29.03.2024

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14.09.02 / Von Senfhunden und Soßenbindern auf der Messe "Du und Deine Welt"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. September 2002


"Auf Suche nach den Vertriebenen"
Von Senfhunden und Soßenbindern auf der Messe "Du und Deine Welt"
von Rebecca Bellano

Schon als ich die Information, daß der Landesverband der deutschen Vertriebenen Hamburg e.V. bei der Messe "Du und deine Welt" einen eigenen Stand hat, im Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung zur Veröffentlichung annahm, dachte ich mir, daß man da ja mal vorbeischauen könnte. Gesagt, getan!

So betrat ich an einem sonnigen Freitag nachmittag die Hamburger Messehallen und schaute erst mal auf den Plan, aus dem ich allerdings nicht schlau wurde. Natürlich hatte ich keine Ahnung wo in den zwölf Hallen mit 950 Ausstellern der Stand der Vertriebenen zu finden sei. Da ich mich aber von solchen Kleinigkeiten nicht entmutigen lasse, machte ich mich auf den Weg, denn irgendwo auf den 67.000 Quadratmetern mußten sie sich ja befinden.

Allerdings kam ich nicht weit. Kaum hatte ich mich versehen, da hatte mich schon ein älterer Herr mit einem typisch beflissenen Verkäuferlächeln auf einen Stuhl befördert und mir Verdutzter ein komisches Ding an den Nacken geklemmt. Dieses vibrierte nun leicht und sollte wohl meine Nackenpartie entspannen, was aber aufgrund meines Schockes nicht gelang. Ungestüm erhob ich mich und blickte ängstlich um mich, denn vielleicht hatte ja jemand gesehen, wie ich mit diesem optisch wenig ansprechenden Ding am Hals für alle sichtbar gewesen war. Der Herr von der Firma comfort Gesundheitstechnik aus Marsburg blick-te mich nun hingegen ziemlich verwundert an, denn er hatte mir doch eigentlich nur sein Massagegerät präsentieren wollen. Ich hingegen stand wie von der Tarantel gestochen vor ihm und wurde mir allmählich meines übertriebenen Auftretens be-wußt.

Einen Stand weiter patschte mir ein anderer Verkäufer ein Handmassagegerät an den Rücken, und diesmal war ich weniger abweisend, denn eigentlich war das ja ganz angenehm. Schräg gegenüber entdeckte ich dann eine äußerst interessante Massagematratze der Firma HHP aus Karlsruhe, die mich nahezu zu einer Pause einlud. Nicht schwach werden, rief ich mich zur Räson, denn ich war ja nicht zum Vergnügen da.

Kaum hatte ich die Gesundheitshalle verlassen, wuselten lauter Staubsaugervertreter um mich herum. Die Sauger waren genauso bizarr wie ihre Führer. Manche dieser Haushaltsgeräte sahen aus, als seien sie kleine Ausgaben eines Raumschiffes, die Firma Vorwerk hingegen hielt sich an das bewährte Handstaubsaugermodell.

Wieder eine Halle weiter wurde ich von Weinhändlern belästigt. Belästigt ist in diesem Fall das richtige Wort, da die Herren einfach nicht verstehen konnten, daß ich keinen Wein mag. Froh, entkommen zu sein, wurde ich von einer jungen Frau mit einem Gewürzpäckchen in der Hand aufgehalten. Nun wurde ich von exotischen Düften mit ebenso exotischen Namen umnebelt, konnte aber vor lauter Angeboten der Firma San Marco keine Entscheidungen treffen und kaufte statt dessen einen klassischen Gefro-Soßenbinder, da ich endlich auch mal etwas kaufen wollte.

Da es überall um mich herum verführerisch nach Essen duftete, flüchtete ich in die Halle "Kommunikation und Finanzen", was leider weniger interessant war, zudem war ich meinem Ziel noch keinen Schritt näher gekommen und befand mich in einer Sack-gasse. Also Augen zu und durch, vorbei an den verlockenden kulinarischen Köstlichkeiten in die Halle "Basteln und Freizeit". Hier stolperte ich unversehens über einen Weihnachtsbaum, was angesichts der draußen herrschenden 28 Grad doch ziemlich befremdlich war. Dennoch, kaum hatte ich mich versehen, stromerte ich entlang der Stände und betrachtete fasziniert die Auslagen, bis ich irgendwann unbemerkt die ganze Halle durchschritten hatte und in die Halle "Internationale Spezialitäten" trat.

Hier roch es nach Speisen aus den verschiedensten Ländern, und während ich verzückt schnuppernd die Halle durchstreifte, entdeck-te ich einen Bernsteinstand aus Litauen. Leider verstand mich die Dame am Verkaufsstand nicht, und erst als ich nach Klaipeda fragte, nickte sie strahlend.

Die darauffolgende Halle "Wohnideen und Designs" durchquerte ich ohne Hindernisse und erreichte endlich die letzte mögliche Halle, in der sich die Vertriebenen aufhalten mußten. Und siehe da, wie aus dem Nichts stand plötzlich eine lächelnde Johanna Kalläwe vor mir, die auch schon beim Deutschlandtreffen in Leipzig einen Bernsteinstand betreut hatte. Sie begrüßte mich herzlich, stellte mir ihre "Kollegin" Helga Brencker und den Wachhund Anka vor. Anka wuselte mir entgegen und wurde mir als Senfhund vorgestellt.

Fragend blickte ich Johanna an, da ich vermutete, daß es sich dabei um eine ostpreußische Hunderasse handele, von der ich bis dato nur noch nichts gehört hatte. Doch ich wurde nur verschmitzt angegrinst und darüber informiert, daß dies nur bedeute, "das jeder seinen Senf dazu gegeben habe". Anka, die ja nun als Promenadenmischung entlarvt war, schien das allerdings wenig zu stören, und sie begrüßte fröhlich einen Standbesucher, der die Auslagen, zu den auch Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung gehörte, betrachtete. Mir wurde versichert, daß der Stand viele Besucher habe und sich ungefähr zwanzig Mitglieder des Landesverbandes im Schichtdienst während der eineinhalb Wochen andauernden Messe die Arbeit teilten. Die beiden Damen berichteten mir voller Tatendrang von ihren Erlebnissen und einzelnen Besuchern des Standes. Es war nicht schwer zu erkennen, daß beide Frauen in ihrer Aufgabe aufgingen.

Guter Dinge verließ ich die beiden engagierten Damen und auch die Messe. Ich hatte einiges Interessantes und Lustiges erlebt, wobei ich jetzt weiß, daß ich beim nächsten Mal mehr Geld mitnehmen werde, denn das vielseitige Angebot ist doch recht ver- lockend.

 

Überall Vielfalt und Gedrängel: Für jeden Besucher gab es Interessantes bis Skurriles zu bewundern. Foto: Hamburger Messe