19.04.2024

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10.08.02 / Kunstgenuß mit Wörterbuch

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. August 2002


Michels Stammtisch:
Kunstgenuß mit Wörterbuch

"Sind Deutsche als Besucher bei der Documenta 11 etwa unerwünscht?" fragte sich der Stammtisch im Deutschen Haus, als er sich über die Weltkunstausstellung unterhielt, die derzeit in Kassel stattfindet. Alle Erklärungen zu den dort gezeigten Exponaten seien nämlich in englischer Sprache abgefaßt, nur hin und wieder finde man ein deutsches Wort.

Es sei schon merkwürdig, wenn Studenten deutscher Kunsthochschulen, die im Rahmen ihres Studiums die documenta besuchen, mehr oder weniger krampfhaft ihre englisch-deutschen Taschenwörterbücher zücken müßten, um wenigstens einigermaßen mit den gebotenen Kunstwerken fertig zu werden. Der Stammtisch meinte, wenn das schon denjenigen so ergehe, die Kunst studieren, wie sehr überfordert müsse dann die große Masse der deutschen "Durchschnittsbesucher" sein, wenn sie enttäuscht und frustriert den präsentierten "Entwicklungen der Weltkunst" gegenüberstehe.

Der Stammtisch erinnerte sich an Besuche im Ausland: bei weltweiten Ausstellungen in Lissabon waren die Beschriftungen portugiesisch, in Sevilla spanisch, in Rom italienisch. Erst darüber hinaus gab es auch Erläuterungen in englisch als Weltverkehrssprache und in anderen Sprachen. Das sei vernünftig und richtig: nämlich höflich gegenüber den Gästen und selbstverständlich gegenüber den Bürgern des veranstaltenden Landes.

Die documenta 11 hingegen lasse den Eindruck sprachlicher Arroganz entstehen. Wenn die Veranstalter meinen, Kunstwerke sprächen "für sich selber" und bräuchten darum keine sprachliche Interpretation, dann beweise das einmal mehr die Nähe von Arroganz und Dummheit, denn warum werden solche Erläuterungen dann in Englisch gegeben, fragte der Stammtisch.