28.03.2024

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08.06.02 / Honeckers Sieg durch die Hintertür

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. Juni 2002


Hans-Jürgen Mahlitz:
Honeckers Sieg durch die Hintertür

Der Wahltermin rückt näher, und für die rot-grüne Regierungskoalition wird die Lage immer bedrohlicher: Die linke Mehrheit, erforderlichenfalls unter Einschluß der SED/PDS, ist längst abgebröckelt, Schröders liberaler Reserve-Koalitionspartner steht - wenigstens dies hat Möllemann bewirkt - zur Zeit auch nicht zur Verfügung, auf die Gewerkschaften kann man sich ebenfalls nicht mehr verlassen (statt kräftig für die Genossen wahlzukämpfen, streiken sie), Grass schreibt Bücher über "rechte" Themen, statt für die EsPeDe zu trommeln, und aktuelle Umfragen zum Antisemitismus-Streit zeigen, daß nicht einmal mehr die altbewährte Faschismuskeule so wirkt wie einst.

Was tun? Man greife etwas tiefer in die sozialistische Mottenkiste. Und siehe, ganz unten verstauben Begriffe wie Familie, Jugend, Erziehung. Das darf man doch nicht diesem erzkonservativen Bayern überlassen; Laptop und Lederhosen, das mag südlich des Weißwurst-Äquators ja ganz nett sein. Aber im Norden, Osten und Westen sollen die Nordlichter weiter bestimmen.

Nun mag es ja Zufall sein, daß ausgerechnet in der Hauptstadt bereits die PDS zu regionalen Regierungswürden gelangt ist. Deren ideologische Stammväter (und -mütter) haben nämlich jahrzehntelang eine Familien-, Jugend-, Bildungs- und Erziehungspolitik praktiziert, die das jähe Ende der Honeckerschen Staatsmacht locker überlebt hat und nun - immer noch Zufall? - wieder Wahlkampfmunition hergibt.

Nachdem CSU-Chef Stoiber Familie und Erziehung zu wichtigen Wahlthemen erklärt hat, überraschte Schröders Familienministerin (von der viele Bürger schon gar nicht mehr wußten, daß es sie überhaupt gibt) die Öffentlichkeit mit engagiertem Eintreten für "Kinderbetreuung". Zeitweise war sogar zu befürchten, der Kanzler werde das zur "Chefsache" machen.

Wohlgemerkt, es geht im sozialdemokratischen Wahlprogramm ausschließlich um Betreuung, nicht um Erziehung. Umworben werden wahlberechtigte Frauen, die ihre berufliche Selbstverwirklichung über das Wohl ihrer Kinder stellen und sich das gern auch was kosten lassen, zum Beispiel ihre Wählerstimme. Darauf spekuliert Rot-Grün, und dafür darf es auch ganz tiefrot-sozialistisch sein.

Betreuung statt Erziehung - das war in der DDR das Schlagwort, mit dem systematisch die Familie als Keim- und Kernzelle der bürgerlichen Gesellschaft zerstört werden sollte. Ziel war die möglichst frühzeitige Entfremdung der Kinder von ihren Eltern; der Nachwuchs sollte dem gefährlich individuellen Einfluß von Vätern und - vor allem - Müttern entzogen, also kollektiviert werden. So hofften Staat und Partei, sich ihren neuen sozialistischen Menschen züchten zu können.

Neben dem langjährigen Staatsratsvorsitzenden zeichnete hauptsächlich dessen Ehefrau Margot Honecker für diese stramm ideologische Linie verantwortlich. Den Fall der Mauer und den Untergang der DDR haben die Honeckers zwar nicht verhindern können. Doch spüren wir die Folgen ihres unseligen Wirkens noch heute, in Form von Jugendkriminalität, Extremismus, Gewalt bis hin zur Bluttat von Erfurt.

Die wahlkämpfenden Ideologen im rot-grünen Lager scheint dies nicht zu berühren. Sie wollen uns die uralte Betreuungs-Klamotte erneut als "Fortschritt" verkaufen. Doch wenn sie Gelegenheit bekämen, diese Anti-Familien-Politik umzusetzen, wäre das letztlich der späte Sieg der Honeckers - durch Schröders Hintertür.