26.04.2024

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06.07.02 / Delfin trifft Tunfisch

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Juli 2002


Delfin trifft Tunfisch
Willi Wegner macht sich Gedanken über die Rechtschreibung

Großvater, du weißt doch immer alles! Wie schreibt man Rauhhaardackel?" - "Nun ja, Mäxchen", sagte ich, "wie man's spricht."

"Ich meine, mit einem ,h' oder mit zwei ,h'? Der Rechtschreib-Duden sagt mit einem ,h', unser Lehrer aber sagt mit zwei ,h'. Was stimmt denn nun?"

"Auch euer Lehrer sollte sich nach dem Duden richten. Also Rauhhaardackel mit einem ,h'."

"Aber ,Rauhhaar' kommt doch von ,rauhem' Haar. Rauh' wie ,rauhes' Wetter oder ,rauhe' See."

Ich überlegte angestrengt. Dann sagte ich: "Stell dir vor, Mäxchen, der Bundespräsident Rau hat einen Dackel, einen Haardackel - dann wäre doch auch ein ,h' richtig. Also Präsident Rau sein Haardackel. Ein Rauhaardackel. Nur ein ,h'..."

"Unser Lehrer", unterbrach mich Mäxchen, "hat auch was gegen all die anderen Tiere, die der neue Duden anders haben will. Den Delfin und den Tunfisch zum Beispiel. Er sagt, wenn die beiden sich irgendwo im Meer treffen, erkennen sie sich ja vielleicht gar nicht, weil sie in Wirklichkeit seit alters her Delphin und Thunfisch heißen. Beide mit ,h' statt ohne ,h'! Hat unser Lehrer nun recht, Großvater, oder der Duden?"

Wieder mußte ich sehr angestrengt nachdenken. Aber Mäxchen unterbrach mich schon wieder: "Unser Lehrer hat noch mehrere andere Tiere aus dem neuen Rechtschreib-Duden herausgefischt, die ihm nicht passen. Er sagt, es ginge nicht an, wenn sich beispielsweise in Australien ein Känguru, eine Gämse und ein Panter treffen, deren Namen ursprünglich ganz anders ..."

Jetzt mußte ich aber Mäxchen unterbrechen: "Das ist unmöglich!" sagte ich. "In Australien gibt's ja überhaupt keine Panther - keine mit ,h', keine ohne ,h' ... So, das wär's, ich hab' jetzt die Nase voll von deinen blöden Duden-Tieren. Ich muß noch mein Mittagsschläfchen halten ..."

"Noch etwas, Großvater!" sagte Mäxchen. "Stell dir vor, da käme jetzt eine Schlange des Weges ..."

"Hier gibt's keine Schlangen", sagte ich.

"Nein, aber unser Lehrer nimmt das ja nur als Beispiel. Er sagt, die Schlange kommt daher und will auch so dudentierisch seltsam geschrieben werden wie einige andere Tiere."

"Warum sollte die Schlange das denn wollen?" fragte ich. "Sie hat doch einen sehr schönen Namen."

"Sie könnte sagen, sie will das geändert haben, weil sie schlank und nicht schlang ist, Großvater. Sie sei dann keine Schlange mehr, sondern eine Schlanke. Und das wäre doch ganz schön blöd, sagt unser Lehrer!"