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14.12.02 / Das historische Kalenderblatt: 13. Dezember 1974 - Malta wird eine parlamentarisch-demokratische Republik

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Dezember 2002


Das historische Kalenderblatt: 13. Dezember 1974 - Malta wird eine parlamentarisch-demokratische Republik

Der Republic Day der Malteser ist der 13. Dezember. Am 13. Dezember 1974 wurde nicht nur Malta Republik, sondern mit dem bisherigen Gouverneur Sir Anthony Mamo nach langer Zeit der Fremdherrschaft erstmals wieder ein gebürtiger Malteser Staatsoberhaupt.

Die überlieferte Geschichte Maltas beginnt mit der Ankunft der Phönizier im 9. Jahrhundert v. Chr. Sie gaben möglicherweise der Insel auch ihren Namen, denn eine Theorie besagt, daß das Wort durch eine Verballhornung des Begriffes "malet" entstand, was soviel hieß wie sicherer Hafen. Die andere Theorie lautet, daß es sich bei "Malta" um eine Ableitung des griechischen Wortes "mali" handelt, denn mali, sprich Honig, war im Altertum ein berühmtes Produkt des Eilandes.

Um 600 v. Chr. überließen die Phönizier Malta ihrer ursprünglichen Kolonie Karthago. Die Herrschaft der Karthager, der Punier dauerte bis 218 v. Chr. Bereits während des Ersten Punischen Krieges (264-241 v. Chr.) gelang es den Römern, die Insel zu erobern. 257 v. Chr. plünderten und verwüsteten sie unter dem Konsul C. Attilius Regulus das Eiland, doch längerfristig halten konnten sie es damals noch nicht. Im Zweiten Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) besetzten die Römer abermals Malta, diesmal unter Sempronius, und dieses Mal blieben sie vorerst. Die Insel wurde ein Teil der römischen Provinz Sizilien.

In diese römische Phase der Geschichte Maltas fällt mit dem Schiffbruch des Apostels Paulus ein Schlüsselereignis. Möglicherweise am St. Paul's Island fand das Ereignis entweder 58 oder 60 n. Chr. statt. Der römische Staatsbürger war auf dem Weg zu einer Gerichtsverhandlung in der Hauptstadt Roms, wo er sich für seine Predigten in Jerusalem und Caesarea rechtfertigen sollte. Der Christ nutzte den dreimonatigen Zwangsaufenthalt auf Malta zur Christianisierung der Inselbewohner, wobei er insbesondere beim römischen Statthalter sehr erfolgreich war. Publius wurde später immerhin zum ersten Bischof Maltas und nach seinem Märtyrertod heiliggesprochen. Trotz der später unter arabischer Herrschaft erfolgten Einführung des Islam ist Malta seit den Tagen des Paulus bis heute christlich geblieben.

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches endete auch dessen Herrschaft auf Malta. 870 wurde die Insel von den abbasidischen Kaliphen erobert. Die Herrschaft der Araber dauerte gut zwei Jahrhunderte. 1090/91 eroberte der Nor-mannengraf Roger de Hauteville die Insel zur Sicherung seiner Herrschaft auf Sizilien. Die maltesischen Nationalfarben Rot und Weiß sollen auf sein Familienwappen zurück-gehen.

In den nun folgenden Jahrhunderten erlebte Malta diverse Besitzerwechsel. Nach der Heirat des Stauferkaisers Heinrich VI. mit der Normannin Konstanze im Jahre 1186 fiel Malta 1194 als Erbe an die Staufer. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts durch die Enthauptung des letzten Staufers Konradin in Neapel im Jahre 1268 gelangte dessen Widersacher Karl von Anjou in den Besitz der Insel. 1282 wurden die Franzosen aus Sizilien vertrieben, und Malta ging mit Sizilien in den Besitz Peter von Aragons über, der in die Familie der Staufer eingeheiratet hatte und nun Erbansprüche geltend machte. 1496 heiratete Ferdinand von Aragon Isabella von Kastillien. Mit der gemeinsamen Übernahme der Königswürde entstand der spanische Natio- nalstaat, zu dem nun auch Malta gehörte. Der spanische König Karl I., in Deutschland besser bekannt als Kaiser Karl V., gab die Insel schließlich dem aus seiner Heimat vertriebenen Johanniterorden als "ewiges Lehen". Das war 1530. Es folgte ein Vierteljahrtausend ohne Besitzerwechsel unter der Herrschaft der Johanniter, die ein eigenes Kalenderblatt wert wären.

Nach der Französischen Revolution wurde die Ordensherrschaft ein Opfer der Säkularisierung. Am 9. Juni 1798 kam Napoleon mit 54.000 Mann auf dem Seeweg nach Ägypten an der Insel vorbei. Er begehrte die Möglichkeit, Wasser einzunehmen, doch wurde ihm dieses abgeschlagen. Daraufhin eroberte der Franzose kurzerhand Malta und zwang die früheren Herren, sprich die Ordensritter, innerhalb weniger Tage ihr früheres Herrschaftsgebiet zu verlassen. Abgesehen von ihren Reliquien und ihrem persönlichen Besitz durften sie nichts mitnehmen.

Bonaparte verhielt sich auf Malta wie in so vielen anderen von ihm besetzten Territorien. Auf der einen Seite brachte er Reformen, auf der anderen, schwerwiegenderen jedoch nutzte er konsequent die materiellen und menschlichen Ressourcen des Verlierers für seinen "Griff nach der Weltmacht". So ließ er die Insel plündern und verpflichtete eine Reihe maltesischer Soldaten für seinen Kampf in Ägypten.

Ähnlich wie später Napoleons Disaster in Rußland die Preußen motivierte Bonapartes Niederlage in Ägypten die Malteser zum Aufstand gegen die Fremdherrschaft der Franzosen. Unterstützung fanden die Inselbewohner in der vor Sizilien liegenden britischen Flotte Admiral Nelsons, die sie erfolgreich um Hilfe baten. Die Briten blockierten so lange die Insel, bis die rund 4.000 französischen Besatzungssoldaten aus Mangel an Nahrungsmitteln kapitulierten.

An die Stelle der Franzosen traten nun die Briten, denen Malta im Frieden von Paris 1814 auch formal zugesprochen wurde. Der Krimkrieg, die Erwerbung weiterer Kolonien im Osten und last but not least die Eröffnung des Suezkanals machten die Insel für die Seemacht zu einem strategischen Kleinod.

Im Ersten Weltkrieg wird Malta mit seinen 25.000 Betten für verwundete Soldaten als "Krankenschwester des Mittelmeeres" berühmt. Die britische Herrschaft blieb dabei unangefochten, was sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, daß Italien in diesem Völkerringen nicht auf der Seite von Großbritanniens Gegnern stand. Das war im zweiten der Weltkriege anders. Malta lag in diesem Krieg nicht nur auf der Verbindungslinie der Alliierten zwischen Gibraltar und Ägypten, sondern auch auf der Versorgungsroute der feindlichen Achsenmächte zwischen Italien und dessen Kolonialbesitz in Nordafrika. Entsprechend umkämpft war das Eiland.

Nach dem italienischen Kriegseintritt wurde Malta im Juni 1940 erstmals von Flugzeugen der Achse bombardiert. Bis zum September 1943 folgten 3.000 weitere Bombardements. Dabei wurden mehr als 30.000 Gebäude zerstört und über 1.500 Malteser und Briten getötet. Im Jahre 1942 kam eine Seeblockade zu den Luftangriffen hinzu. Die Briten versuchten dabei, die Malteser zum Widerstand zu motivieren, indem ihr König den Maltesern das Georgskreuz verleiht. Dieser Orden ziert auch heute noch sowohl das Wappen als auch die Flagge Maltas.

Den Achsenmächten gelang es zwar nicht, die Übergabe der Insel zu erzwingen, doch trugen sie längerfristig zur Unterminierung der britischen Position auf Malta bei. Indem sie nämlich mit ihrer Blockade die Kolonie von Lieferungen aus Großbritannien abschnitten, zwangen sie die Bewohner, sich von den Zuwendungen aus dem Mutterland unabhängig zu machen.

1964 löste sich Malta vom britischen Mutterland und 1974 auch von der britischen Königin. Malta wurde Republik und der vormalige Gouverneur und Stellvertreter der Queen, Sir Anthony Mamo, als Präsident deren Nachfolger in ihrer Funktion als maltesisches Staatsoberhaupt.