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03.08.02 / Vor 90 Jahren wurde die Bildhauerin und Malerin Dore Kleinert in Tilsit geboren

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. August 2002


Arbeit als Quelle der Kraft
Vor 90 Jahren wurde die Bildhauerin und Malerin Dore Kleinert in Tilsit geboren

Kunst als Lebenshilfe" wa ihr Motto. Kein Wunder, daß die Ostpreußin einen derart hintergründigen Humor verbreitete, wenn sie aus ihrem Leben erzählte? Schmunzelnd berichtete die am 1. August 1912 als Tochter des Baumeisters Emil Philipp in Tilsit geborene Dore Kleinert von ihren Erlebnissen in der Heimat, als sie noch in der Feuilletonredaktion der "Preußischen Zeitung" arbeitete oder als Lehrerin in der Dorfschule in Zimmerbude, Kreis Pillau. Die Kunst hat ihr viel geholfen, vor allem später, als sie im Westen eine neue Existenz aufbauen mußte. Bis 1978 wirkte sie als Lehrerin an Hamburger Schulen. Erst nach ihrer Pensionierung konnte sie sich intensiv mit der Kunst befassen, ein Traum, den sie bereits in früher Jugend hegte.

Nach dem Abitur besuchte Dore Kleinert zunächst die Kunst- und Gewerkschule in Königsberg, wo sie bei Prof. Erich Schmidt-Kestner Bildhauerei und bei Prof. Ernst Grün Graphik studierte (1932 bis 1934). In München ließ sie sich an der Kunstakademie bei Gulbransson und Schinnerer ausbilden und belegte an der Universität die Fächer Kunstgeschichte und Zeitungswissenschaften (1934 bis 1936). Nach Königsberg zurückgekehrt, vervollkommnete sie ihre Studien an der dortigen Kunstakademie bei Prof. Franz Marten und Prof. Wilhelm Heise. Der Zweite Weltkrieg, dem auch ihr Mann zum Opfer fiel, und die anschließende Flucht in den Westen machten viele Träume zunichte. In Hamburg, das sie auf abenteuerlichen Wegen erreichte, nahm Dore Kleinert ihr Studium wieder auf und legte zwei pädagogische Staatsexamen ab. Die Arbeit mit den Schülern und die Begegnung mit jungen Menschen bereitete der Ostpreußin viel Freude und hielt sie jung.

Zeichnungen, Porträts mit großem Einfühlungsvermögen zu Papier gebracht, zarte Blumenpastelle, aber auch kraftvolle Landschaften in Acrylfarben sind in dem Schaffen der Tilsiterin zu finden. "Wenn ich ein Porträt zeichne, dann rücke ich von mir selbst ab und schlüpfe in eine andere Haut. So befreie ich mich von eigenen Sorgen und Nöten, die mich vielleicht gerade plagten", erzählte sie einmal bei einem Besuch in ihrem gemütlichen Hamburger Heim. "War eine solche Arbeit dann erfolgreich, bin ich glücklich, und meine Arbeit wird mir zu einer Quelle der Kraft. Ich hole das Draußen in mich herein, ziehe daraus das Wesentliche und stelle es dar."

Ein wichtiges Kapitel in dem Schaffen der Künstlerin waren auch die reizvollen Skulpturen aus fein schamottiertem weißen oder einem grob schamottierten dunklen Ton. Angefangen hatte sie auch hier mit Porträts, dann aber waren es die kleinen Fundstücke am Wegesrand - ein Stein, eine bizarre Wurzel, ein Stückchen von einem Knochen -, die sie anregten, abstrakte plastische Formen zu gestalten. Bis ins hohe Alter arbeitete Dore Kleinert mit Ton, und es entstanden zauberhafte Objekte, die von ihrer großen Kunstfertigkeit kündeten. - Am 8. August, nur wenige Tage nach ihrem 85. Geburtstag, starb Dore Kleinert in Hamburg. os

Dore Kleinert: Nike (Ton), Foto: Archiv