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30.11.02 / Gastkommentar: General Größenwahn / Olaf Scholz und die "Lufthoheit über den Kinderbetten"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. November 2002


Gastkommentar: General Größenwahn / Olaf Scholz und die "Lufthoheit über den Kinderbetten"
von Peter Kruse

Von Kurt Tucholsky (1890-1935), dem spitzzüngigen Zeitkritiker der Weimarer Republik, wissen die Deutschen, wie sie die Aussichten einer revolutionären Bewegung in ihrem Lande einzuschätzen haben, nämlich als ziemlich aussichtslos. Er befand lakonisch: "Wegen ungünstiger Witterung fand die deutsche Revolution in der Musik statt." Seit ein paar Wochen nun scheinen die drögen Zeiten in diesem Lande offenbar doch vorbei.

An jenem Tag, den wir uns merken müssen, es war der 3. November 2002, verkündete der neue Generalsekretär der deutschen Sozialdemokratie, der Hamburger Olaf Scholz, den Beginn einer "kulturellen Revolution". Der Deutschlandfunk durfte die "Umwälzung" verbreiten.

Vor unserem wachen und geistigen Auge sehen wir schon - den Roten Garden ähnlich wie einst in Maos Volksrepublik China - die rot-grünen Getreuen des Generalsekretärs durch die Republik toben, um das neue, soziale Heil zu verkünden.

Revolutionsführer Olaf Scholz, dieser Mann der großen aufrührerischen Worte, hat allerdings zu dick aufgetragen. Denn er meinte lediglich - manche mögen sagen: immerhin - die "Ganztagsbetreuung" des deutschen Kindes, von der Krippe bis zur Schule. Ein Revolutiönchen allenfalls. Deshalb fügte er wohl wie in der Manier eines angriffswütigen Luftwaffengenerals hinzu: "Wir wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern."

Eltern, schützt eure Kinder, zieht sie warm an und bringt sie in die Luftschutzkeller, wenn des Generalsekretärs Geschwader über euch hinwegbrausen.

Dabei hatte es mit Olaf Scholz eigentlich so harmlos begonnen. Erst war er SPD-Vorsitzender in Altona, danach Landesparteichef in Hamburg. Er zog in den Bundestag ein, war sechs Monate lang Innensenator der Freien und Hansestadt, eine typisch deutsche Funktionärsleiter also - bis ihn Kanzler Gerhard Schröder nach der gewonnenen Wahl zum Generalsekretär berief. Das war wohl der Auslöser, der schnelle Aufstieg zum General Größenwahn.

Der Autor ist Herausgeber der Tageszeitung Hamburger Abendblatt.