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05.10.02 / Neues aus alten Archiven / Neue Dokumentation zur Geschichte des Kreises Heiligenbeil

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Oktober 2002


Neues aus alten Archiven
Neue Dokumentation zur Geschichte des Kreises Heiligenbeil

Unter dem Titel "Von Alt Passarge bis Zinten - Bilder und Texte aus dem ostpreußischen Kreis Heiligenbeil" hat die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e.V. wiederum ein eindrucksvolles und zudem sehr wertvoll ausgestattetes Buch herausgegeben mit zum Teil farbigen Fotos und Abbildungen

Der Titel "Von Alt Passarge bis Zinten" (Von A - Z) zeigt den Bogen auf, den diese Veröffentlichung beschreibt: Alt Passarge liegt am Westrand des Kreises am Frischen Haff und ist heute polnisch verwaltet, Zinten liegt im Osten des Kreises und ist heute unter russischer Verwaltung.

Die Materialien entstammen dem Archiv der Kreisgemeinschaft sowie dem Privatarchiv des Bearbeiters, Georg Jenkner, Vorstandsmitglied der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e.V. Er gab im Vorjahr bereits das vielbeachtete Buch "700 Jahre Heiligenbeil 1301 - 2001" heraus.

Der Kreis Heiligenbeil besaß im Jahre 1901 61 Rittergüter und 49 Güter. Die Geschichte dieser Güter spielt in dem vorliegenden Buch eine besondere Rolle. Wulf D. Wagner, ein junger Architekt aus Berlin, der sich intensiv mit der Erforschung ostpreußischer Gutshäuser beschäftigt, hat dazu Beiträge über Dösen, Hasselpusch, Karben, Schettnienen, Stuthenen und Vorderwalde erarbeitet. Schicksal und Geschichte von Grunenfeld ist in einem ausführlichen überarbeiteten Beitrag der letzten Besitzerin des Gutes, Hedwig von Hanenfeldt, dargestellt. Hier wird das Leben auf ostpreußischen Gütern anschaulich geschildert. Auch die Güter Hanswalde, Kukehnen, Parteinen und Wesslienen sind in dem Buch vertreten.

Das Werk beginnt mit einer Schilderung der Entstehung des Kreises Heiligenbeil sowie einer Darstellung des Kreises aus dem Jahre 1934 vom damaligen Landrat, Dr. Friedrich Gramsch. Dem Titel des Buches folgend werden verschiedene Texte aus allen Kirchspielen des Kreises Heiligenbeil alphabetisch aneinandergereiht, die repräsentativ das Leben, die Kultur und das Wirken der Menschen in Ostpreußen aufzeigen. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Landschaft, Land und Leuten, der Landwirtschaft, dem Zweiten Weltkrieg, Flucht und Vertreibung sowie dem Kreis Heiligenbeil heute.

Die Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Ostdeutschen Maschinenfabrik Heiligenbeil als Aktiengesellschaft aus dem Jahre 1922 ist im Faksimile abgedruckt. Die "Ostdeutsche", wie sie im Volksmund genannt wurde, war weit über die Grenzen Ostpreußens bekannt. Hier wird ein eindrucksvolles Kapitel der Industriegeschichte Ostpreußens dargestellt. Fremdenverkehrsprospekte von Zinten und Natangen sind original abgedruckt.

Kaum jemandem ist heute noch bekannt, daß in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die Trockenlegung des Frischen Haffs zur Gewinnung von Siedlungsland diskutiert wurde. Georg Jenkner stellt in einem Beitrag die Denkschrift des Magistrats der Stadt Elbing aus dem Jahre 1932 über die Trockenlegung des Frischen Haffs und den Durchstich durch die Frische Nehrung bei Kahlberg dar. Mit dem heutigen Verständnis von Natur- und Landschaftsschutz erscheinen diese Gedanken unvereinbar, waren aber damals an der Tagesordnung.

Zwei handschriftliche Briefe von Agnes Miegel an den bekannten Heiligenbeiler Heimatforscher Emil Johannes Guttzeit (von dem wieder eine Reihe beachtenswerter Beiträge stammt) aus den Jahren 1947 und 1948, sind ebenfalls im Original abgedruckt. Sie bezeugen Agnes Miegels tiefe Liebe zu ihrer Heimat.

Die Volksbräuche Ostpreußens, die von Prof. Dr. Erhard Riemann, der aus dem Kreis Heiligenbeil stammt, beschrieben wurden, werden sowohl für den Jahreslauf als auch für den Zyklus des Menschenlebens ausführlich dargestellt.

Ein Verzeichnis aller Güter und Höfe über 20 Hektar aus dem Jahre 1932 zeigt die damaligen Besitzer, Hofgröße und Viehbestand.

Georg Jenkner (* 1951), der innerhalb von nur 15 Monaten das zweite Buch vorlegt, gehört nicht mehr der Erlebnisgeneration, sondern der "Bekenntnisgeneration" an. Er hat das Buch mit viel Liebe zum Detail äußerst interessant zusammengestellt. Auch Leser, die nicht aus dem Kreis Heiligenbeil stammen, finden viele interessante Beiträge, die das Leben in Ostpreußen anschaulich schildern. Andreas David

Georg Jenkner: "Von Alt Passarge bis Zinten - Bilder und Texte aus dem ostpreußischen Kreis Heiligenbeil", herausgegeben von der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e.V., 478 Seiten, mit über 250 zum Teil farbigen Fotos und Abbildungen, 29,50 Euro. Zu beziehen bei der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil, Telefon (0 52 32) 8 88 26.