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27.07.02 / Kreisgruppe Hagen: Im Schlepptau eines Vertreters

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Juli 2002


Kreisgruppe Hagen: Im Schlepptau eines Vertreters
Hagener Bürger lernten die Heimat ihrer Patenkinder kennen
von Herbert Embacher

Hagener Bürger lernen die Heimat ihrer Patenkinder kennen." Unter diesem Motto stand die diesjährige Fahrt der Kreisgruppe Hagen nach Ostpreußen unter der Leitung des Kreisvertreters von Lyck, Gerd Bandilla. 34 hochmotivierte und erwartungsfreudige Fahrgäste begaben sich auf eine Reise, von der die meisten nicht wußten, was sie erwartet. Natürlich waren auch einige darunter, die schon mehrmals mitgefahren waren und auch Landsleute, die sich darauf freuten, wieder einmal in der Heimat zu sein. Das Inte-resse allerseits war groß, da es doch bekannterweise so etwas wie eine "Seelenverwandtschaft" zwischen den Ostpreußen und den Westfalen gibt. Kein Wunder auch, wenn man weiß, daß rund 27 Prozent der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen Beziehungen unterschiedlicher Art zum deutschen Osten haben. Trotzdem ist es ein Phänomen, wie es Gerd Bandilla immer wieder gelingt, seine Truppe in kürzester Zeit so zusammenzu-

schweißen, daß sie einen fast familiären Charakter annimmt.

Am Sonnabend, dem 25. Mai, morgens um 6.30 Uhr begann die Studienfahrt ab Hagen, nachdem schon vorher Gäste aus Erftstadt zugestiegen waren. Es ging Richtung Posen, wo zum ersten Mal übernachtet wurde. Gegen 20.30 Uhr war das Etappenziel erreicht. Der Aufenthalt an der Grenze dauerte diesmal nur eine gute Stunde. Nach dem Abendessen saß man noch ein Stündchen zusammen, bevor sich dann alle zur Ruhe begaben. Schließlich ging es ja am nächsten Morgen weiter zum ersten großen Ziel, nach Lyck. Hier, in der Patenstadt Hagens, wurde vier Tage Station gemacht, Zeit genug, sich Stadt und Umgebung gründlich anzusehen. Während der Fahrt schon wurden allen Mitreisenden in kurzen Zügen, aber für alle verständlich, die deutsche wie die polnische Geschichte sowie die Folgen des Zweiten Weltkrieges erklärt. Und das war nötig, denn man mußte feststellen, daß es durchaus nicht allen klar war, daß man durch altes deutsches Land fuhr. Ein Ergebnis der "Umerziehung", die nach dem Kriege systematisch betrieben worden ist. Alle lernten die herrliche Umgebung der schönen Stadt Lyck kennen. Großen Anklang fand der obligatorische Besuch auf dem Hof der polnischen Familie Niedzwiecki in Kielen. Dieser Hof gehörte früher den Großeltern von Reinhard Bethke. Hier wurden die Reisenden wieder hervorragend bewirtet mit Bigos, Bier, Wodka, Kaffee und Kuchen. Ein Höhepunkt war eine Schiffahrt über vier der Masurischen Seen und das anschließende Bootstaken auf dem Krutinna-Fluß. Obwohl der Wettergott bis dahin immer gnädig gewesen war, hier wurde die Gruppe dann doch einmal naß. Dies aber tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

Am Mittwoch wurde die Wallfahrtskirche Heiligelinde besucht, eine Perle der Christenheit in Ostpreußen. Hier wurde der Reisegruppe ein Orgelspiel mit den berühmten beweglichen Engelfigu-

ren geboten. Weiter ging es dann zur Deutschen Minderheit in den "Wasserturm" zur gemütlichen Kaffeerunde. Der Besuch in Lyck endete mit einem tollen Grillabend bei Musik und guter Laune im Hotel "Horeka".

Am nächsten Tag ging es früh weiter Richtung Nidden auf der Kurischen Nehrung zum nächsten längeren Aufenthalt. Das Wetter war typisch ostpreußisch, also schön. Es war schon eine tolle Sache, vor allem für diejenigen, die so etwas noch nie gesehen hatten, rechts das Haff, links die Ostsee. Während des viertägigen Aufenthaltes dort wurden unter anderem das Thomas-Mann-Haus besucht, eine Wanderung zur "Hohen Düne" unternommen, und wer wollte, konnte auch noch den Strand der Ostsee aufsuchen. Leider mußte die Tagesfahrt nach Königsberg wegen der bekannten Querelen auf politischer Ebene ausfallen.

Dafür gab es eine zünftige Fahrt mit einem Kutter über das Kurische Haff. Im Memeldelta wurde angelegt und ein Picknick mit allen Köstlichkeiten des Landes gemacht. In gehobener Stimmung ging es schließlich zurück "an Land". Der Sonntag stand zur freien Verfügung. Wer wollte - und das waren viele, nahm an dem Gottesdienst teil, den die beiden dortigen Pfarrer - ein deutscher und ein litauischer - in der historischen evangelischen Kirche von Nidden hielten. Ein Spaziergang zur Ostsee schloß sich an. Am letzten Abend in Nidden erlebte die Reisegruppe eine schöne und wirklich gekonnte Folkloredarbietung, die großen Beifall fand.

Nun neigte sich die schöne Exkursion dem Ende zu. Aber noch ein ganz besonderer Höhepunkt sollte folgen. Nachdem gemeinsam auf dem Memeler Theaterplatz vor dem "Ännchen"-Denkmal das Lied "Ännchen von Tharau" gesungen worden war, ging es gegen Abend auf die Fähre, die die Reiseteilnehmer in zwei Nächten und einem Tag nach Kiel brachte. Diese Fahrt auf See, vor allem der Tag bei strahlendem Sonnenschein, der auch so manchen Sonnenbrand einbrachte, wird wohl allen unvergeßlich sein.

In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt angekommen, wurden die Teilnehmer zu ihren jeweiligen Wohnorten gebracht, und eine schöne Zeit in größter Harmonie ging zu Ende.

 

Gruppenbild mit Vertreter: Der Kreisvertreter von Lyck Gerd Bandilla (rechts) mit seiner Gruppe vor dem "Ännchen"-Denkmal, wo gemeinsam "Ännchen von Tharau" gesungen wurde Foto: Embache