit des Propheten Mohammed wurden ebenfalls in einer Moschee, nämlich der von Medina, geplant. Aus vielen Auslandsnachrichtensendungen wissen wir, daß gerade nach dem Freitagsgebet und der Freitagspredigt die Moscheen Ausgangspunkte gewalttätiger Akte sind. Sie richten sich nicht selten gegen Andersgläubige und besonders auch gegen Christen.

Wenn solche Exzesse in unserer westlichen Welt bekannt werden, neigen die Medien eher zum Herunterspielen. Entschuldigend wird angeführt, in der christlichen Geschichte habe es auch nicht wenige religiös begründete Gewaltakte gegeben. Als Beleg für die Friedlichkeit des Islam wird oft auf Lessings Ringparabel hingewiesen. Die Parabel von "Nathan, dem Weisen" soll die tiefe gemeinsame Wahrheit der drei Weltreligionen des Judentums, des Christentums und des Islam versinnbildlichen. Ein Ring wird seit vielen Generationen in einem mythischen Königshaus des Orients weitergegeben. Der Ring verlieh die Eigenschaft, seinen jeweiligen Besitzer "vor Gott und den Menschen angenehm" zu machen. Der vorläufig letzte König in der Kette, vor die Frage gestellt, welchem seiner drei gleichermaßen geliebten Söhne er den Ring vererben solle, umging das Problem, indem er zwei ununterscheidbare Duplikate anfertigen ließ. Ein christlicher Tempelherr, der islamische Potentat Saladin und der reiche Jude Nathan selbst treten sozusagen metaphorisch für diese drei Söhne als Protagonisten ihres Glaubens auf. Alle drei werden vernunftgeleitet und positiv dar- gestellt. Der christliche Tempelherr rettet die Tochter des jüdischen Geldverleihers Nathan vor dem Feuertod, Nathan befreit mit einem generösen Geldgeschenk den Muslim-Herrscher Saladin aus großer Finanznot, und dieser Saladin hebt ein zuvor gegen den Tempelherrn ausgesprochenes Todesurteil auf. Diese Parabel von Güte und Ausgleich der Religionen ist die Wunschvorstellung vieler westlicher Menschen.

Aber: Die historische Herrscherpersönlichkeit Saladins hat mit dieser Wunschvorstellung nichts zu tun. Der nüchterne Bericht des Saladin-Sekretärs Imad ad-Din aus der Kreuzzugszeit zeigt uns den wahren Saladin. Er beschreibt das grausame Schick-sal, das Saladin den besiegten Tempelrittern im Jahre 1187 bereitete:

Montagmorgen, den 17. Rabi' II, zwei Tage nach dem Sieg, ließ der Sultan (Saladin) die gefangenen Templer und Hospitaliter suchen und sagte: "Ich will die Erde von den beiden unreinen Geschlechtern säubern." Er setzte 50 Dinar aus für jeden, der einen Gefangenen bringe und sofort brachte das Heer sie zu Hunderten. Er befahl, sie zu enthaupten, denn er zog es vor, sie zu töten und sie nicht zu Sklaven zu machen. Eine ganze Schar Gelehrter und Sufis und eine gewisse Anzahl Frommer und Asketen befanden sich bei ihm; jeder bat, ob er nicht einen von ihnen umbringen dürfe, zog das Schwert und krempelte die Ärmel auf. Der Sultan saß mit frohem Gesicht dabei, während die Ungläubigen finster blickten ... Es gab solche, die laut lachten und mordeten; wie viel Lob ernteten sie, ewigen Lohn sicherten sie sich mit dem vergossenen Blut, wie viele fromme Werke vollbrachten sie mit den Hälsen, die sie durchhieben! ... Wieviele Ungläubige töteten sie, um dem Islam Leben zu geben ... und wieviel Vielgötterei rissen sie nieder, um den Eingottglauben zu bauen ...

Die historische Gestalt Saladins hat also mit der literarischen Gestalt Lessings nichts zu tun. Im Gegenteil, Saladin steht durchaus nicht für Verständnis, friedliche Zusammenarbeit und interreligiösen Dialog. Auf das Konto Saladins geht auch die 1191 erfolgte Hinrichtung des berühmten islamischen Philosophen und Mystikers Abu Shihab as Suhrawardi. Mit der Vernichtung eines der brillantesten Geister, die der Orient hervorgebracht hat, zeigt sich Saladin als Vertreter der statischen Gedankenenge der islamischen Traditionsdogmatik. Von ähnlichen Schlägen des doktrinären islamischen Schriftglaubens gegen die Philosophie und die rationalen Denkalternativen hat sich das geistige Potential der islamischen Welt bis heute nicht erholt. Die Verfolgung und Vernichtung des geistigen Potentials hat den bisher unaufgeholten wissenschaftlichen, technologischen Vorsprung der westlichen über die islamische Welt verursacht. Dieser Vorsprung wieder-um ist eine Quelle des Unterlegenheitsgefühls der Muslime gegenüber dem Westen. Nein, Saladin ist in gleicher Weise unduldsam nach innen wie nach außen. Er ist ein Vertreter aus der Zeit, in der der Islam mit Feuer und Schwert von der arabischen Halbinsel nach Westen, nach Nordafrika, bis nach Spanien hinein, ausgebreitet wurde.

Viele werden einwenden, diese gewaltgeneigte Phase des Islam sei abgeschlossen und überwunden. Sehen wir nicht die Realitäten in den islamischen Ländern? Wissen wir nicht, daß Huntington in seinem berühmten Buch "Clash of Civilisations" von den "blutigen Rändern" des islamischen Machtbereiches spricht? Sehen wir nicht, daß in Nigeria gegen erhebliche Widerstände der dortigen Christen die Scharia eingeführt wurde, sobald in den Bundesstaaten eine legislative Mehrheit vorhanden war? Und was sagen uns die Tat und die Täter des 11. September?

Wenden wir uns den Tätern des 11. September zu. Wer dem westlich-abendländischen Kulturkreis angehört, wird ihr Handeln letztendlich weder verstehen noch erklären können. Nur eines steht für mich fest: feige - das waren sie nicht, obwohl das häufig zu hören war. Vieles bleibt rätselhaft. Es erheben sich Fragen.

Die erste Frage: Gibt es Vorbilder, gibt es Parallelen im östlichen Kulturbereich? In der Tat. Die Assassinen waren eine moslemische, schiitische Sekte, die als hierarchisch abgestufte Geheimgesellschaft gegen die herrschende sunnitische Macht kämpfte. Ihr Zentrum war lange die Burg Alamut, 1800 Meter hoch im Herzen des Elbursgebirges im nördlichen Iran gelegen. Von dort wurden Missionare entsandt zur Schaffung einer neuen Gesellschaft unter der Führung ihres als wahr empfundenen Imams. Marco Polo, der 1273 Persien durchquerte, widmete dem Assassinat in seiner Reisebeschreibung einen langen Bericht, in dem Historisches und Mythisches sich mischen. Fest steht: die Assassinen erlangten nicht wegen ihrer Missionstätigkeit, sondern wegen der Kunst des Meuchelmordes Berühmtheit. Ihr Hauptwerkzeug war der Dolch. Nach der Tat flohen sie gewöhnlich nicht. Es galt als eine Schande, eine Mission zu überleben. Sie erwarteten keinen weltlichen Lohn. Sie erhofften als Märtyrer ins Paradies einzugehen. Für die schiitischen Ismaeliten stellten die Assassinen die Elitetruppe im Kampf gegen die Feinde ihres Imams und gegen die sunnitische Hegemonie dar. Für die Opfer waren sie kriminelle Fanatiker. Die etwa drei Jahrhunderte ihres Wirkens im Mittelalter haben bis heute Spuren in der französischen und der englischen Sprache hinterlassen: den Meuchelmord an herausgehobenen Persönlichkeiten nennt man assassination.

Nur wäre es sicher falsch, den Selbstmordattentäter als ausschließlich islamische Erscheinung zu sehen. Andererseits haben islamische Selbstmordattentäter beispielsweise in Israel seit Beginn der zweiten Intifada schon viele Opfer gefordert.

Das leitet über zur Frage: kann eine Religion überhaupt gewaltsames tödliches Handeln begründen oder kann man Terror und Religion von vornherein sauber trennen? Wer letzteres bejaht, verwendet einen Religionsbegriff, wie er seit der späten Aufklärung hierzulande überwiegend üblich ist. Danach sind humanistische Moral und Religion identisch. Um es deutlicher auszudrücken: Nach diesem Religionsbegriff wäre Religion mit Humanität, Frieden und allseitiger Nächstenliebe gleichzusetzen. In der Sprache unserer Jugendlichen: Friede, Freude, Eierkuchen.

Demgegenüber hat der erste Sektenbeauftragte der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern, Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack, vor über zwei Jahrzehnten hellsichtig erklärt: Religion ist potentiell so ambivalent wie ein Messer; sie kann dazu dienen, Brot zu schneiden, aber auch dazu verwendet werden, Menschen zu töten. Um dem Vorwurf der Einseitigkeit zu begegnen, sei hier nur der bittere Konflikt in Nordirland erwähnt. Und man sollte gleich hinzufügen, daß es viele friedliebende Menschen im Islam gibt. Zwei konträre Aussagen zur Natur des Islam brachten den Verfasser dieses Beitrags jedoch ins Grübeln. Die eine war die Schlußbemerkung des Moderators der Fernsehsendung "Report München" nach einer Berichterstattung über die Terroranschläge in Amerika. Sie lautete - mit einem beschwörenden Unterton -: "Der Islam ist eine friedliche Religion." Die andere stammt aus einem Fernsehgespräch mit Peter Scholl-Latour. Er äußerte voller Überzeugung: "Der Islam ist eine kämpferische Religion." Was denn nun: friedlich oder kämpferisch? Als Beweis zitierte Scholl-Latour auf arabisch und dann in der deutschen Übersetzung folgenden Koranvers: "Denen gehört das Paradies, die auf dem Weg Allahs kämpfen, die töten und getötet werden" (Sure 47,5). Aber man dürfe doch nicht so vielen anderen Menschen das Leben nehmen, wandte der Gesprächspartner unter Anspielung auf den 11. September ein. Darauf Scholl-Latour: ein Mensch, der auf die Religion verzichtet hat, ist für den Moslem kein Mensch, sondern ein Tier. Und wirklich, Scholl-Latour kennt den Koran. In Sure 8, Vers 56 heißt es: "Die Ungläubigen, die durchaus nicht glauben wollen, werden von Allah wie das ärgste Vieh betrachtet."

Seit der späten Aufklärung gilt, daß Religion und humanistische Moral identisch sind - ein womöglich folgenschwerer Irrtum? Christen und Moslems gedachten, wie hier in Kopenhagen, vielerorts gemeinsam der Opfer des 11. September Foto: dpa