20.04.2024

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26.10.02 / "Deutsch als Fremdsprache hat Zukunft"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Oktober 2002


"Deutsch als Fremdsprache hat Zukunft"
von Eberhard Schöck

Vor wenigen Wochen empfahl mir mein Arzt, meine chronische Krankheit mit der Photon-Laser-Therapie zu behandeln. Zuerst war ich mißtrauisch. Aber nachdem er mir eine wissenschaftliche Zeitschrift besorgt hatte, in der von einer Versuchsreihe an der Medizinischen Akademie Wolgograd berichtet wurde und daß in 30 russischen Krankenhäusern damit schon behandelt wird, begann ich mit der Therapie. Mir wurde dabei bewußt, wie wenig wir von russischen Forschungsergebnissen hören und lesen. Viele unserer Informationen erhalten wir aus den USA oder anderen englischsprachigen Ländern. Selbst von deutschen Forschungsergebnissen wird bei uns oft wenig berichtet. Ist es gut für den Fortschritt in der Welt, wenn sich alles auf eine Sprache und Kultur verengt?

Ich kenne eine Vielzahl von Deutschen, die russisch sprechen. Bei all diesen beobachte ich Begeisterung für die russische Kultur, das Land und die Leute.

Sie, Ljudmilla Putina, und von Deutschlands Seite auch die Kanzlergattin, Doris Schröder-Köpf, sind die Mitinitiatorinnen und Schirmherrinnen des Russisch-Deutschen Jugendforums, das die Aufgabe übernommen hat, die Jugend beider Länder anzuregen, die Sprache des anderen zu lernen.

Im Mai wurde ein Wettbewerb abgeschlossen, bei dem viele Jugendliche beider Länder Preise gewinnen konnten. Bei der Arbeit des Forums zeigt sich, daß viel mehr Russen Deutsch lernen, als Deutsche Russisch lernen.

Wenn wir Deutsche unsere Mittlerrolle zwischen Ost und West ernst nehmen, müssen wir in Deutschland verstärkt Interesse an der russischen Sprache wecken und fördern.

Die Jury des Kulturpreises deutsche Sprache hat beschlossen, in diesem Jahr den Hauptpreis, den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache an Frau Ljudmilla Putina zu vergeben. Frau Putina wird ausgezeichnet für die Pflege und Weiterführung der großen Tradition des Deutschen als Fremdsprache in Rußland, die mehrere Jahrhunderte zurück-reicht. Sie hat in den Jahren 2001 und 2002 mit Doris Schröder-Köpf maßgeblich die Schüler und Studentenwettbewerbe "Gemeinsam ins 21. Jahrhundert" des Deutsch-russischen Jugendforums inspiriert und gefördert. Frau Putina hat durch dieses Projekt neues Interesse an der deutschen Sprache in Rußland geweckt und den russischen Deutschlehrern und Germanisten demonstriert, daß ihre Arbeit geschätzt wird, weil das Deutsche als Fremdsprache in Rußland attraktiv geblieben ist und Zukunft hat. Als Leiterin eines Instituts für die Pflege der russischen Sprache setzt sich Frau Putina seit Jahren für die russischen Sprachminderheiten außerhalb der Russischen Föderation ein, was die Jury ausdrücklich anerkennt als einen Beitrag zu einer vielsprachigen Welt.

Frau Putina erhält diesen Preis somit für ihre konstruktive kulturpolitische Arbeit zugunsten der deutschen und auch der russischen Sprache in einer Zeit, in der weltweit ökonomische und kulturelle Vereinheitlichungstendenzen die Vielfalt der Sprachen und Kulturen ernsthaft bedrohen. Ich freue mich persönlich sehr, liebe Frau Putina, daß ich Ihnen den Preis - einen Scheck in Höhe von 35.000 Euro und unser Preissymbol - überreichen darf. Mit Ihrer Arbeit bewirken Sie, daß das deutsche und das russische Volk sich wieder näher kommen.

Das ist nach den Kriegen, den Revolutionen und dem Kalten Krieg des letzten Jahrhunderts für beide Seiten wichtig. Sie geben beiden Sprachen damit auch eine Chance, als Kultursprache weiter eine Zukunft zu haben.