20.04.2024

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14.12.02 / Liebe und Verständigung in Westpreußen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Dezember 2002


Gemisch der Völker
Liebe und Verständigung in Westpreußen

Die Überschrift des Buches "Die verschlungenen Pfade der Liebe", ein Liebesroman, geschrieben von einem emeritierten evangelischen Pfarrer, macht zunächst stutzig. Der aufmerksame Leser wird aber bald feststellen, daß es sich dabei nicht um einen billigen Liebesroman handelt, sondern um ein Buch, das, wenn auch in Form einer Liebesgeschichte verfaßt, ein tragisches Kapitel des 20. Jahrhunderts einer bestimmten Region beschreibt. Es fängt mit einer Bessarabien-deutschen Familie an, die nicht nach Deutschland geflohen ist, sondern sich nach Heimatverlust bei Augustow im nordöstlichen Polen wiederfindet. Auf der weiteren Flucht vor einem rabiaten Arbeitgeber kommt die Familie nach Ostpreußen in die Gegend von Angerburg. Sie erinnert sich ihrer westpreußischen, deutschen Verwandten. So daß der Sohn sich auf die Suche nach diesen Verwandten nach Westpreußen, in die Kaschubische Schweiz, einem wunderschönen Landstrich südwestlich Danzig, begibt. Hier spielt sich der Hauptteil des Buches ab. Anhand der Lebensläufe dreier Familien, einer kaschubischen, einer deutschen und einer polnischen, beschreibt er das Leben und das Schicksal der Bewohner dieses Landes im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts.

Der Autor verwebt die Familiengeschichte mit der Geschichte der Region und ihren verschiedenen Völkern. Die Kaschuben, der Rest des früheren slawisch-pomeranischen Volksstammes, der zwischen der unteren Weichsel und der unteren Oder siedelte, war bis ins 14. Jahrhundert selbständig unter einem eigenen Herzog, dann für mehr als 150 Jahre dem preußischen Ordensstaat zugehörig. In dieser Zeit erschienen hier wohl die ersten deutschen Siedler, von 1466 bis 1772 als "Preußen königlichen Anteils" dem polnischen König untertänig. Wahrscheinlich sind in dieser Zeit nach hier die meisten Polen zugewandert, von 1772 bis 1919 preußisch bzw. deutsch, zwischen den beiden Weltkriegen wieder bei Polen, während des letzten Weltkrieges wieder bei Deutschland und ab 1945 bei Polen. Es wurde germanisiert und es wurde polonisiert. Aber die Kaschuben haben sich bis heute als Volksgruppe behauptet. Das Buch schildert in ausdrucksvoller Weise die Verhältnisse in der Zeit von 1923 bis 1948, und zwar spannend und völkerverständigend.

Das Buch ist nicht nur für den Leser, der diese Gegend kennt, sondern auch für den landesunkundigen sehr lesenswert. Gerd Bandilla

Gerhard Fröhlich: "Die verschlungenen Pfade der Liebe", Karisma Verlag, Buchholz 2002, 500 Seiten, 22,50 Euro