16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.11.02 / Deutschland in der NS-Zeit / Amateuraufnahmen dokumentieren die Entwicklungen des Dritten Reiches von 1933 bis 1945

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. November 2002


Deutschland in der NS-Zeit
Amateuraufnahmen dokumentieren die Entwicklungen des Dritten Reiches von 1933 bis 1945

Europa in Flammen" ist der Titel dreier Videobänder, die in insgesamt drei Stunden die Geschichte des Dritten Reiches von der "Machtergreifung" 1933 bis zum Untergang 1945 nachzeichnen. Dieses geschieht durch einen sich weitgehend an der Chronologie orientierenden Vortrag, der mit bewegten Bildern unterlegt ist.

Bei dem Filmmaterial handelt es sich nicht um Ausschnitte aus professionell gemachten Wochenschauaufnahmen, sondern vielmehr um private Amateurfilmaufnahmen. Das bleibt naturgemäß nicht ohne Wirkung auf die Filmqualität, und mancher wird auch den Originalton sowie den Zeitgeist vermittelnden Wochenschaukommentar vermissen. Andererseits hat die von den Filmemachern gewählte Vorgehensweise den Vorteil, daß das Material authentischer, weniger manipulativ wirkt und den meisten unter uns bislang unbekannt sein dürfte.

Das erste der drei Videobänder thematisiert die "Friedensjahre 1933-1939". Den Beginn bildet eine Analyse der Gründe für die "Macht-ergreifung" der Nationalsozialisten. Politisch wenig korrekt wird dabei die Bedeutung von Versailles angemessen gewürdigt. Die Filmemacher erliegen jedoch nicht der Versuchung monokausaler Erklärungsversuche. Vielmehr ist die Darstellung erkennbar um Differenziertheit bemüht.

Nach der Gewinnung der Macht durch die Nationalsozialisten wird deren Sicherung behandelt. In diesem Zusammenhang wird von "Zuckerbrot und Peitsche" gesprochen. Ohne daß deshalb die "Peitsche" etwa verschwiegen würde, wird dem "Zuckerbrot" breiter Raum eingeräumt. Das ist durchaus sinnvoll, denn man kann nicht einer- seits den damaligen Deutschen zu geringen Widerstand gegen Adolf Hitler vorwerfen und andererseits die attraktiv, anziehend wirkenden Seiten des Nationalsozialismus ignorieren wollen. So wird ausgiebig die aktive Sozialpolitik und die erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik thematisiert. Dabei wird die Einführung des freien 1. Mai ebenso angesprochen wie die sozialpolitischen Erfolge der Deutschen Arbeitsfront, das klassenlose Reiseangebot der Organisation "Kraft durch Freude", das insbesondere für Kinder aus einfachen Verhältnissen attraktive Freizeitangebot der HJ, die Ansätze einer Massenmotorisierung samt Reichsautobahnbau und nicht zuletzt der Abbau der Massenarbeitslosigkeit.

Wichtig für die Stabilisierung der NS-Regierung in den Friedensjahren war zweifellos auch die Außen- und Wehrpolitik, soweit sie dem weit verbreiteten Wunsche nach nationaler Selbstbestimmung und einer Revision von Versailles entsprach. Angesprochen werden in dem Film in weitgehend chronologischer Reihenfolge der Nichtangriffsvertrag mit Polen, die Rückkehr des Saarlandes, die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Schaffung der Luftwaffe, der Einmarsch ins Rheinland, der Anschluß Österreichs, das Münchner Abkommen, die "Erledigung der Rest-Tschechei", die Rückkehr des Memellandes sowie die unmittelbare Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges.

Des weiteren werden im die Friedensjahre behandelnden Video die SA bis zu ihrer Entmachtung 1934, die Reichswehr und ihre Haltung zur NS-Regierung, der Reichsarbeitsdienst, der Westwall, die Reichsparteitage, die Olympischen Spiele in Berlin, die Landwirtschaftspolitik, der Einsatz der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg sowie Adolf Hitlers Berghof samt Teehaus thematisiert.

Der zweite Teil der Trilogie ist wie der dritte sehr militärgeschichtlich gehalten. Ungeachtet seines Titels "Die Kriegsjahre 1939-1942" beginnt er thematisch mit dem Aufbau der Wehrmacht ab 1935. Die Kernaussage lautet dabei, daß es den deutschen Streitkräften bis 1939 nicht gelungen sei, den durch Versailles bedingten Rückstand in der technischen Ausstattung aufzuholen. Festgemacht wird diese Behauptung an den Flugzeug- und Schiffszahlen von Luftwaffe und Kriegsmarine sowie der - überdurchschnittlich detailliert geschilderten - Entwick-lung der Panzerwaffe.

Es folgen Schilderungen des Polenfeldzuges, der Besetzung Dänemarks und Norwegens, des Westfeldzuges, der Schlacht um England, des Afrikafeldzuges, des Balkankrieges sowie der Vorbereitungen für den Rußlandfeldzug.

Zwei besondere Akzente bei der Darstellung der ersten Kriegsjahre sollen hier hervorgehoben werden. Zum einen wird der von Adolf Hitler befohlene Stop der deutschen Panzer vor Dünkirchen, der den Briten die Evakuierung der meisten ihrer Soldaten ermöglichte, mit dessen Furcht vor einem Angriff in die deutsche Flanke begründet; hier hat man in der Literatur auch schon andere Begründungen gelesen. Zum anderen wird - unter anderem mit Bildern eines Konzertauftrittes Herbert v. Karajans im besetzten Paris - ungewohnt detailliert die Großzügigkeit und Konzilianz der deutschen Besatzer in Frankreich vor Augen geführt, die um so erstaunlicher wirkt, wenn man sie mit der französischen Besatzungspolitik in Westdeutschland nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vergleicht.

Der letzte Teil der Trilogie mit dem Titel "Die Kriegsjahre 1941-1945" hat den deutsch-sowjetischen Krieg zum Generalthema und roten Faden. Unterbrochen von Exkursen über die anderen Kriegsschauplätze wird der Rußlandfeldzug der Chronologie folgend von seinem Beginn bis zum Fall der Reichshauptstadt Berlin wiedergegeben. Die Frage, ob es sich beim deutschen Angriff um einen Präventivschlag handelte, wird ausdrück-lich offen gelassen, wenn auch auf die Merkwürdigkeit hingewiesen wird, daß die deutschen Soldaten unmittelbar hinter der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie einerseits auf sehr viele Rotarmisten aber andererseits auf keine Verteidigungsstellungen stießen.

In einer angemessenen, aber heutzutage leider alles andere als selbstverständlichen Ausführlichkeit wird darauf hingewiesen, daß der Kampf gegen den Bolschewismus nicht nur ein deutscher war, sondern sich (anfänglich) vieler Sympathien im Ausland erfreute, und zwar sowohl diesseits als auch jenseits der Grenze des "Vaterlandes aller Werktätigen". Ebenso deutlich wird jedoch auch darauf hingewiesen, in welchem Ausmaße diese Sympathien durch den nationalsozialistischen Rassismus enttäuscht wurden.

Nicht nur hinsichtlich dieses Rassismus wird im Film kraß unterschieden zwischen der negativ bewerteten NS-Führung um Adolf Hitler und der positiv beurteilten Führung der Streitkräfte des Reiches, sprich der Reichswehr beziehungsweise Wehrmacht, eine Differenzierung, die sich durch den Film zieht.

Die große Bedeutung privat gedrehten Filmmaterials für die Dokumentation ist bereits angesprochen worden. Da die Filmemacher ihr dokumentarisches Schaffen über die Zeit vor 1945 gerne fortsetzen möchten, endet der Film daher mit der Bitte an die Besitzer derartigen Materials, sich an sie zu wenden. Die Agentur Höffkes sitzt im Höfer Weg 43 in 46286 Dorsten und ist telefonisch erreichbar unter der Nummer 0 28 66/18 83 91. M. Ruoff

"Europa in Flammen", drei VHS-Videokassetten, Gesamtlaufzeit 180 Minuten, 49,90 Euro