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05.10.02 / Die ASCO-Traditionsgemeinschaft wurde 100 Jahre alt - Grund zur Freude und zur Trauer / Ein Zeugnis für ostpreußische Zähigkeit

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Oktober 2002


Ein Zeugnis für ostpreußische Zähigkeit
Die ASCO-Traditionsgemeinschaft wurde 100 Jahre alt - Grund zur Freude und zur Trauer

Im August diesen Jahres wurde die ASCO-02-Traditionsgemeinschaft 100 Jahre alt. Der Hauptverein ASCO 02 hatte mit Flucht und Vertreibung 1945 aufgehört zu bestehen. Hans Schemionek, dem letzten Vorsitzenden in Königsberg, war es gelungen, unter großen Schwierigkeiten und finanziellem Aufwand eine Traditionsgemeinschaft als Nachfolger des ASCO ins Leben zu rufen.

Ein reges Clubleben nahm damit seinen Anfang, zunächst auf schriftlichem Wege und mit Telefonaten und wenig später mit regelmäßigen Jahrestreffen, unter anderem in Hamburg und Duisburg, die Durchführung war wegen finanzieller Belastungen nicht einfach, aber irgendwie gelang es. Später wurden die Treffen in der Landessportschule des Niedersächsischen Fußballverbandes in Barsinghausen abgehalten. In den letzten fünf Jahren wurden die Jahrestreffen nach Lübeck und Hannover verlegt.

Ein Zeugnis für ostpreußische Zähigkeit ist, daß man schon viermal zu einem "letzten" Treffen zusammenkam. Aber immer wieder wurde der Wunsch geäußert, es doch noch einmal zu versuchen, was dann auch geschah. Das klappte bis 2002, doch nun wurde das Zielband "100 Jahre ASCO" stolz und siegreich erreicht. Der VfK Königsberg war schon viele Jahre Wegbegleiter, und das hat sich zu einer tiefen Freundschaft ausgeweitet, die nichts mehr mit früherer sportlichen Rivalität zu tun hat. Alle sind Königsberger, die das gleiche Schicksal teilen. ASCO und VfK sind die noch einzigen Königsberger Sportvereine, die ein regelmäßiges Clubleben anboten. Viele andere ostpreußische oder Königsberger Clubs haben schon vor vielen Jahren aufgegeben.

Da man sich ein Jahr nicht mehr gesehen hatte, gab es ein freudiges Begrüßungszeremoniell. Es gab viel zu erzählen, und so verging die Zeit sehr schnell. Die Zusammensetzung der Teilnehmer ist fast immer die gleiche, doch viele Clubmitglieder, die gerne kommen würden, sind aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisefähig. Vor dem gemeinsamen Abendessen fanden noch die Clubabende der beiden teilnehmenden Clubs statt, wobei über Vereinsinterna gesprochen wurde.

Nach dem gemeinsamen Abendessen fand ein reger Gedankenaustausch statt, der die Heimat und persönliche Schick-sale zum Thema hatte. Danach klang der Abend harmonisch aus.

Am nächsten Tag wurde ein gemeinsamer Besuch des Regenwaldhauses in den Herrenhäuser Gärten vorgenommen. Das Regenwaldhaus ist eine Nachbildung des tropischen Regenwaldes mit einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Der Nachmittag wurde mit gemütlichem Zusammensein und ruhiger und besinnlicher Atmosphäre beendet. Nach dem Abendessen kam man noch einmal zusammen und gedachte der vielen Zusammenkünfte in den vergangenen Jahrzehnten. An den beiden Abenden trugen Gerda Hielscher und Fritz Koppenhagen mit hervorragendem Klavierspiel zum Gelingen der Feierstunde bei.

Allgemein wurde bedauert, daß diese Jahrestreffen zu Ende gehen, aber alle sind sich schon seit langem im klaren, daß irgendwann das Ende erreicht wird, was biologisch normal und leider nicht aufzuhalten ist.

Es war eine wunderbare Zeit, die die Mitglieder beider Clubs in all den Jahrzehnten miterleben durften. So wurde der Gedanke an die Heimat immer wieder in den Mittelpunkt gestellt, und man freute sich, daß es ein Weiterbestehen alter Traditionen gab. Gerhard Morgenstern