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26.10.02 / Heißer und trockener August

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Oktober 2002


Heißer und trockener August
Das Wetter in der Heimat / Analysiert von Meteorologe Dr. W. Terpitz

Spricht man von der Witterung des vergangenen August, so denkt man zunächst an die immensen Regenfälle mit den anschließenden Flutkatastrophen an der Donau, vor allem aber an der Elbe mit seinen Nebenflüssen. Seit vielen hundert Jahren hatte es im Herzen Mitteleuropas nicht so viel geregnet wie während der ersten zwölf Tage des August. Besonders betroffen waren das Böhmer Becken mit seinen Randgebirgen und das mittlere Elbtal. Innerhalb dieser kurzen Zeit sind dort 200 bis 400 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gefallen. Für manche Gegenden bedeutete das die vierfache Wassermenge, die durchschnittlich im August zu erwarten ist. Besonders schlimm hatte es am 12. August geregnet.

Ostpreußen wurde von diesen Katastrophenregenfällen nicht heimgesucht. Nur Wolkenfelder und manche Schauer erreichten die Heimat. Eine Ausnahme bot das Oberland, als am 3. August nachmittags und abends Gewitterschauer bis zu 40 Millimeter Niederschlag brachten und zum Beispiel in Allenstein manche Keller unter Wasser setzten.

Sonst mußte sich das Land im letzten August eher mit der lang anhaltenden Trockenheit und Wasserarmut arrangieren. Schon seit der letzten Juliwoche hatte es in Ostpreußen nicht mehr geregnet. Und das blieb auch so bis zum 12. August - von den wenigen Ausnahmen im Süden der Provinz abgesehen. An diesem Nachmittag und Abend regnete es in Schauern bis zu 26 Millimeter. Der Norden dagegen erhielt nur einige Spritzer. Am nächsten Tag spendeten die Wolken allgemein wenig Regen.

Ab dem 14. August sandte die Sonne fast ungehindert wieder ihre Strahlen zur Erde. Die Trockenheit setzte sich also fort. Erst in der Nacht zum ersten September nahm sie ihr Ende, als ein skandinavischer Tiefausläufer ostwärts schwenkte.

Das Ergebnis der Regenarmut war in verbreiteten Trockenschäden in der Vegetation zu erkennen und läßt sich in der Niederschlagsstatistik der einzelnen Stationen ablesen. Danach fiel, wie bereits angedeutet, im Süden von Ostpreußen im Vergleich zu den anderen Gebieten der meiste Regen. So summierte sich der Niederschlag in Allenstein auf 58 Millimeter, was einen Defizit von 20 Prozent entspricht. In Elbing fehlten 56 Prozent Regen. Weiter nach Norden hin wirkte sich die Trockenheit noch gravierender aus. So hatte es in Königsberg während des ganzen Monats in der Summe acht Millimeter und in Memel gar nur sechs Millimeter geregnet, was einem Defizit von mehr als 90 Prozent entspricht!

Bei den wenigen Wolken gab die Sonne natürlich ihr Bestes. Sie schien im vom Niederschlag bevorzugten Süden, zum Beispiel in Elbing, 272 Stunden und im trockenen Norden, wie zum Beispiel Memel, insgesamt 383 Stunden. Sie war damit 30 bis 60 Prozent aktiver als sonst in einem normalen August und vor allem für die sommerlichen Temperaturen verantwortlich.

Insgesamt kamen etwa 28 Tage mit einem Maximum von mindestens 25 Grad zusammen. Es ist zu vermuten, daß diese Zahl innerhalb Ostpreußens bisher noch nicht erreicht worden ist! Die auf Basis vieler Jahre gemittelte Zahl wurde damit um 23 Tage übertroffen. Die Zahl der heißen Tage mit 30 Grad und mehr wurde dagegen nur wenig überschritten. Die Summe lag zwischen einem und drei Tagen. Auch die Maxima der Temperaturen hielten sich im Rahmen. So erlebte Königsberg am 1. August mit fast 33 Grad den höchsten Wert des ganzen Monats.

Überraschend auch die enorme Zahl von 25 Sommertagen in Nidden, dessen Witterung wegen der See als gemäßigt gilt. Normalerweise sind im August nur zwei Sommertage zu erwarten. Hier, wie auch in den anderen Seebädern, lud die Ostsee mit einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad zum angenehmen Baden ein.

Die stattliche Zahl der Sommertage schlug sich natürlich in dem Temperaturmittel des vergangenen Monats nieder. Es lag zwischen 20 Grad in Allenstein und 21,5 Grad in Elbing. Damit waren neue Rekorde geboren: Noch nie seit Beginn der Messungen (zum Beispiel in Königsberg ab 1851) ist bisher ein August so warm gewesen! Das gleiche gilt auch für den vergangenen Sommer. Auch er war so warm wie noch keiner vor ihm. Mit einer Mitteltemperatur von rund 19 Grad übertraf er den Erwartungswert um ungefähr drei Grad sowie die Werte der bisherigen Spitzenreiter (1858, 1896 und 1941) um 0,6 Grad. Trotz des nassen Juni war die warme Jahreszeit dennoch 15 bis 44 Prozent zu trocken, wobei die Sonne um 20 Prozent aktiver war als gewöhnlich.