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29.06.02 / Jubiläum: Zehn Jahre Schularbeit

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. Juni 2002


Jubiläum: Zehn Jahre Schularbeit
Der "Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen" beging das Ereignis unter Freunden

Der "Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V." kann dieses Jahr auf ein Jahrzehnt Arbeit im nördlichen Ostpreußen zurückblicken. 1992 gegründet, begann der "Schulverein" seine Arbeit mit der Entsendung der Grundschullehrerin im Ruhestand Ilse Conrad-Kowalski aus Lübeck nach Trakehnen. Hier, in einer Hochburg der Rußlanddeutschen im nördlichen Ostpreußen, hatte der "Schulverein" einen ungenutzten Trakt der russischen Schule langfristig pachten können. Nach Um- und Ausbau standen drei Klassenräume sowie ein Lehrerzimmer zur Verfügung. In einem ebenfalls vollständig renovierten Wohnhaus wohnen seitdem der Schulleiter sowie weitere Lehrkräfte der "Deutschen Schule Trakehnen" aus der Bundesrepublik Deutschland.

Bei der Schule handelt es sich um eine freiwillige Angebotsschule zusätzlich zum regulären Schulunterricht in Trakehnen. Zum Angebot der Schule gehören neben Deutschunterricht unter anderem handwerkliche und gewerbliche Kurse, Handarbeiten, Malen, Musizieren sowie Chor- und Computerunterricht. Entsprechend breit ist die Palette der Schüler, die von den Allerkleinsten, die in einer kindergarten-ähnlichen Sing- und Spielgruppe zusammengefaßt sind, über Jugendliche verschiedener Altersklassen bis zu Erwachsenen reicht, die vornehmlich an den Abendkursen teilnehmen. Als besonderer Magnet hat sich der Computerunterricht herausgebildet, für den in einem Klassenraum zehn Computerarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Eine langjährige Schülerin der "Deutschen Schule Trakehnen", die Russin Shenja Filieppowa, wurde nach dem Abschluß ihrer Ausbildung zur Computerlehrerin von der "Deutschen Schule" als EDV-Lehrkraft fest eingestellt. An jedem Nachmittag lernen nun Kinder bei ihr im Unterricht mit Wortergänzungsspielen und ähnlichem auf spielerische Weise Deutsch. Neben Shenja Filieppowa unterrichten eine weitere junge Russin und zwei junge Rußlanddeutsche Musik, Kunst und Handarbeiten.

Neben diesen festangestellten Lehrkräften, die in Trakehnen ansässig sind, hat sich ein Kollegium von rund 25 Lehrkräften aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und vielen anderen Staaten herausgebildet. Diese ehrenamtlichen Kräfte verbringen jeweils einige Wochen oder Monate im Jahr in Trakehnen, um dort Unterricht zu erteilen. Auch auf Ausländer übt die "Deutsche Schule Trakehnen" eine starke Anziehungskraft aus. So unterrichtet jetzt schon seit über einem Jahr der Brite Richard Edmonds an der "Deutschen Schule" in Trakehnen Deutsch. Er kann nicht verwinden, was Winston Churchill dem deutschen Volk mit dem Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung und der Vertreibung der Ostdeutschen angetan hat und versteht seinen Einsatz als Wiedergutmachung.

Der intensive Schulunterricht wird flankiert von der Bau- und Siedlungstätigkeit der befreundeten "Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen mbH" (GST), die parallel zur Unterrichtstätigkeit zwei Wohnsiedlungen für Rußlanddeutsche in Trakehnen errichtet hat.

Anläßlich seines zehnjährigen Bestehens hat der "Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V." in Bayern seine Jubiläums-Jahresversammlung abgehalten. Mit einer Grußbotschaft des Präsidenten des Bayerischen Landtages, Johann Böhm, ausdrücklich im Lande begrüßt, fühlt sich der "Schulverein" im Land Bayern, in dem er seit zehn Jahren seine Jahreshauptversammlungen abhält, besonders wohl.

Seine langjährige Verbundenheit mit dem "Schulverein" wollte Ferdinand Fürst von Bismarck, Urenkel des Reichsgründers, in diesem Jahr durch eigene Anwesenheit demonstrieren. Er sprach zum Thema "Anmerkungen eines Patrioten. Geschichte und Gegenwart versöhnen." 1998 hatten der Fürst und die Fürstin Vorstand und Aktive des "Schulvereins" zu einem Essen nach Friedrichsruh eingeladen, jetzt wiederholte der Fürst diese Einladung als Zeichen seiner besonderen Verbundenheit.

Der Berliner Innensenator a. D. Heinrich Lummer sprach zu einem aktuellen politischen Thema. Er untersuchte den "11. September und seine Folgen für die internationale Politik". Der Wirtschaftswissenschaftler Werner Obst ("Japans Kurilen - Deutschlands Osten. Völkerrecht und politische Zukunft") und der Wiener Historiker Prof. Lothar Höbelt ("Ostpreußen und das Reich. Geschichte und Geopolitik") rundeten das Programm der Vorträge, die auf Video zur Verfügung stehen, ab.

Traditionell steht ein großer bunter Ostpreußen-Abend im Mittelpunkt des Programms. Hier trat die junge Liedermacherin Swantje Swanhwit mit einer Abfolge von Frühlingsliedern auf, es wurden ostpreußische Volkstänze dargeboten, Mundartdichterin Alma Reipert erfreute das Publikum, und gemeinsames Singen führte die rund 250 Teilnehmer in bester Stimmung zusammen.

Die traditionell enge Verbindung des "Schulvereins" mit Südtirol zeigte sich in der Teilnahme des Südtiroler Landtagsabgeordneten Franz Pahl (SVP) und der Ehefrau des Südtiroler Landtagsabgeordneten Pius Leitner (Die Freiheitlichen). Über 40 Grußbotschaften von Prominenten, Wissenschaftlern, Publizisten und Politikern zeigten die große Resonanz der Arbeit des "Schulvereins" in der Öffentlichkeit, unter anderem von Prof. Dr. Hans Filbinger, Prof. Dr. Klaus Hornung, Gerhard Löwenthal, Prof. Dr. Heinz Magenheimer, Christa Meves, Prof. Emil Schlee, Prof. Dr. Franz W. Seidler, Prof. Heinz Sielmann, Viktor Suworow, Prof. Rudolf Übelacker, Dr. Wolfgang Venohr, Prof. Dr. Michael Wolfssohn sowie den Sprechern mehrerer Landsmannschaften, allen voran Ostpreußensprecher Wilhelm von Gottberg. Der Tenor der Grußbotschaften knüpfte an das Motto des "Schulvereins" an, das Anliegen eines guten deutsch-russischen Verhältnisses mit einer klaren deutschen patriotischen Position zu verbinden.

Der "Schulverein" ist optimistisch, seine Arbeit im nördlichen Ostpreußen auch im nächsten Jahrzehnt erfolgreich weiterführen zu können, wobei der Bezug eines eigenen Schulgebäudes in diesem Jahr einen weiteren Meilenstein darstellt.

Die Kontaktadresse für stets erwünschte freiwillige Lehrkräfte und mögliche Förderer lautet: Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V., Geschäftsstelle, Postfach 4028, D-24039 Kiel, Telefon 04384/909, Fax 04384/597040.

 

Zehn Jahre "Schulverein": Rußlanddeutsche Kinder trugen mit einer Theateraufführung auf ihre Weise zu den Jubiläumsfeierlichkeiten bei. Foto: Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen