23.04.2024

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08.06.02 / Für die Jahreszeit zu trocken

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. Juni 2002


Für die Jahreszeit zu trocken
Das Wetter in der Heimat im Monat April / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Der April, sonst als launisch und unberechenbar verschrien, brachte in diesem Jahr Ostpreußen eine überwiegend beständige Witterung mit nur geringer Neigung zu Niederschlägen. Bereits am Ende des Vormonats begann eine Periode mit Trockenheit. Besonders deutlich war sie im Raum von Königsberg zu spüren. Dort reichte sie, von vereinzelten Tropfen und Schneeflocken abgesehen, vom 23. März bis zum 12. April. Sieht man von zwei Tagen, dem 13. und 23. April, mit den unbedeutenden Niederschlägen von jeweils weniger als ein Liter/Quadratmeter ab, dann verlängerte sich die Trockenperiode sogar auf 34 Tage! Erst am 27. April regnete es in Königsberg merklich. Doch konnte die Menge von sechs Liter/Quadratmeter die Landschaft nur oberflächlich benetzen.

Man sollte vermuten, daß die für einen Frühling ungewöhnlich lange trockene Witterung durch hohen Luftdruck geprägt wurde. Doch zeigten die Barometer nichts ungewöhnliches. Ab und zu trafen sogar Tiefausläufer im Land ein. Aber auch sie waren meist wenig entwickelt und überwiegend nur an ihren Wolken zu erkennen. Allenfalls dem Süden von Ostpreußen brachten sie gelegentlich nennenswerten Regen. Dort dauerte die Trockenheit, wie zum Beispiel in Allenstein, deshalb nur knapp drei Wochen.

Wenige Wolken in dieser Jahreszeit bedeuten geringen Schutz vor der Wärmeausstrahlung und damit Gefahr von Nachtfrösten. Vor allem mit zunehmender Entfernung von der Küste wächst die Wahrscheinlichkeit von kalten Nächten. So gab es in Königsberg in der ersten Aprildekade eine Woche lang Nachtfröste. In Allenstein waren es, rechnet man die kalte Periode von Ende März hinzu, 17 Nächte hintereinander, an denen Frost herrschte. Die tiefste Temperatur erlebte die Heimat am 4. und 6. April, als in Königsberg minus 3 Grad und in Allenstein bis zu minus 8 Grad gemessen wurden. Auch die Maxima erreichten kaum Werte über Null Grad. Der winterliche Charakter wurde am Morgen des 6. April noch durch eine leicht überzuckerte Schneelandschaft im Binnenland unterstrichen.

Nach dem 10. April war es mit den Nachtfrösten zunächst vorbei. Auch die Maxima nahmen frühlingshafte Werte an. Schon zwei Tage später erreichten sie Werte bis zu 18 Grad. Freundliches und sehr mildes Wetter brachten die Tage zwischen dem 20. und 23. April. Doch mußten manche Orte zugleich geringen Nachtfrost erdulden.

Vier Tage darauf nahm die Witterung einen gänzlich anderen Charakter an. Nun drängten nach vielen Wochen atlantische Tiefausläufer wieder bis nach Ostpreußen vor. Sie beendeten endlich die wochenlange niederschlagsarme Zeit. Jeden Tag regnete es. Manchmal waren auch Schauer mit recht unterschiedlichen Intensitäten dabei. Doch konnten die Regenmengen bei weitem nicht das Wasserdefizit ausgleichen, auch wenn Gewitterregen am letzten Tag der Region von Königsberg ungefähr 20 Liter/Quadratmeter Wasser spendeten.

Während des gesamten Aprils summierten sich die Niederschlagsmengen auf spärliche 12 bis 26 Liter/Quadratmeter. In Allenstein und Memel entsprachen sie nur 33 Prozent des langjährigen Mittels. In Königsberg und in manchen anderen Orten wurde etwas mehr als 50 Prozent erreicht. Die Vegetation tief wurzelnder Pflanzen wird das Wasserdefizit gut verkraftet haben, da sie von den reichlichen Niederschlägen der vergangenen Monate zehren konnte. Flachwurzelnde Pflanzen mußten schon eher unter dem Wassermangel leiden.

Trotz der Reihe von Nächten mit Frösten sieht die Bilanz der Temperaturen gar nicht so schlecht aus. Mit einem Mittel von 7,2 Grad in Memel und 8,5 Grad in Königsberg wurde der langjährige Wert um etwa 2 Grad übertroffen. Das lag sicher daran, daß an vielen Tagen die Sonne ungehindert wirken konnte. Sie schien verbreitet über 200 Stunden, was bis zu 20 Prozent mehr als gewöhnlich ist. In Elbing war sie mit 147 Stunden weniger aktiv.

Den Störchen wird das ungewöhnliche Wetter nicht viel ausgemacht haben. Wie man hörte, haben sie während des Monats die heimatlichen Gefilde erreicht und mit der Herrichtung ihrer Nester begonnen.



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