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15.06.02 / Tabu gebrochen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Juni 2002


Tabu gebrochen
Kulturpreis für Wissenschaft an Alfred M. de Zayas

Prof. Dr. Dr. Alfred M. de Zayas wurde am 31. Mai 1947 als Sohn einer von Juristen und Literaten geprägten Familie geboren. Als Amerikaner spanisch-französischer Herkunft ist er in Chicago aufgewachsen. Er studierte Geschichte und Rechtswissenschaft in Harvard, wurde 1970 an der "Harvard Law School" in Jura und 1977 in Mittelalterlicher und Neuer Geschichte an der Georg-August-Universität zu Göttingen promoviert.

Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt, die er unter anderem von 1970 bis 1973 in der Kanzlei des späteren US-Außenministers Cyrus Vance ausübte, führten ihn seine wissenschaftlichen Interessen immer wieder für längere Zeit nach Deutschland, so als Fulbright-Stipendiat nach Tübingen, als wissenschaftlicher Assistent an das Institut für Völkerrecht in Göttingen und wiederholte Male als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das "Heidelberger Max-Planck-Institut für Völkerrecht". Von 1980 bis 1987 gehörte er zum Herausgeberkreis der von diesem Institut herausgegebenen "Encyclopedia of Public International Law".

Schon vor über 20 Jahren wandte Alfred M. de Zayas sein wissenschaftliches Interesse auch den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges und seinen Folgen zu. Er konzentrierte sich dabei auf Themen, die nicht nur im Ausland weithin unbekannt waren, sondern auch in Deutschland selber seit den späten 60er Jahren einem merkwürdigen Tabu zu unterliegen schienen.

Mit seinem Buch "Nemesis at Potsdam - The Anglo-Americans and the Expulsion of the Germans" legte de Zayas 1977 eine bahnbrechende Studie vor, die nach Jahrzehnten der Ausblendung die Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ins Bewußtsein von Teilen der englischsprachigen Öffentlichkeit rückte. Das Buch erschien bis 2001 in vier Auflagen, die deutsche Übersetzung "Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen" erschien von 1978 bis 2001 in vierzehn Auflagen.

Einem noch breiteren Publikum wurde de Zayas bekannt mit seinen "Anmerkungen zur Vertreibung", einer Übersichtsdarstellung der Vertreibung mit vielen erschütternden Erlebnisberichten, die seit 1986 in mehreren Auflagen erschien, 1993 auch in englischer Übersetzung.

Als historisch gebildeter Jurist und juristisch denkender Historiker hat er sich auch in seinen zahlreichen rechtswissenschaftlichen Arbeiten immer wieder mit Problemen wie dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, der völkerrechtlichen Einordnung von Vertreibungen, des humanitären Völkerrechts, des Kriegsrechts und nicht zuletzt mit dem Recht auf die Heimat befaßt. MLB