19.04.2024

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03.08.02 / Ostpreußische Impressionen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. August 2002


Hans-Jürgen Mahlitz: 
Ostpreußische Impressionen

Alles strahlte: Die Sonne vom ermländischen Himmel, die Mienen derVeranstalter angesichts des guten Besuchs und reibungslosen Verlaufs - und natürlich auch die teils von weither angereisten Teilnehmer. Die Landsmannschaft Ostpreußen hatte zum Sommerfest geladen, und mehr als 1.200 Menschen waren dem Ruf ins Universitätsstadion von Allenstein gefolgt - heimatverbliebene und heimatvertriebene Ostpreußen, andere Deutsche, die sich aus innerer Überzeugung der Geschichte und der Zukunft Ostpreußens verpflichtet fühlen, und auch eine beträchtliche Zahl von Polen. Menschen aus der Stadt, die heute amtlich den Namen Olsztyn führt, Studenten, die einfach einmal schauen wollten, was da auf "ihrem" akademischen Sportplatz los ist, aber auch eine ganze Reihe von "Offiziellen". Besonders zu erwähnen sind hier Marek Wiktor Leyk, der Beauftragte für Minderheitsfragen in der Region Allenstein, und Jerzy Czeslaw Malkowski, der Stadtpräsident, was dem Amt des Oberbürgermeisters in einer deutschen Großstadt entspricht. Weitere hochrangige polnische Würdenträger hatten zwar nicht persönlich kommen können, zumindest aber ausführliche und ausgesprochen freundliche Grußworte übermittelt.

Interessant und aufschlußreich war es, die Worte polnischer Politiker anläßlich dieses Sommerfestes zu vergleichen mit einigen polnischen (und deutschen!) Pressestimmen vor wenigen Wochen, unmittelbar nach dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Leipzig: Einen krasseren Gegensatz kann man sich kaum noch vorstellen. Die Landsmannschaft und ihr Leipziger Ehrengast Edmund Stoiber hätten den Geist des Katen Krieges heraufbeschworen, wollten die "Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs" revidieren und verhinderten eine friedliche und freundschaftliche Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses, hieß es vor einem Monat.

Ein paar Tage später wurde nachgelegt: Die Forderung nach Aufhebung der polnischen Vertreibungs- und Entrechtungsdekrete sei geradezu blamabel und lächerlich, da dies ja längst erfüllt sei. Die LO-Spitze und andere betroffene Vertriebenenrepräsentanten ließen sich von dem Mediengeschrei nicht verwirren und taten genau das Richtige: Sie klärten die Dinge vor Ort in Warschau und straften mit den Ergebnissen ihrer dortigen Gespräche all jene Lügen, die ihnen "Betonkopf-Mentalität" oder Schlimmeres vorgeworfen hatten.

Wie erfolgreich diese jüngste politische Offensive der deutschen Vertriebenen, insbesondere der LO, war, ließ sich an diesem heißen Sommersonntag in Alleinstein deutlich spüren. Wenn hochrangige Kommunalpolitiker jener Region, aus der vor einem halben Jahrhundert Deutsche mit brutaler Gewalt verjagt wurden, heute die Repräsentanten der Landsmannschaft in deutscher Sprache demonstrativ begrüßen als Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren, dann ist das mehr als eine Geste des guten Willens - das ist ein Politikum.

Wie konnte die LO diesen nicht unbedeutenden Fortschritt erreichen? Nicht durch Nachgiebigkeit und Unterwürfigkeit, sondern durch Standfestigkeit, Prinzipientreue und klare Akzentuierung ihres Standpunkts in bestimmten Kernfragen. Heute zeigt sich: Wer aufrecht geht, wird ernst genommen; wer immer nur kriecht, wirkt nicht glaubwürdig, sondern verdächtig. Dies vor Ort bestätigt zu bekommen, war - neben vielen anderen positiven Eindrücken - die wohl wichtigste meiner ostpreußischen Impressionen im Zusammenhang mit diesem Sommerfest in Allenstein.