19.04.2024

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17.08.02 / Die ostpreußische Familie extra

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. August 2002


Die ostpreußische Familie extra
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde der Ostpreußischen Familie,

früher gab es einmal um diese Jahreszeit das sogenannte "Sommerloch". Da tauchte dann das Ungeheuer von Loch Ness als Pausenfüller auf - aber von Nessie hört und sieht man nichts mehr, weil es kein Sommerloch mehr gibt. Politisch geht's rund wie noch nie, das Wetter schlägt Kapriolen und sorgt für Schlagzeilen - na, und bei uns herrscht sowieso keine Sommerflaute, denn da gehen seit Leipzig die Wellen hoch. Noch nie hatte unsere Ostpreußische Familie zur Sommerzeit solch einen hohen Posteingang zu verzeichnen wie in diesen Wochen. Und was noch mehr wiegt als die Anzahl der Briefe, Karten und E-Mails: Die Fragen werden immer schwieriger, die Probleme sind vielschichtiger geworden, die Hoffnungen erscheinen kaum noch erfüllbar. Denn bei den meisten Suchfragen handelt es sich um Menschen, von denen seit einem halben Jahrhundert und oft noch länger jede Spur fehlt.

Trotzdem: Wir geben die Hoffnung nicht auf und suchen weiter. Ich muß mit den Fragen beginnen, die schon länger zurückliegen und bisher nicht berücksichtigt wurden, weil sie nicht mit wenigen Zeilen abgetan werden konnten. Oder die noch Recherchen benötigten, was leider immer öfters der Fall ist, weil die Angaben ungenügend oder nicht lesbar sind!

Was für Schicksale tauchen da in manchen Briefen auf! So wie in dem Schreiben von Monika Kändler, die endlich etwas Licht in ihre Familiengeschichte bringen möchte, die in die Elchniederung zurückführt. Dort wurde ihr verstorbener Vater Heinrich Peldszus 1928 als zweites Kind des Müllers Gustav Peldszus und seiner Frau Helene, geb. Semmling, in Wolfsdorf geboren. Der zwei Jahre ältere Bruder Alfred erblickte in Kaukehmen (Kuckerneese) das Licht der Welt, der jüngste Sohn Herbert 1929 in Adelshof, Kreis Tilsit-Ragnit. Weil der Vater arbeitslos wurde, ging er in den Westen und arbeitete bei den Dortmunder Mühlenwerken. Mutter Helene blieb mit den Kindern in Ostpreußen. Sie schneiderte Kleidung, die ihre Mutter Maria Semmling auf den umliegenden Märkten verkaufte.

Anfang der 30er Jahre begann das Unheil: Helene lernte einen anderen Mann kennen und lieben. Wahrscheinlich war diese Liebe aussichtslos, denn das Paar erschoß sich gemeinsam in einem Waldstück. Frau Kändlers Vater hat über diese Tragödie, die er als Kind erlebte, zeitlebens geschwiegen. Die drei Jungen wurden von ihrer Großmutter Maria Semmling in Großwingen, Kreis Tilsit-Ragnit, aufgezogen und kamen nach deren Tod 1941 in verschiedene Pflegefamilien. Der Selbstmord des Liebespaares dürfte als außergewöhnliches Ereignis vielleicht noch manchen älteren Landsleuten in Erinnerung sein - jedenfalls erhofft sich das Frau Kändler.

In zweiter Ehe war Gustav Peldszus mit Gerda Friederici verheiratet, der gemeinsame Sohn Siegfried wurde 1934 geboren. Ab 1939 hat das Paar in Georgenhorst bei Kreuzingen gelebt. Wer weiß etwas über das Schicksal von Gerda und Siegfried Friederici, gibt es noch weitere Verwandte? Auch über ihren Onkel Herbert Peldszus möchte Frau Kändler etwas erfahren. Er hat 1946/47 in Heiligenbeil gelebt, wurde dann wohl ausgewiesen, denn von einem ehemaligen Einwohner von Großwingen erhielt sie kürzlich zwei Fotos, die ihn mit seiner schwangeren Frau bei der Trauung Anfang der 50er Jahre zeigen. Frau Kändler hat schon die Suchdienste bemüht und etwa 100 Teilnehmer mit dem Namen Peldszus angerufen - alles vergeblich. Sie erhofft sich jetzt endlich einige Hinweise aus unserem Familienkreis. (Monika Kändler, Müsinger Straße 14 c in 31675 Bückeburg).

Lewe Landslied, Ihr seht, wieviel Platz allein die Bearbeitung eines Suchwunsches benö- tigt. Der nächste ist noch schwieriger, weil ich eine Fülle von Angaben durchforsten muß, die zum Teil sehr verwirrend sind. Ich weiß deshalb nicht, ob mir eine klare Definition geglückt ist. Die Frage kommt aus Norwegen und wird von Bjarne Paul Nerby gestellt. Sie betrifft seinen Vater, den Kaufmann Paul Ernst Gustav Schuckel, geboren am 22. September 1902 in Lichtenberg bei Berlin, und dessen Brüder Otto (geboren 1898) und Erich (geboren 1901) Schuckel. Paul Schuckel heiratete im März 1938 die verwitwete Gastwirtin Berta Anna Martha Senkonwski, geb. Rudieger in Berlin. Seine Adresse lautete damals Berlin, Voltastraße 27. Die Schuckels stammen aus der Elchniederung und schrieben sich früher Schukkel. Pauls Eltern waren Friedrich Schukkel (geboren 1869) und Anna Bertha Karoline, geb. Reinke (geboren 1864), aus Sandfluss. Die Linie geht mit großer Wahrscheinlichkeit zurück auf Johann Gottlieb Schukkel (geboren 1814) und Mathilde Antoinette, geb. Matzki. Von diesem könnte auch Fritz Schukkel (geboren 1922, verstorben 1996 in Berlin) abstammen, mit dessen Witwe Herr Nerby in Verbindung steht. Es ist leider unmöglich, alle "Schukkels" aufzuführen, die in dem Schreiben als vermutliche Verwandte genannt werden. Ich kann mich nur auf folgende Fragen konzentrieren: Wer hat unter seinen Vorfahren die hier namentlich Aufgeführten, wer glaubt, mit dem Frager verwandt zu sein? (Bjarne Paul Nerby, Furulundjordet 2 in N-2070 Raholt, Norwegen.)

Sehr deprimierend ist das Schreiben von Bruno Koch. Hier resigniert ein Mensch, der Schweres im Leben durchgemacht hat und auch jetzt noch eine schlimme Abfuhr auf seine Fragen bekommt - und das ausgerechnet von einem Kirchenkreis! Aber vielleicht können wir ihm helfen. Unser Landsmann sucht Auskunft über Martha Groß, geb. Skujat aus Rodenwalde, Kreis Labiau (geboren etwa 1903). Ihr Ehemann Emil Groß war als Soldat an der Westfront und landete dann irgendwann und irgendwo bei Herford. Die Eheleute Groß waren Nachbarn der Familie Koch in Rodenwalde. Nach dem Russeneinfall blieben sie gemeinsam in ihrem Heimatort. Bruno Koch betreute als 26jähriger - als einzige männliche Kraft außer dem beinamputierten Großonkel - die zehn Frauen, darunter auch Martha Groß und ihre schwerhörige Schwester Mine Skujat, zimmerte für deren verstorbene Mutter einen Sarg aus Scheunen- brettern und brachte ihn zum Friedhof. Im Herbst 1946 kamen alle auf die Kolchose in Kreuzingen. 1947 ging Bruno Koch nach Litauen.

Seitdem hat er nichts mehr von Martha Groß gehört. Wahrscheinlich ist sie 1948 mit einem Transport aus Kreuzingen ausgesiedelt. Herr Koch nimmt an, daß sie nach Herford gekommen ist. Da Frau Groß sehr gläubig war, schrieb er an den Kirchenkreis Herford mit der Frage, ob dort etwas über die Gesuchte zu erfahren sei, und erhielt die lapidare Antwort: "Leider können wir Ihnen aus Datenschutzgründen über die Familie Ihres ehemaligen Nachbarn keine Auskunft geben." Daß Herr Koch nun verbittert ist, verstehe ich und hoffe, daß wir ihm helfen können. Deshalb meine Fragen: Wer weiß, wo Bertha Groß und ihr Mann Emil Groß aus Rodenwalde geblieben sind? Waren sie in oder um Herford bekannt? Wer kann etwas über die Genannten aussagen? Gibt es Kinder oder andere Verwandte? Vielleicht wäre es für unseren Landsmann schon tröstlich, wenn sich auch andere Rodenwalder melden würden! (Bruno Koch, Pestalozzistraße 30 in 08062 Zwickau.)

Unsere Leserin Rosemarie Makowe übermittelt die Bitte eines guten Freundes aus Kindertagen, der die Suche nach seinen Angehörigen eigentlich aufgegeben hat, weil sie bisher erfolglos blieben. Nun macht Frau Mokowe ihm wieder Mut, weil unsere Ostpreußische Familie doch schon so viel bewegt hat. Fritz Neumann stammt aus dem Kreis Insterburg. Seine Mutter Lina Neumann, geb. Nohs (geboren 20. November 1901) flüchtete zusammen mit ihrer jüngsten Tochter Ilse-Hildegard (geboren 2. Dezember 1931) vom Gut Lindenwalde, Kreis Insterburg. Der Sohn bekam noch einmal Post von seiner Mutter aus Mohrungen - von da an hat er nichts mehr von Mutter und Schwester gehört. Eine Tante soll bei einem Treffen in Thüringen eine Liste gesehen haben, auf der angeblich der Name der Mutter gestanden hätte. Leider ging alles sehr schnell, so daß sie sich nichts merken konnte. So ist also bisher nicht nachforschbar, um welche Liste es sich handelte und ob der angegebene Name auch tatsächlich der seiner Mutter war. Vielleicht ist es aufgrund dieser Angaben möglich, eine Spur von Mutter und Schwester zu finden. Jedenfalls hofft das Frau Makowe für Herrn Neumann - und wir auch. (Zuschriften an Rosemarie Makowe, Bogenstraße 4 in 25474 Hasloh.)

Mit dem nächsten Fall habe ich wieder mal meine Schwierigkeiten, weil auf dem Schreiben keine Anschrift vermerkt ist. Immer wieder bitte ich Euch, lewe Landslied und alle, die an mich schreiben, Namen und Adressen deutlich und in Druckschrift auf dem Briefbogen zu vermerken. Ich habe dieses Problem schon so oft behandelt, auch in Leipzig auf unserer Familienstunde. Es bedeutet für mich doppelte Arbeit - abgesehen von dem schlechten Gewissen, daß immer einige Schreiben unbearbeitet bleiben! Nun also zu dem Suchwunsch von Gertrud Gousch, geb. Hartmann aus Theuernitz-Abb., Kreis Osterode, die heute in Schwerte lebt. Sie sucht Arno Hubert aus dem Kreis Tilsit/Ragnit, der als 14jähriger mit seiner Mutter in ihr Heimatdorf kam. Das war im Frühsommer 1944, Frau Gousch war damals zehn Jahre alt. Bis zum Herbst blieben die evakuierten Familien, zu denen auch einige Berliner zählten, in dem Dorf. Die Familie Hartmann ging im Januar 1945 mit dem Treck auf die Flucht und kam wohlbehalten in den Westen. Frau Gousch möchte nun wissen, ob und wo Arno Hubert heute lebt und bittet ihn, sich zu melden. Aus den erwähnten Gründen sind die Zuschriften an die Ostpreußische Familie zu richten. Und Frau Gousch bitte ich, mir ihre genaue und gut leserliche Anschrift mitzuteilen, so daß ich eventuelle Mitteilungen an sie weiterleiten kann.

Der Name Hubert taucht auch in dem nächsten Suchwunsch auf, den Frau Korth aus Bad Salzungen stellt. Sie stammt aus Groß-Lindenau (kann auch Großleuchtenau oder so ähnlich heißen), der Mädchenname der 1937 Geborenen ist Eva Behrendt. Ihre Mutter verstarb vor dem Kriege, Eva und ihre beiden Brüder kamen zu Pflegeeltern, sie und der jüngere Bruder zu einer Familie Hubert. Der älteste Bruder wurde von einer Familie aufgenommen, die schon ein Kind hatte. Diese Pflegemutter fuhr wahrscheinlich in den letzten Kriegstagen nach Königsberg, um ihre Mutter zu holen, der Junge blieb mit einem Weißrussen auf dem Fluchtwagen zurück. Die Schwester hat nie wieder etwas von ihrem Bruder gehört. Sie muß aber auch von dem anderen Bruder getrennt worden sein, denn Frau Korth schreibt, daß sie immer nach ihren Brüdern und anderen Angehörigen gesucht hat, schon in einer Wochenschau im Jahre 1948. Die Vornamen ihrer Brüder hat sie nicht angegeben, sie schreibt auch nicht, wie sie von der Pflegefamilie Hubert getrennt wurde. Es bleibt also die Frage: Wer weiß etwas von dem Verbleib der Brüder Behrendt und der Familie Hubert? (Eva Korth, Dr.-Salv.-Allende-Straße 35 in 36433 Bad Salzungen.)

Lewe Landslied, Ihr erseht, wie schwer ein Suchwunsch zu formulieren ist, wenn die Angaben ungenügend sind. Deshalb freue ich mich, daß ich es da bei den nächsten Fragen leichter habe. Sie sind kurz und knapp formuliert, die Angaben präzise und leserlich - eine wahre Wohltat für mich.

"Wer kann sich an meine Schwester Irmgard Marwinski aus Gerdauen erinnern?" fragt Ilse Prechtel, geb. Marwinski, aus Harsbruck. Ich gebe ihr Schreiben im Wortlaut weiter: "Nach dem Einmarsch der Russen in Palmnicken wurde sie auf dem Fußmarsch in Richtung Königsberg von russischen Soldaten, die am Straßenrand standen, aus der Kolonne geholt, wie auch andere Mädchen und Frauen. Sie war damals 17 Jahre alt. Später soll sie in einem Lager in Königsberg gewesen sein. Wer war mit ihr zusammen und kann sich an sie erinnern? Alle Nachforschungen blieben leider ohne Erfolg!" (Ilse Prechtel, Am Spessart 10 in 91217 Hersbruck.)

Seine Schwester sucht auch Manfred Kalks (geboren 28. August 1940 in Königsberg), von deren Verbleib er so gut wie nichts weiß. Gisela Bensch (geboren 12. Oktober 1930 in Königsberg), ist die Tochter von Erna Kalks geb. Bensch (geboren 1908). Die letzte Wohnadresse war Aweider Allee, Baracke 5, in Königsberg. Nun Fragt Herr Kalks: "Wer war nach 1945 mit Gisela Bensch zusammen und erinnert sich an sie? Wer weiß, ob es Nachkommen oder andere Verwandte gibt?" (Manfred Kalks, Amselring 28 in 06408 Peißen.)

Bis zum heutigen Tag unauffindbar sind die Verwandten von Manfred Ritter, obwohl seit 1948 nach ihnen gesucht wurde. Es handelt sich um seine Cousine Ursula Kloos (geboren August 1941 in Königsberg) und ihren Bruder Winfried Kloos (geboren März 1944 in Königsberg), Kinder der Schwester seines Vaters, Ilse Kloos. Sie verstarb unter der russischen Zwangsherrschaft am 7. Juli 1947. Die Kinder wurden zur Kommandantur in Lauth gebracht und sollen anschließend in das Lager Rothenstein gekommen sein. Keine Spur führt aber in ein Kinderheim oder Waisenhaus in Deutschland. Wo sind die damals sechsjährige Ursula und ihr dreijähriger Bruder Winfried geblieben? Von Deutschen adoptiert, in russische Familien vermittelt oder schon als Kinder verstorben? Fragen, die jetzt nach einem halben Jahrhundert noch gestellt werden müssen, weil sie bisher unbeantwortet blieben. (Manfred Ritter, An den Auewiesen 12 in 23714 Malente.)

Und wieder einmal Ahnenforschung. Gert-Dietrich Wermke hat da Schwierigkeiten mit seiner mütterlichen Linie. Die führt in die Kirchspiele Ballethen, Kreis Darkehmen, und Groß Arnsdorf, Kreis Mohrungen, von denen es, wie Herr Wermke festgestellt hat, keine Unterlagen gibt. Es handelt sich um seine Urgroßeltern Friedrich Klein, Arbeiter (geboren 1904 in Groß Sobrost), und Caroline Klein, geb. Konrad, sowie um Gottfried Scharein, Schäfer, und Henriette Scharein, geb. Jäckel, beide wohnhaft in Nosewitz. Es fehlen vor allem ihre Geburts- und Heiratsdaten. Herr Wermke hofft, daß unter unseren Lesern entfernte Verwandte zu finden sind, die in ihren Ahnentafeln auch die hier Genannten haben. (Gert-Dietrich Wermke, Potsdamer Ring 11 in 15711 Königs-Wusterhausen.)

Dies ist noch nicht alles: Schaut in unserer "kleinen Familienspalte" weiter. Aber auch die langt noch nicht zur Erfüllung aller vorliegenden Suchwünsche. Also: Bitte warten!

Eure

Ruth Geede