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24.08.02 / Wie konnte das passieren?

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. August 2002


Wie konnte das passieren?
Neue Bücher helfen das Geschehen um den 11. September besser zu verstehen

Nach dem Ende des Kalten Krieges wähnten sich Europäer wie Amerikaner im Frieden. Zwar gab es in irgendwelchen fernen, unzivilisierten Ländern stets Krisenherde und Scharmützel, doch man selbst war schließlich nie direkt betroffen. Dann aber kam der 11. September, und geschockt und verwundert wurden die Bewohner des sogenannten Westens aus ihrer heilen Welt gerissen, die sich urplötzlich als gar nicht so heil entpuppte.

Anfangs gierte man nach Informationen über die Hintergründe der Anschläge, da aber niemand etwas Genaues wußte, wurden immer nur einzelne Details bekanntgegeben. Theorien wurden entwickelt, die irgendwann veraltet waren, und so schnell, wie man die unsagbar vielen Berichte konsumierte, vergaß man das Gehörte zumeist auch wieder. Irgendwann kam dann bei vielen der Moment, wo die Sensationslust aufhörte und das Desinteresse einsetzte. Irgendwann mußte das Ganze ja mal ein Ende haben, und da die Meldungen in der Presse auch seltener wurden, dachte man so manches Mal, es sei ausgestanden.

Doch weit gefehlt. Regelmäßig treten Ereignisse, die sich mit den Folgen des 11. September befassen, in den Vordergrund der Berichterstattungen. Ärgerlicherweise muß man dann so manches Mal feststellen, daß man die vielen Ereignisse um den 11. September gar nicht zu einem Gesamtbild verweben kann, da immer einzelne Informationen zur Vollendung des Puzzles fehlen, vergessen worden oder schlicht falsch und überholt sind.

Für den, der den Ergeiz besitzt, das direkte Zeitgeschehen zu begreifen, bietet der Büchermarkt eine Unzahl sich mit dem Thema befassender Werke, die doch alle von unterschiedlicher Qualität und aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben sind. Um dem an dem Thema interessierten Leser des Ostpreußenblattes ein wenig die Auswahl zu erleichtern, haben wir für Sie drei Bücher gelesen.

Das erste Werk ist das von Rolf Stolz schon 1997 geschriebene Buch "Kommt der Islam? Die Fundamentalisten vor den Toren Europas". Der Autor war Mitbegründer und Bundesvorstandsmitglied der Grünen und ist besonders durch das Buch "Die Mullahs am Rhein" bekannt geworden.

Rolf Stolz weist detailliert nach, wie wenig der ursprüng- liche, unreformierte Islam vereinbar mit einer modernen demokratischen Gesellschaft sei. Er nennt den unbehobenen Geburtsfehler des Islams, zeigt auf, welche Folgen das Ausbleiben einer islamischen Reformation hat und daß der Islam mit Werten wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unvereinbar scheint. Die Existenz eines friedlichen Islam belegt er als Legende und führt dem Leser die häßliche Wirklichkeit vor Augen. So ist er davon überzeugt, daß nur eine gemeinsame Abwehrfront von Christen und Atheisten die Islamisierung von Europa verhindern kann und die europäische Politik den islamischen Führern zu sehr freie Hand lasse und dadurch die eigene Kultur gefährde.

Wer dieses Buch eines nachweislich politisch links orientierten Autors in die Hand nimmt, wird schon nach den ersten Sätzen ziemlich verwirrt sein, denn von den erwarteten Multi-Kulti-Träumen dieser politischen Couleur findet man keine Anzeichen. Statt dessen entsteht sogar der Eindruck, daß der Autor ein wenig übertreibt, denn nach seinen Schilderungen müßten wir in Deutschland ständig von für uns gefährlichen Anhängern des Islam umzingelt sein.

Während Rolf Stolz offensichtlich dem Islam nicht besonders geneigt gegenübersteht, kritisieren die Autoren des Buches "Die Welt nach dem 11. September - Der globale Terrorismus als Herausforderung des Westens" das außenpolitische Verhalten der USA. Die sieben Autoren befassen sich mit mehreren Aspekten des 11. September und mit gesellschaftspolitischen Entwick-lungen.

Der Autor und Herausgeber Alain de Benoist untersucht, inwieweit am 11. September das 20. Jahrhundert zu Ende ging. Mansur Khan sieht Afghanistan im Kreuzfeuer der amerikanischen Kriegspolitik. Jürgen Schwab zeigt im Kapitel "Vom europäischen Staatenkrieg zum globalen Partisanenkrieg" auf, daß sich das Bild des Krieges im Laufe der vergangenen Jahrtausende sowie die Art und Weise der Kriegsführung geändert haben. Franz Uhle-Wettler befaßt sich mit der "vergeblichen Suche nach Frieden", Kurt W. Stiele nimmt sich der Waffensysteme und Kriegsmethoden des 21. Jahrhunderts an, Charles Chametier stellt abschließend die Frage, ob es zum Zusammenstoß der Kulturen kommt, und Winfried Knörzer betrachtet die Welt im Spiegel des Terrors.

Während die beiden vorgenannten Veröffentlichungen Theorien entwerfen und so manches Mal in sehr einseitigen Sichtweisen münden, behandelt Gerhard Konzelmann das Thema in "Dschihad und die Wurzeln eines Weltkonflikts" viel sachlicher und dabei für ein Sachbuch auch noch enorm spannend.

Gerhard Konzelmann, geboren 1932, studierte in Tübingen und Besancon, bevor er 1956 seine Fernsehkarriere begann. 1967 wurde er Arabien-Korrespondent der ARD und zum anerkannten Fachmann für Politik und Religion des Nahen Ostens. Er erhielt mehrere Fernsehpreise und zwei Klassen des Bundesverdienstkreuzes.

Der Autor, der seit über 30 Jahren die Entwicklung der islamischen Welt beobachtet, schildert die brisante Situation im Nahen Osten und in Zentralasien äußerst anschaulich. Dabei geht es nach seiner Erkenntnis nicht nur um Religion, es geht vor allem um die ökonomischen Interessen der USA, Rußlands, Chinas und des Iran, um die wertvollsten Gas- und Erdöllager der Welt und die politischen Ansprüche der USA.

Konzelmann betrachtet die Probleme in Afghanistan und um den 11. September von allen möglichen Seiten. Er führt die verschiedensten in Frage kommenden historischen Ursachen an und geht dabei sogar Jahrtausende zurück. Die Strippenzieher im Nahen Osten und auch im Westen werden mit Lebensläufen dem Leser vorgestellt und miteinander in Verbindung gebracht. Selbst der über den Nahen Osten nicht sonderlich Informierte wird bei der Lektüre so manches Mal erstaunt sein, da immer wieder Ereignisse erwähnt werden, von denen jeder schon einmal gehört hat, aber sie niemals mit dem 11. September in Verbindung gebracht hätte. Bei jeder gelesenen Seite formt sich ein Gesamtbild der Ereignisse, und so ist die Lektüre des Konzelmann-Werkes auf jeden Fall ein Gewinn. R. Bellano

 

Rolf Stolz: "Kommt der Islam? Die Fundamentalisten vor den Toren Europas", Herbig, München 1997, gebunden, 368 Seiten, 24,90 Euro

Alain de Benoist (Hg.): "Die Welt nach dem 11. September", Hohenrain, Tübingen 2002, Hardcover, 286 Seiten, 16 Euro

Gerhard Konzelmann: "Dschihad und die Wurzeln eines Weltkonflikts", Herbig, München 2002, gebunden, 390 Seiten, 24,90 Euro