26.04.2024

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07.09.02 / Minsk läßt Moskau abblitzen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. September 2002


Minsk läßt Moskau abblitzen
Neue Hürde für Königsberg-Korridor: Lukaschenko jetzt gegen Union

In der Frage eines Korridors von Königsberg nach Rußland haben sich für Moskau neue Hürden aufgetan. Weißrußlands Präsident Alexander Lukaschenko (durch dessen Land die Transitstrecke führen müßte) erteilte den Vorschlägen Putins für eine baldige "Wiedervereinigung" zwischen Minsk und Moskau eine harsche Absage. Der jüngste Besuch eines Vertreters der russischen Duma beim weißrussischen Präsidenten habe im Tumult geendet und soll zum Schluß an Straßengezänk erinnert haben, so die regierungsnahe Moskauer Zeitung Nesawissimaja Gasjeta.

Besonders erregt zeigte sich der weißrussische Machthaber über die konkreten Vorstellungen Putins hinsichtlich der Gestalt einer Union beider Länder. Dessem Vorschlag zufolge soll Weißrußland in sechs Verwaltungsglieder der Russischen Föderation zerlegt werden. Nicht einmal Lenin und Stalin hätten die Zerschlagung seiner Republik gewagt, kontert Lukaschenko. Selbst eine EU-ähnliche Integration ab 2004 lehnt Minsk jetzt ab.

Vor Jahren hatte alles noch ganz anders ausgesehen. Da war es Lukaschenko - den man nach dem Ende von Slobodan Milosevic den "letzten Diktator Europas" nennt -, der auf eine Wiedervereinigung mit Rußland drängte. Dies brachte eine patriotische Opposition gegen ihn auf, die er mit brachialen Methoden unterdrückte.

Damals indes wankte noch Boris Jelzin durch die Hallen des Kreml. Der Herrscher des kleinen Weißrußland machte sich offenbar Hoffnungen, den Alkoholkranken leicht beiseite schieben zu können, um Herrscher von ganz Rußland zu werden. Mit dem Machtantritt des dynamischen und machtbewußten Wladimir Putin sind solche Planspiele hinfällig geworden. Die Union, die Lukaschenko einst eine große Karriere verhieß, könnte nun seinen Untergang bedeuten.

Die bislang geschurigelte Opposition nimmt die Veränderungen aufmerksam zur Kenntnis. Schon kam es zu neuen Kundgebungen für den Fortbestand der Unabhängigkeit. Diesmal paßten die weißrussichen Patrioten Lukaschenko offenbar ins Konzept. Er ließ sie gewähren.

Manuela Rosenthal-Kappi/Hans Heckel