25.04.2024

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Suchen und finden
12.10.02 / Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft hilft bei der Suche nach Vermißten des Krieges

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Oktober 2002


Suchdienst: Auf den Spuren der Verschollenen
Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft hilft bei der Suche nach Vermißten des Krieges

Auf dem Verbandstag des VdH in Erfurt an diesem Wochenende werden auch Gäste aus Moskau dabei sein. Es sind Vertreter der "Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft", die nach einer Teilnahme am Bezirkstreffen der Memellandkreise e. V. in Gera vor eine Jahr erneut hoffen, das Interesse der Vertriebenen an ihrer Arbeit zu wecken, die bereits gute Erfolge auf dem Gebiet der Aufklärung von Schicksalen deutscher Kriegsgefangener und verschleppter Zivilpersonen in der ehemaligen Sowjetunion aufweisen kann.

Das Ostpreußenblatt hat hierzu nicht unerheblich beigetragen, wie der Präsident der Liga, Dr. Andrej Rumjanzew, bestätigt: "Es ist uns in den letzten zwei Jahren der Sucharbeit gelungen, viele schwierige Fälle der vermißten Verschleppten aufzuklären. Eine entscheidende Rolle hat dabei die Veröffentlichung des ersten Berichtes im Ostpreußenblatt gespielt, wobei für viele Familien der ehemaligen Betroffenen der Verschleppung die Adresse des Suchreferates bekanntgemacht wurde." Dr. Rumjanzew legt als Beweis die Liste mit 23 Erfolgen nach der ersten Veröffentlichung im Ostpreußenblatt vor.

Was in dieser Erklärung auffällt, ist der genannte Zeitraum, der die beiden letzten Jahre umfaßt. Das bedeutet, daß die vor sieben Jahren gegründete Liga nach großen Anfangsschwierigkeiten, starken Behinderungen und sogar Blockierungen ihrer Tätigkeit endlich erfolgreicher arbeiten kann. Das bedeutet aber noch längst nicht, daß die Probleme beseitigt sind. Es müssen noch immer viele Schwierigkeiten überwunden werden, die nicht zuletzt aus einer verständlichen Skepsis und nicht zufriedenstellenden Erfahrungen von deutscher Seite bestehen. Versuchen wir also einmal, die Lage dieser von keiner Seite finanziell unterstützten Institution zu beleuchten.

Der Suchdienst der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft trägt den Titel "Aktion Versöhnung". Die Leitung der Liga und damit auch des Suchdienstes liegt in den Händen von Präsident Dr. Andrei Rumjanzew. Ihm zur Seite steht der Direktor des "Sonderarchivs" (Russisch-Staatliches Kriegsarchiv Moskau), Dr. Vladimir Kuzelenkov. Der Suchdienst verfügt heute neben äußerst qualifizierten Mitarbeitern über 74 regionale und russische Archive. Somit ist neben der eigentlichen Suchaktion dem Suchreferat die Möglichkeit gegeben, dem Antragsteller bei der Suche nach der Archiv-akte, persönlichen Papieren, Lebensläufen, Befragungsbögen, Vernehmungsprotokollen, Soldbüchern, Wehrpässen oder Krankheitsbulletins zu helfen.

Präsident Dr. Rumjanzew bezeichnet die Arbeit mit den russischen Behörden als problemlos, es bestehe eine ausge- zeichnete Zusammenarbeit. Der Suchdienst wird auf allen Ebenen zentral und regional intensiv unterstützt. Auch mit den Veteranenverbänden beider Nationen bestehen freundschaftliche Verbindungen, die auf Treffen in Deutschland und Rußland noch intensiviert werden.

Schwierigkeiten gab und gibt es mit deutschen Institutionen. Die Dokumente, vom NKWD früher als "streng geheim" eingestuft, können aus Sicherheitsgründen nicht auf dem normalen Postweg verschickt werden. Eine Anfrage der Liga bei der Deutschen Botschaft in Moskau verlief negativ. Es handele sich nicht um diplomatische Kurierpost, eine Beförderung auf diesem Wege sei somit ausgeschlossen. Das ist bedauerlich, denn die Möglichkeit hätte wesentlich zur Kostendämpfung und zu einer erheblich schnelleren Übermittlung beigetragen.

So hat man einen anderen Vermittlungsträger gesucht und gefunden, den privaten TNT Kurierdienst International Mail/Mailfast GmbH in Hamburg. In Deutschland werden die Unterlagen mit der Deutschen Post an die Empfänger weitergeleitet. Das benötigt Zeit, aber dieser Weg erweist sich als sicher.

Durch die geänderte Verfahrensweise für einen Suchantrag wie auch durch ungenaue Verfahrensweisen einiger Antragsteller, durch die Einführung des Euro, aber auch aufgrund der angeführten Erfahrungen der Liga ergeben sich für das Stellen einer Suchanzeige neue, erweiterte Informationen, mit denen die alten außer Kraft gesetzt werden.

Wir geben hiermit die aktuellen Hinweise für die Antragstellung und Bearbeitung einer Suchanfrage:

Voraussetzung für die Bearbeitung einer Suchanzeige sind möglichst genaue Angaben im Fragebogen, die auch auf nicht abgesicherten Aussagen dritter beruhen können. Dies gilt vor allem bei Suchanfragen für amtlich ausgestellte Auskünfte und die Zusendung möglicher offizieller Kopien oder persönlicher Unterlagen, wenn gewünscht mit Übersetzung.

Der Antrag erfolgt auf einem Suchanzeige-Formular, das von der Liga auf Anforderung zugesandt wird.

Falls kein Formular vorhanden, kann die Anfrage in deutscher Sprache schriftlich per Post (Einschreiben, Luftpost) an nebenstehende Anschrift gestellt werden. Die Briefe dürfen kein Geld, Belege, Fotos, Protokolle etc. enthalten. Der Postweg dauert normalerweise sieben Tage bis zwei Wochen. Im Laufe bis zu drei Monaten - je nach Umfang der Suchanzeige - erfolgt die erste Information. Entweder "negativ" mit Originalstempel des Archivs - im "positiven" Falle die genaue Angabe persönlicher Unterlagen zu dem oder der Vermißten wie Sterbedatum, Todesursache, Ort der Ruhestätte, Seitenzahl der Archivakte. Die Unterlagen werden mit dem amtlichen staatlichen Siegel ausgestattet, das juristische Kraft hat.

Die Kosten: Für die erste Grundprüfung wird eine Gebühr von 30 €, für Kopien, Beglaubigungen und Kurierdienst mit Porto werden 200 € erhoben. Die Gebühr für eine gewünschte komplette Übersetzung der Un-terlagen richtet sich nach Um-fang und Schwierigkeit von 5 € bis 10 € pro Seite.

Die Ausgaben werden oft kritisiert, auch von Leserseite. Die Liga erhält aber, wie schon erwähnt, keine staatliche Unterstützung oder gar Spenden. Durch die umfangreiche Arbeit, individuell nach den Vorgaben, entstehen eben nicht unbedeutende Kosten. Man bedenke aber, daß die Liga an Quellen herankommt, die anderen Suchenden nicht zugänglich sind.

Nur ein Beispiel von vielen Erfolgen wollen wir hier bringen, das vor allem durch die Angaben über weitere im April 1945 verstorbene Internierte wichtig ist. Vielleicht finden sogar Leser den Namen eines vermißten Angehörigen. Das wäre natürlich schon mehr als ein Zufall. RVR

Suche in Archiven: Professor Dr. Dr. Achtamsian, stellvertretender Vorsitzender der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft e.V., und Dr. Rumjanzew, Präsident der Liga, mit ihren Mitarbeiterinnen. Fotos (2): privat

Karteikartensammlung: Sachbearbeiterin Olga Kisselowa sucht auf altmodische Weise ohne Computer nach den Namen der Vermißten