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22.06.02 / Berlin / Königsberg: Feigheit vor dem Erbe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juni 2002


Berlin / Königsberg: Feigheit vor dem Erbe
Antrag wird zum Zeugnis der Selbstverleugnung
von Hans Heckel

Aus dem in Berlin kursierenden Entschließungsantrag aller demokratischen Bundestagsfraktionen zur Zukunft der Region Königsberg (siehe Seite 4) spricht erneut eine bundesdeutsche Verkniffenheit in nationalen Fragen, die man eigentlich überwunden glaubte. "Zwar" habe Deutschland historische Beziehungen zu "Kaliningrad", verfolge dort aber heute keine eigenen Ziele mehr, heißt es in dem Papier.

Erstens: Kein anderes Land auf dem Erdenrund käme auf die Idee, ein Gebiet auf solche Weise wie etwas x-Beliebiges abzukanzeln, das jahrhundertelang Teil seines kulturellen Kerns war und das ihm in einem apokalyptischen Vernichtungs- und Vertreibungsrausch abgehackt wurde. Unsere westeuropäischen Nachbarn bestehen sogar hinsichtlich ihrer ehemaligen Kolonien noch heute darauf, dort nationale Interessen zu verfolgen.

Weil dies so ist, gilt zweitens: Niemand wird uns glauben. Keine Regierung wird den Berliner Selbstverleugnern abkaufen, zum nördlichen Ostpreußen wirklich keine speziell deutschen Vorstellungen zu hegen. Alle Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte bemühten sich der Welt zu beteuern, daß sie keine nationalen, sondern bloß europäische oder gar Menschheitsanliegen im Auge hätten. Unsere "Partner und Freunde" antworteten darauf jedoch weder mit Freude noch mit Dankbarkeit. Die Reaktion war vielmehr Mißtrauen. Es erschien schlicht unglaubwürdig, daß die Deutschen keine genuin nationalen Ziele anpeilten. Der Eindruck war: Sie verbergen sie bloß. So horchte man denn die deutsche Politik angespannt auf ihre "wahren" Motiven hin ab - stets auf das Schlimmste gefaßt und zu Überreaktionen neigend.

Besonders doppelbödig nimmt sich die Reichstags-Phraseologie zum Thema Königsberg noch aus einem weiteren Grunde aus: Unseren Nachbarn ist nicht entgangen, wie penetrant Berlin dauernd darauf verweist, daß seine Politik stets "vor dem Hintergrund der Geschichte" zu verstehen sei. Da kann es ihnen nur als Larve eines perfiden Plans anmuten, wenn sich die Bundestagsfraktionen just gegenüber Ostpreußen derart demonstrativ geschichtslos gebärden. Deutsche Pessimisten dagegen ziehen den trüben Schluß: Die Parlamentarier tun nicht bloß so, sie sind es tatsächlich.