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17.08.02 / Die Mauer in den Köpfen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. August 2002


Hans-Jürgen Mahlitz:
Die Mauer in den Köpfen

Es blieb merkwürdig ruhig an diesem 13. August. In den meinungsbildenden Massenmedien (auch in den Blättern, deren Verleger einst Axel Springer hieß!) fand das Thema gar nicht oder allenfalls in kleinen Meldungen auf den hinteren Seiten statt. Nur wenige Politiker fanden im Wahlkampfgetriebe ein paar Minuten Zeit zum Gedenken. Und jene wenigen, die es immer noch für ihre moralische Pflicht hielten, sich an diesem Tag und aus diesem Anlaß zu öffentlichen Veranstaltungen zu versammeln, wurden nicht einmal mehr wie früher als "Ewiggestrige" verunglimpft, sondern schlicht und einfach ignoriert - Mauer-Demonstrationen unter Ausschluß des öffentlichen Interesses.

Die Berliner Mauer, deren Bau sich nun zum 41. Mal jährte, hatte 28 Jahre lang das Bild der Hauptstadt geprägt. Man konnte sich kaum vorstellen, wie eigentlich ein Berlin ohne dieses Beton-Monstrum aussehen könnte, wie es wäre, wenn man so einfach mal durch das Brandenburger Tor spazieren dürfte. Die Berliner - nicht alle, aber allzu viele - hatten sich an den "antifaschistischen Schutzwall" gewöhnt, hatten sich mit der Teilung ihrer Stadt arrangiert. Im Ostteil "flüchteten" die Menschen ins Private, im Westen in die Aufgeregtheiten der Konsum- und Mediengesellschaft. Die wenigen, die im Sinne des Wortes flüchteten oder zu flüchten versuchten, nämlich aus dem Staats-Gefängnis namens DDR, wurden von Entspannungspropheten fast schon als Störenfriede empfunden. Vor allem, wenn ihre Fluchtversuche scheiterten ...

Nach dem Ende der DDR sind die Reste der Schandmauer erstaunlich schnell aus dem Stadtbild verschwunden. Daran ist nichts zu kritisieren; eine solche Stadt hat Anspruch darauf, daß man die ihr zugefügten Wunden verheilen läßt. Fraglich ist aber, ob wirklich genug getan wurde, um die mahnende Erinnerung an die unseligen Zeiten der Teilung im positiven Sinne wachzuhalten: mit dem erklärten Ziel, Verhältnisse, die ein solches Monstrum möglich machen, nie mehr zuzulassen, und Politikern, die Menschen so etwas antun, nie mehr eine Chance zu geben.

Unter diesem Aspekt hat man sich in Berlin und in ganz Deutschland viel zu schnell daran gewöhnt, daß es die Mauer nicht mehr gibt. Und nur so konnte die "Mauer in den Köpfen" entstehen, in deren Schatten Mißtrauen, Unverständnis, Vorurteile und gegenseitige Verdächtigungen gedeihen.

Die Mauer aus Beton, die seit dem 13. August 1961 "real existierte", wurde errichtet von deutschen Kommunisten, Machthaber von Moskaus Gnaden, genannt SED. Die "Mauer in den Köpfen", die heute noch das Zusammenwachsen erschwert, hat die gleichen Bauherren. Heute nennen sie sich PDS, und den "(Wahl-)Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen" beherrschen sie fast noch erfolgreicher als früher den gegen "Republikflüchtlinge".