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01.06.02 / Irene v. Meyendorff begeisterte mit stillem Ernst

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Juni 2002


Kühle Blonde aus Reval
Irene v. Meyendorff begeisterte mit stillem Ernst

Irene von Meyendorff wurde am 6. Juni 1916 in Reval geboren, verbrachte ihre Jugend aber in Bremen. Mit 18 Jahren, nach bestandener Matura, trat das Mädchen vor ihre Eltern und bat, nach Berlin gehen zu dürfen, um zu lernen. Der Beruf einer Schnittmeisterin beim Film (Cutterin) war erstrebenswert, weil künstlerische und praktische Arbeit Hand in Hand gehen. Kurz und gut, die junge Bremerin wurde Volontärin bei der Ufa. Durch ein ganzes Jahr praktizierte sie in allen Abteilungen, Werbe-, Reklame-, Trickfilm, Kleben, Schneiden - die Freude am Beruf wuchs. In der Kantine der Ufa erregten ihre taufrische Jugend, das lange, echtblonde Haar, die großen, blauen Augen und die gertenschlanke Figur Aufsehen. Die Besetzungschefs boten ihr die einzige weibliche Rolle in dem Film "Die letzten Vier von Santa Cruz" an. Und da dieser Film mit einer Reise nach Teneriffa verbunden war, ließ sich das junge Mädchen etwas widerwillig engagieren. So kam Irene von Meyendorff zum Spielfilm, fast gegen ihre Absicht und ihren Willen. "Es war ein entsetzlicher Film", gestand die Schauspielerin nach Jahren.

Die feine Note der Meyendorff hatte sich jedoch durchgesetzt. Sie drehte noch "Verräter", "Fahrendes Volk", "Leinen aus Irland", "Wir tanzen um die Welt" und "Casanova heiratet" unter der Regie von Viktor de Kowa; der Streifen erlebte seine Uraufführung in einem Frontkino am Westwall, ferner "Einmal der liebe Herrgott sein", "Wen die Götter lieben", "Philharmoniker" sowie "Opfergang". Man liebte ihre Mädchengestalten, die manchmal von einer süßen Trauer und einem fraulichen Charme umflort waren. Man schätzte ihren stillen, sympathischen Ernst, den rührenden und aparten Ausdruck, ihre kultivierte und geschmackvolle Heiterkeit.

Nach dem Krieg stand sie unter anderem für "Film ohne Titel", "Gift im Zoo" und "Rittmeister Wronski" vor der Kamera. Bei den Dreharbeiten zu "Die Botschafterin" lernte sie den britischen Schauspieler Sir James Robertson-Justice kennen und lie- ben, der Rektor der Universität von Edinburgh und ein bekannter Wissenschaftler war. Sie folgte ihm nach Schottland und heiratete ihn in vierter Ehe. Nach dem Tod von Robertson-Justice (1975) blieb Irene von Meyendorff in Schottland. Im Oktober 2001 starb sie in ihrer britischen Wahlheimat. kai-press