26.04.2024

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06.07.02 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Juli 2002


Leserbriefe

"Wer ist hier ein Zündler?"

Betr.: Folge 23 - "Alles Antisemiten"

Das Recht zur freien Meinungsäußerung ist ein hohes Gut in unserer Verfassung. Leider steht es in dieser Debatte nur noch auf dem Papier. Spätestens seit Martin Walser 1998 beim Erhalt des Friedenspreises des deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche unter stürmischen Beifall die Warnung aussprach, daß man Auschwitz und generell die deutsche Schande der Hitlerzeit - sei es auch für noch so gute Zwecke - nicht instrumentalisieren sollte. Und er sagte auch, warum: Daß es für das innere politische Klima nicht gutgehen könne. Für diese Warnung wurde Walser von Ignaz Bubis als "Zündler" gebrandmarkt und wochenlang mit schlimmen Krän- kungen in den Medien denunziert. Ähnliches geschieht heute, wenngleich mit triftigeren Gründen beim Streit um Möllemanns Äußerungen.

Muß nicht hier die Frage erlaubt sein: Wohin soll es führen, wenn die Keule der Kollektivschuld der Deutschen fast sechs Jahrzehnte oder zwei Generationen nach dem kläglichen Untergang der Hitler-Herrschaft wei-terhin unerbittlich geschwungen wird? Die zum Schweigen verurteilte Mehrheit der heute lebenden Deutschen kann allein aus Altersgründen nicht mehr verantwortlich gemacht und schuldig gesprochen werden. Die wirklich Schuldigen wurden zumeist mit dem Tode bestraft. Gibt es für die übrigen Deutschen keine Gnade? Hat die Generation der Eltern und Großeltern als Opfer der Vertreibungen, des völkerrechtswidrigen Luftkrieges, des Hungers in den Gefangenen- und Internierungslagern, nicht zuletzt auch durch ihre Wiedergutmachungsleistungen, immer noch nicht genügend gebüßt?

Ich erlebe es in meinem Bekanntenkreis: Wo früher Mitgefühl für die Juden war, verhärten sich jetzt die Seelen. Gerade davor wollte Walser warnen. Ihr Nachkommen der von den Nazis verfolgten Minderheiten, laßt endlich die Kollektivschuldkeule fallen. Besser noch: Werft sie in den tiefsten Sumpf! Im Vaterunser, das unsere westliche Welt prägt, beten wir: ... und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern ... Jeder Haß erzeugt neuen Haß. Beherzigt in jedem Fall: Warner sind keine "Zündler"!

Martin Schultz, Stuttgart

 

Unstimmigkeiten

Ach Möllemann, ach MöllemannWas tust du nur dem Friedman an, leicht ist's bestimmt in Höhen zu schweben, doch unten ist es hart, das Leben.

Hier unten jemandem die Mei- nung sagen, das kann der "Jemand" nicht ertragen. "Bin stolz auf Deutschland", sagt einer das einmal, dann ist er rechts und nat(z)ional.

Der färbt die Haare, glaubt jemand jedenfalls, gleich hat der 'nen Prozeß am Hals, des Walsers Buch, das ist noch nicht einmal gedruckt, schon wird der Mann geächtet und bespuckt.

Ein Krebs hat nach 56 Jahren erst erfahren, wie schrecklich Flucht und Vertreibung für Millionen waren, daß Mensch und Wagen und Pferde im Haff versanken und Zigtausende im Meer ertranken.

Ist einer nicht aalglatt, hat spitze Ecken, muß man gleich in ein Korsett ihn stecken? Was "Konrad" manchmal sagte, war auch nicht schön, und "Papa Heuss", der wird im Grab sich drehn.

Ein jeder soll den anderen lieben, das steht doch in der Bibel schon geschrieben. Ich denk, ist das nur wüstes Wahlgeschrei? Na und, im September ist das alles dann vorbei! 

Margret Kuhn, Rotenburg

 

 

Wieso beschwert sich keiner?

Betr.: Folge 22 - "Die Meinungsfreiheit droht zu er-sticken"

Zuerst möchte ich Herrn Hek-kel zu dieser sauberen Bewältigung der Gratwanderung auf einem hochempfindlichen Gebiet gratulieren. Was mich bei dieser Diskussion über Antisemitismus am meisten erschreckt, ist die Tatsache, das alle Politiker und Publizisten hierbei über die Ursache des Holocaust sprechen. Dieses Thema hat für uns eine besondere Geltung, weil mit diesem Opfer des Nationalsozialismus unterm Strich ein Teil der preußischen Intelligenz und Verwaltungsträger umgebracht worden sind; unsere eigenen Landsleute!

Daß nach zwei Generationen dieses schwerwiegende Thema als Keule für aktuelle Politik zur Diskreditierung von Personen mißbraucht wird, zeugt in meinen Augen von einer Mißachtung der Geschändeten. Mir ist dabei egal, von welcher Seite dieses Desaster erzeugt oder gepflegt wird. Auf diese Weise wird ein Thema, welches alle zusammen mit einer besonderen Verantwortung tragen und pflegen sollten, zu einem Parteipolitikum herabgetreten. In Anbetracht der Annahme, daß man sich über die Millionengräber in dieser Verantwortung eher die Hand geben sollte, wird mir bei diesen Praktiken speiübel. Hier wird mit dem Hammer aus niederen Beweggründen auf den anderen gezeigt, um vom eigenen Extrem abzulenken.

Und daß kein Einziger aufsteht und diesem Untreiben über diese politische Vermarktung unserer Geschichte massiv Einhalt gebietet, zeugt davon, wie unreif und menschenverachtend diese Politikergeneration ist. Die "Ewiggestrigen" sind als Geschichtsmahner jetzt wichtig wie nie zuvor.

Ulrich Drübbisch, Ahrensburg

 

 

Wie zu DDR-Zeiten

Betr.: Panorama - Sendung vom 6. Juni

Dem Zuschauer der sonst so angenehm kritischen Fernsehreihe stockte gewiß bei dem Beitrag über konservative CDU-Mitglieder der Atem. Was einem bei dem Filmbeitrag von Maegerle an Haß aus den Kommentaren entgegenschlug, kam unerwartet. Verleumdung, Diskriminierung und Diskreditierung sind in dem Ausmaß wie in diesem Filmbeitrag unzumutbar. Daß nach einem Jahrzehnt des Verschwindens der alten DDR auf deutschem Boden wieder Andersdenkende gejagt werden, ist ein schier unglaublicher Vorgang. Ich fühlte mich bei dieser Sendung in alte DDR-Zeiten versetzt.

Nationale Gefühle zu hegen und die umfassenden Zusam-menhänge der Geschichte zu begreifen, das ist keine Schande. Beginnt unsere Geschichte doch schon vor 1933 und ist mit zahlreichen Vorbildern illustriert. In allen anderen Völkern ist die Selbstbesinnung auf nationale Traditionen der Normalfall.

Wir Deutschen als Volk der Dichter und Denker können nur unsere jahrhundertealten Geschicke weiter meistern, wenn wir gemeinsam daran arbeiten. In ideologischen Hexenküchen sollten alle Türen und Fenster mit großer Scham geschlossen werden. Derart menschenverachtende Sendungen sollten künftig keinen Platz in unseren Medien haben. 

Edgar Lößmann, Kiel

 

 

Endlich Ende?

Betr.: Folge 23 - "Alles Antisemiten"

Man würde sich wünschen, das unwürdige Treiben mit dem angeblichen Antisemitismus in der FDP oder in Deutschland würde bald ein Ende finden.

Daß Herr Möllemann die oft arrogante Art der Belehrungen durch Herrn Friedman mißfällt, ist nicht verwunderlich. Wenn man den Deutschen ständig vorhält, jeder vierte sei latent antisemitisch, dann ist das beleidigend für das ganze Volk und ruft eine gerechte Empörung hervor, weil dadurch auch das Deutschlandbild im Ausland negativ beeinflußt wird. Daß dann die Gefahr besteht, daß die Empörung über einzelne, die eine bestimmte Gruppe vertreten, zu einer Empörung über die Gruppe führt, ist leider nicht ganz von der Hand zu weisen. Nur darauf wollte Herr Möllemann hinweisen, als er Herrn Friedman vorwarf, anti- semitischen Stimmungen Vorschub zu leisten.

Gottfried Dyrssen, Jesteburg

 

 

Rückkehr zu den Wurzeln

Betr.: Folge 20 - "Mit der Bahn nach Königsberg"

Die Bahn aus ihrem Artikel fährt seit zwei Jahren nicht mehr. Schikane von den Polen. Angeblich zu teuer. Jetzt fährt zwei- bis dreimal die Woche ein russischer Bus vom Berliner Busbahnhof nach Königsberg.

Ich selbst bin Königsbergerin, im März 1948 kam ich mit neun Jahren mit meiner Mutter nach Deutschland. Da mich das Heimweh nie losgelassen hat, bin ich jetzt dabei, nach Königsberg umzusiedeln. Ich habe sehr viele Bekannte und Freundinnen dort und habe mir ein Haus mit großem Garten gemietet. Somit geht mein Wunschtraum in Erfüllung, in der Heimat begraben zu werden.

Es gibt schon einige, die auch zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind. Es wird nicht leicht sein, aber ich habe immer gesagt, daß, wenn ich Rentnerin bin, ich wieder in Richtung Heimat ziehe.

Ingrid Eichhorn, Berlin

 

 

Freundschaftsverträge und Gedenksteine

Betr.: Folge 21 - "Vertragsabschluß"

Die einen schließen Verträge über "Partnerschaftliche Zusammenarbeit" und haben sich damit mit den eingetretenen Bedingungen arrangiert, die anderen lassen sich die Erlaubnis geben, Gedenksteine mit fast nichtssagenden Inhalten zu weihen wie "zum Gedenken an die Menschen, die hier oder fern der Heimat in Gottes Erde ruhen" (wo auch sonst?) und danken denen, die solche Zeremonien 50 Jahre nach einer bespiellosen Vertreibung gestatten. Dann sind da noch die Russen, die trotz aller Spekulationen auf zu erwartende EU-Regelungen ihren Anspruch auf Königsberg konsequent durchzusetzen versuchen, wie es den Polen durch eingangs erwähnte Gesten ohnehin bescheinigt wird. Dazu wird alles mit schön gesammelten Kulturgütern geschmückt, die denen, die sie ausstellen, nicht gehören und die wohl auch eher durch Zufall davor bewahrt wurden, von ihnen vernichtet zu werden.

Und wir Ostpreußen, sollen wir nun über all das in Entzücken geraten? 

Otto Dittkrist, Berlin

 

 

Internetseite

Betr.: Ostpreußen

Ich, Königsberger, bin vor 50 Jahren von Deutschland in die USA ausgewandert. Amerika war gut zu mir. Ich hatte hier ein sehr erfolgreiches Leben, durfte sogar bei den ersten Mondlandungen der Apollo Mission innerhalb des NASA Launchteams in Cape Canaveral in Florida mitarbeiten.

Meine Söhne Yorck (31) und Nicholas (28) bezeugen als gebürtige Amerikaner ebenfalls ein großes Interesse am Schicksal unser Stammesheimat Ostpreußen. Mein Sohn Nicholas hat sogar auf Englisch eine kleine Internetseite über Ostpreußen ( www.nicholas.haase.com/ostpreussen.htm  ) gestaltet, damit die ganze Welt über das Schicksal unserer ostpreußischen Mitmenschen unterrichtet wird. 

Peter P. Haase, Florida, USA

 

 

Königsberger Schloß

Betr.: Wahrzeichen der Stadt Königsberg

Zunehmend ist festzustellen, daß als das Wahrzeichen der Stadt Königsberg anstelle des Schlosses der Dom verwendet wird. Nichts ist gegen den Dom als Abbildung zu sagen, im Gegenteil, jeder ist glücklich, daß er in der alten Form wieder ersteht. Dieses historische Gotteshaus nimmt nach vollständiger Zerstörung Gott sei Dank langsam wieder seine frühere Gestalt an. Aber, und das sei hier ganz deutlich gesagt, das Wahrzeichen für Königsberg war, ist und bleibt nun einmal das Schloß.

Herbert Embacher, Hagen

 

 

Orden für Ruth Geede

Betr.: Ruth Geede

Jetzt ist es endlich an der Zeit, Ihre Ruth Geede zu loben, die mit einer Akribie Steinchen für Steinchen zusammenfügt und Mitmenschen glücklich gemacht hat, und das fast ein Leben lang. Ihr gebührt das Bundesverdienstkreuz - dafür möchte ich Sie, geehrte Frau Geede, vorschlagen. Bitte, liebes Ostpreußenblatt-Team, machen Sie sich stark dafür!

Sollte Ruth Geede den Orden schon haben, dann ist das bei mir untergegangen, wofür ich mich entschuldigen möchte.

Margot Mahner, Bremen