28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.06.02 / Gedankenspiel: Euroregion "Prussia"?

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juni 2002


Gedankenspiel: Euroregion "Prussia"?
Alle blicken gen Königsberg - an die Einheit Ostpreußens wird nicht gedacht

Königsberg wird ein Enklavendasein auf EU-Territorium fristen, sobald Polen und Litauen Mitgliedstaaten der Europäischen Union geworden sind. Alle hiervon betroffenen Staaten suchen nach einer Lösung in der "Königsbergfrage".

Während in Brüssel vornehmlich ökonomische Fragen zur Lösung der Königsbergfrage im Vordergrund stehen, ist für Wilna und Warschau insbesondere das unmittelbar nachbarschaftliche Verhältnis wichtig. Dabei ist begreiflich, daß beide Staaten sich um die Befindlichkeiten in Mos-kau sorgen. Keine der bisherigen Perspektiven, die auch im Ostpreußenblatt/Preußische Allgemeine Zeitung immer wieder behandelt werden, wird der Region Ostpreußen selbst nach nichtvertriebenen Maßstäben wirklich gerecht. Gerade Brüssel ist gefragt, für Ostpreußen um eine ganzheitliche Lösung aller noch ausstehenden Fragen zu ringen, da von seiten Berlins in dieser Frage nichts zu erwarten ist.

Historisch, aber auch gegenwärtig steht das Königsberger Gebiet mit dem Memelland und dem südlichen Ostpreußen in einer wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Symbiose. Daran ändern auch die Grenzposten nichts. Die deutsche Kulturlandschaft, die in Ermland und Masuren noch sichtbar und im Königsberger Gebiet wie auch im Memelland in jedem Fall vorhanden ist, könnte für die Region eine Klammer sein.

Zu denken wäre an der Bildung einer offiziellen Euroregion "Prussia", die geographisch mit Ostpreußen übereinstimmt. Unter Einbeziehung der heimatvertriebenen Ostpreußen und der deutschen Wirtschaft könnte die EU die strukturschwache Region in besonderem Maße in Fragen der Wirtschaft, Infrastruktur und Ökologie fördern und sich gleichzeitig dabei um eine Lösung des Vertriebenenproblems bemühen. Das mit Washington laufend konkurrierende Moskau bekäme sein Tor nach Westen und könnte seinen Einfluß auf die EU ausbauen. Für die Öffnung Königsbergs gegenüber der EU bei gleichzeitigem Ausbau der Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung könnte Brüssel Moskau etwa ständiges Sitz- und Antragsrecht und gegebenenfalls auch ein auf Königsberger Belange beschränktes Stimmrecht im Rat anbieten. Dabei könnte Moskau unter Umständen sogar seine Ostseeflotte in Pillau belassen, wenn es dies für unumgänglich hält. Nato und EU werden den status quo der militärischen Anwesenheit der russischen Ostseeflotte verkraften können.

Polen erhielte im Rahmen des Gesamtkonzepts für die Euroregion einen infrastrukturellen Ausbau seiner "Armenregion" Ermland/Masuren. Zu denken ist hier an den Ausbau der touristischen Zentren, der Zubringerautobahnen und Bahnstrecken sowie den Ausbau des Flughafens von Allenstein. Litauen, als schwächstes Glied der drei baltischen Staaten, könnte sich auf diesem Wege seinen wirtschaftlichen Anschluß sichern. In dem etwa der Schwerpunkt des Königsberger Hafens auf Güterwaren und der Schwerpunkt des Memeler Hafens auf den Tourismus gelegt wird, würde das konkurrierende Verhältnis zwischen den Ostseehäfen entschärft werden. Landschaftlich-ökologische Konzepte für die beiden Haffs und den bisherigen Grenzfluß Memel könnten einheitlich innerhalb der Euroregion "Prussia" geregelt werden.

Ostpreußen würde, wenn auch zunächst in einem eingeschränktem Maße, seine Teilung überwinden, was ökologisch, wirtschaftlich und kulturell für die Region nur förderlich sein kann. Die Ostpreußen könnten, soweit sie es wünschen, als integraler Faktor in ihrer Heimat wirken. Die Stärkung der Infrastruktur Ostpreußens hängt nicht zuletzt auch von seiner Besiedlung und Bewirtschaftung ab; beides ist erforderlich. Zu denken ist in diesem Zusammenhang etwa an günstige Kaufkonditionen für Vertriebene, die in das Land ihrer Väter zurückkehren möchten und die Eigenheiten des Landes kennen.

Ein solcher Weg würde zwar den Vertriebenen keine Gerechtigkeit wiederfahren lassen, aber im Vergleich zu anderen bisherigen Lösungsansätzen in der Königsbergfrage wäre es für Ostpreußen und Europa eine Wohltat. B. K.