25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.08.02 / Flutkatastrophe: Nationale Solidarität

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. August 2002


Flutkatastrophe: Nationale Solidarität
Endlich mahnen die Politiker an, was seit langem überfällig ist

Endlich haben sie es begriffen: Wenn das Wasser bis zum Halse steht, dann hilft nur noch der Appell an die nationale Solidarität. Bundeskanzler Schröder hat beim Besuch der zerstörten Orte und Landschaften in Sachsen die Parole ausgegeben, deren Umsetzung viele Probleme und vielleicht sogar die seelische Gesundung unseres Volkes ein bedeutendes Stück vorantreiben kann: nationale Solidarität!

Während in den vergangenen Jahrzehnten die in Deutschland bestimmenden Kräfte die Füllhörner ihrer Wohltaten am liebsten über ferne Völkerschaften - je exotischer und uns unbekannter, desto besser - ausschütteten, will der Bundeskanzler offenbar jetzt sein eigenes Volk in den Mittelpunkt der Hilfsbereitschaft der Landsleute stellen. Gut so, wenn es denn mehr ist als nur ein Wahlkampf-Gag.

Mit übergroßer Ängstlichkeit und ständigem Schielen auf das Ausland haben die verschiedenen Bundesregierungen und die sie unterstützenden Kräfte gerade die Mobilisierung und Aktivierung des nationalen Zusammengehörigkeitsgefühls vermieden. Schon bei der Wiedervereinigung 1989/90 hatte man nicht die Kraft zur Selbsthilfe, die in den Deutschen steckt, bemüht - aus der Furcht, daß daraus irgendwelche verrückten Linken auf einen kommenden "Faschismus" schlössen, oder aus Angst vor dem Ausland, wo mancher die Brauen runzeln könnte. Hätte Kohl nicht das schon damals durchschaubare Märchen verbreitet, der Aufbau des durch die Sozialisten zerrütteten Teiles Deutschlands könnte aus dem laufenden Steueraufkommen bezahlt werden, sondern hätte er statt dessen den nationalen Notstand ausgerufen und jeden einzelnen Deutschen um Hilfe zu dessen Beseitigung gebeten - er hätte einen überwältigenden Erfolg gehabt. Damals unterblieb ein dementsprechender Aufruf. Kommt er jetzt?

Natürlich ist die Hilfsbereitschaft um so größer, je näher einem die Menschen sind, die der Hilfe bedürfen. Zuerst hilft man sich in der Familie, dann hilft man sich innerhalb seines Landes. Anzusprechen sind alle Deutschen und alle, die sich mit dem deutschen Volk solidarisieren. Wer das nicht tut, wer sich nur bei uns im Lande aufhält, um vom Sozialsystem, das die Deutschen mit ihrer Arbeit geschaffen haben, zu schmarotzen, der ist mit diesem Appell nicht gemeint.

Es ist auch an der Zeit, nicht immer nur von "den Menschen draußen im Lande" zu schwafeln, wie es bei unseren Politikern üblich ist. Sie sollten endlich an die deutschen Landsleute und die mit ihnen solidarisch in unserem Land lebenden Ausländer appellieren.

Jetzt geht es darum, verwüstete Stadtteile, schwer geschädigte Natur, angeschlagene Betriebe, demolierte Kulturstätten wieder herzurichten. Das kann mit einem großen Kraftakt aller Deutschen und ihrer Freunde ohne weiteres gelingen. Es zeigt sich überall im Land eine große Hilfsbereitschaft. In Schleswig-Holstein, in dem dieser Artikel Mitte der vergangenen Woche geschrieben wird, waren aber bis dahin erst drei Feuerwehrkreise aufgefordert worden, ihre Hilfsmannschaften und Fahrzeuge nach Sachsen und Sachsen-Anhalt zu entsenden. Die übrigen beschwerten sich, daß sie nicht auch dabei sein dürfen. Das Technische Hilfswerk wartet geradezu auf den Einsatz in den Nachbargebieten. Vielleicht ist ja bis zum Erscheinen dieses Beitrages der Ruf ergangen.

In den nicht so stark betroffenen Gebieten Sachsens meldeten sich hilfsbereite jüngere Leute, und es ist beschämend zu sagen, daß in gewissen Regierungsbezirken und Städten keinerlei Vorkehrungen für die Aufnahme dieser Freiwilligen existierten. So irren sie von einer Institution zur anderen, um zu fragen, wo sie denn nun mit anpacken können. In manchen Bürokratien herrscht nicht nur Hilflosigkeit, sondern sogar unwillige Abwehr. Anderswo allerdings, und das sei rühmend hervorgehoben, klappt die Aufnahme der Hilfsbereiten vorzüglich.

Und noch etwas: Es muß sichergestellt sein, daß die Spenden, die jetzt auf die Konten der Hilfsorganisationen vom Roten Kreuz bis zur Caritas fließen, wirklich den notleidenden Landsleuten zugute kommen. Wenn - und aus dem Argwohn sprechen die Erfahrungen aus den Hilfsspenden für die damaligen Opfer der Oderflut - ein gut Teil der in Deutschland aufgebrachten privaten Spenden ins Ausland geht, weil man dort offenbar nicht die Notwendigkeit einer nationalen Kraftanstrengung gesehen hat, dann werden sich die Deutschen ausgenutzt und für dumm verkauft fühlen. Es geht jetzt um Spenden für den Wiederaufbau Ost, und dieser Aufruf muß umfassend sein. Nicht nur soziale Soforthilfen sind notwendig. Die Gelegenheit sollte genutzt werden, in einem gemeinsamen Kraftakt das zu vollenden, was bisher beim Aufbau Ost nur Stückwerk gewesen ist.

Bundeskanzler Schröder soll sich davor hüten, die Deutschen mit seinem Aufruf zur nationalen Solidarität getäuscht zu haben. Und möge die CDU endlich begreifen, daß der in den Reihen ihrer Führung weit verbreitete westliche Internationalismus jetzt Platz machen muß für das nationale Zusammengehörigkeitsbewußtsein. Hans-Joachim von Leesen