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26.10.02 / Außenminister Fischer blamiert seinen Kanzler im Ausland nach Kräften

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Oktober 2002


"Deutscher Weg? Vergessen Sie's!"
Außenminister Fischer blamiert seinen Kanzler im Ausland nach Kräften
von Hans Heckel

Kritiker der neuen alten Berliner Koalition hatten Schröders "deutschem Weg" in der Außenpolitik von Anfang an keine lange Lebenszeit vorhergesagt. Dahinter stecke kein Konzept, der Vorstoß habe bloß wahltaktischen Zielen gegolten, so der allgemeine Verdacht.

Die jetzt angerichtete Peinlichkeit überschreitet indessen das bislang Vorstellbare. Von einer der größten britischen Tageszeitungen, dem Londoner Guardian, nach dem "deutschen Weg" befragt, bügelte Außenminister Fischer den eigenen Kanzler noch während der laufenden Koalitionsverhandlungen brüsk ab: "Da ist nichts. Vergessen Sie's. Vergessen Sie den deutschen Weg!"

Der Vorgang dürfte einmalig sein in der deutschen und europäischen Politik. Ein Außenminister zieht dem eigenen Regierungschef in der ausländischen Presse öffentlich die Hosen runter, entlarvt ihn gleichsam als Dummschwätzer. Und als gefährlichen dazu: "Sie fragen mich, ob wir zu unserem eigenen Weg zurückkehren? Zu den Albträumen?" fragt der grüne deutsche Außenamtschef den britischen Journalisten in künstlicher Aufregung. Kanzler Schröders weltpolitische Vorstellungen - ein "Albtraum".

Bezeichnend war die Reaktion des bloßgestellten Schröder: Er schwieg. Keine Zurechtweisung, nicht einmal Meldungen über ein "klärendes Gespräch".

Das kann nur bedeuten: Die Sache ist ihm offenbar schnurz. Der SPD-Chef hat Befürchtungen, hinter seiner Anti-Kriegs-Rhetorik stecke nichts als kurzsichtige Wahlkampftaktik, eindrucksvoll bestätigt. Die außenpolitischen Folgewirkungen seines opportunistischen Schlingerkurses für Deutschland interessieren ihn nicht im mindesten. Vielleicht erkennt er die Dramatik auch gar nicht. Neben dem immensen Schaden, welchen die Regierung Deutschland nach Meinung einer wachsenden Mehrheit von entsetzten Experten innenpolitisch antut, wächst so ein außenpolitischer Scherbenhaufen hinzu.

Schon die schroffe Abkehr von der US-Irak-Politik sorgte zumindest für Überraschung. Indes konnte hier, wer wollte, noch eine neue außenpolitische Linie hineindeuten. Manchen unserer Nachbarn erschien dies gar nicht unsympathisch. Insbesondere Frankreich und Rußland, denen die Amerika-Treue der Deutschen seit langem nicht schmeckte, hofften auf ein "kontinental" gewendetes Berlin.

Doch kaum war die deutsche Wahl gelaufen, ruderte die Bun-desregierung zurück. Erst schlich der Bundesverteidigungsminister in schon peinlicher Manier hinter seinem US-Kollegen her. Dann machte sich der Kanzler zu seiner ersten Nachwahl-Auslandsreise - entgegen allen bisherigen Gepflogenheiten - nicht nach Paris, sondern nach London auf - als Zeichen des Vorrangs unserer Bindungen zur amerikanisch-britischen Achse. Die prestige- und symbolbewußten Franzosen konnten dies als Fingerzeig deuten, wenn nicht gar als Affront.

So ist Rot-Grün eifrig dabei, alte wie neue Brücken nacheinander abzubrechen. Erst werden die USA aufs äußerste verstimmt, dann all jene Mächte, die sich ein von Washington freieres Deutschland gerade herbeigesehnt hat-ten.

Nur ein geschichtsdummer Außenminister wie Fischer konnte in diesem Zusammenhang von unseren "Albträumen" räsonieren. Er müßte wissen: Der schlimmste deutsche Albtraum war es stets, rund herum von entfremdeten, mißtrauischen oder gar feindseligen Nachbarn umgeben zu sein. Was die wiedergewählte Bundesregierung außenpolitisch zur Zeit aufführt, weist genau in diese verhängnisvolle Richtung. Der Albtraum hat sehr aktuelle Namen.