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17.08.02 / Heiligenbeil: Die Toten geehrt

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. August 2002


Heiligenbeil: Die Toten geehrt
Deutscher Soldatenfriedhof seiner alten Bestimmung übergeben

Nach jahrelangen Bemühungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. konnte am 29. Juni nun endlich die Kriegsgräberstätte auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Heiligenbeil eingeweiht werden. Bereits am Vorabend begannen die Feierlichkeiten mit einem Abendessen, zu dem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ins Hotel "Y Mocta" ("Zur Brücke") geladen hatte. Zu den Gästen gehörten außer dem Bürgermeister Nikolay Laschko, der die der Einweihung vorausgegangenen Bemühungen unterstützt hat, Vladimir Michalow von der Abteilung für auswärtige Beziehungen in der Gebietsverwaltung Königsberg, Boris Schermetjew von der Vertretung des russischen Außenministeriums in Königsberg, der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, Albrecht Conze, der Luftwaffenattaché Oberst i. G. Ekkehard Hetzkes, dessen Mitarbeiter Heider, der Pope der russisch-orthodoxen Gemeinde im Ort Efgenij, die Stadtarchitektin Larissa Kwatschuk, der Leiter der örtlichen Miliz, Victor Michajlowitsch, der Architekt Klevenski, die Bauunternehmer Beljaew, Wolodja Janowski und Tuchowakow, das Vorstandsmitglied der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e.V. Ortwin Springer sowie der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Karl-Wilhelm Lange, und seine Mitarbeiter Stefan Dworak und Hartmut Feuerriegel. Nach den Begrüßungsworten des Bürgermeisters Laschko und des Volksbundpräsidenten Lange wurde das Abendessen eingenommen. Danach ergaben sich interessante Gespräche, bei denen sich unter anderem herausstellte, daß Feuerriegel sechsmal im Jahr vor Ort ist, um sich über den Zustand der Kriegsgräberstätte zu informieren.

Am eigentlichen Einweihungstag versammelten sich um 13.45 Uhr vor der ehemaligen Mittelschule am Feyerabendplatz, dem heutigen Rathaus, die Vertreter des Volksbundes, der Königsberger Administration, der Bundesrepublik Deutschland, der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil und der 24. Panzerdivision sowie deutsche und russische Veteranen, deutsche Vertriebene aus der Stadt Heiligenbeil wie dem umliegenden, gleichnamigen Kreis, eine vom Volksbund organisierte deutsche Reisegruppe sowie viele russische Stadtbewohner.

Gouverneur Wladimir Jegorow war extra aus der Gebietshauptstadt Königsberg angereist. Ihm wurde bei der Gelegenheit von Ortwin Springer und der Leiterin der Bibliothek, Nelli Kusnezowa, der Ausstellungsraum der Kreisegemeinschaft im Rathaus gezeigt. In diesem seit 1995 sehenswertesten Raum zeigt die Kreisgemeinschaft in Zusammenarbeit mit der russischen Administration heimatkundliche Ausstellungen. Bei seinem Besuch bekam der russische Politiker auch die Festschrift "700 Jahre Heiligenbeil", Heimatblätter und Fotos vom historischen Heiligenbeil zu sehen. Er zeigte sich beeindruckt, bedankte sich und ermunterte dazu, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Um 14.30 Uhr formierte sich der Zug der Teilnehmer und setzte sich in Richtung des russischen Ehrenmals auf dem Platz vor dem Rathaus in Bewegung, an der Spitze je ein deutscher und ein russischer Kranzträger aus dem Jugendlager. Nach einer kurzen Ansprache des Volksbundpräsidenten Lange wurden die Kränze niedergelegt. Die in den Bundesfarben gehaltene Schleife der Kreisgemeinschaft trug als Aufschrift neben "Kreisgemeinschaft Heiligenbeil" die Worte "Den russischen Soldaten".

Anschließend ging es zum ehemaligen deutschen Friedhof am Wasserfall an der Jarft. Auf dem Gelände ruhen 4.285 Tote aus zwei Weltkriegen. Bereits im Jahre 1914 wurde ein Soldatenfriedhof für deutsche und russische Soldaten angelegt. Während der Schlacht im sogenannten Heiligenbeiler Kessel wurden hier im Februar und März des Jahres 1945 weitere 3.270 Soldaten, Flüchtlinge und Bombenopfer bestattet. Der Umbettungsdienst des Volksbundes bettete im vorletzten Jahr weitere 998 Gebeine aus den verschiedenen Feldgräbern des Kreises Heiligenbeil ein. Mit Genehmigung der für das bis in die neunziger Jahre von der russischen Armee genutzte Gelände zuständigen Militärbehörden und der Unterstützung der Stadt Heiligenbeil wurde die Kriegsgräberstätte vom Volksbund mit russischen Baufirmen wiederherge- richtet.

Die Ehrenanlage enthält neben einem zentralen Mahnmal zwölf steinerne Namenstafeln. Auf der großzügig angelegten Rasenfläche sind des weiteren in losem Abstand aus je drei Kreuzen bestehende Formationen aus Granit aufgestellt. Die Wege sind mit Kies aufgeschüttet und planiert. Das Areal ist von einem eisernen Zaun samt Eingangsportal umgeben. Der hervorragende Zustand der Anlage ist nicht zuletzt Hans Linke zu verdanken, der mit Jugendgruppen verschiedener Nationalität wesentlich dazu beigetragen hat. Mehrere Sommer lang hat er hier arbeiten lassen.

Die Feierstunde wurde mit einem von einem Militärorchester aus Insterburg vorgetragenen Musikstück eingeleitet. Anschließend sprach Bürgermeister Laschko ein Grußwort. Die Gedenkrede hielt Volksbundpräsident Lange. Der Heiligenbeiler Pope Efjeny und Propst Wolfram aus Königsberg hielten die ökumenische Andacht. Musikalisch begleitet wurde die Andacht vom Chor der russisch-orthodoxen Gemeinde der Stadt. Mit einem gemeinsam gesprochenen Vaterunser endete die Andacht.

Die Totenehrung vollzogen dann Teilnehmer des Jugendlagers in russischer und deutscher Sprache. Anschließend wurden die Kränze niedergelegt. Auch in diesem Falle stammte der Kranz der Kreisgemeinschaft aus der Stadt selber, während die schwarzrotgoldenen Schleifen aus dem bundesdeutschen Westerstede mitgebracht worden waren. Die Worte auf ihnen lauteten "Kreisgemeinschaft Heiligenbeil" und "In stillem Gedenken". Jetzt wurde von der Kapelle das Trompetensolo "Ich hatt' einen Kameraden" gespielt. Mit dem Abspielen der Nationalhymnen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation endete die Feierstunde. Ein Empfang mit Buffet des Volksbundes im Hotel "Y Mocta" bildete den Abschluß der dem Anlaß durchaus würdigen Feierlichkeiten. O.S.

 

Namenstafeln: Neben dem im Hintergrund zu sehenden zentralen Mahnmal bilden die insgesamt zwölf Tafeln mit den Tausenden von Opfernamen sowie den entsprechenden Geburts- und Sterbedaten den Kern der Ehrenanlage für die Kriegsopfer

Fotos (3): Springer