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21.12.02 / Kopenhagener Geburtsfehler / Vertreibungsdekrete standen beim EU-Gipfel nicht auf der Tagesordnung

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. Dezember 2002


Kopenhagener Geburtsfehler
Vertreibungsdekrete standen beim EU-Gipfel nicht auf der Tagesordnung

Am 1. Mai 2004 ist es soweit: Die Europäische Union wird um zehn neue Mitgliedsländer erweitert und zählt dann rund 450 Millionen Einwohner. So hat es der EU-Gipfel von Kopenhagen beschlossen, und so werden es voraussichtlich die Völker (die immerhin von ihren Regierungen gefragt werden!) auch bestätigen.

Sicher ist, daß die Ost-Erweiterung für die EU eine Verteuerung bedeutet - ob auch eine Bereicherung, bleibt dahingestellt. Daß zum Beispiel die drei baltischen Republiken in diese Union gehören, die sich ja auch als Wertegemeinschaft versteht, ist unstrittig. Und daß Polen sich - nach fast einem halben Jahrhundert kommunistischer Diktatur - eifrig und weitgehend erfolgreich bemüht hat, sich wirtschaftlich und moralisch Europa anzunähern, verdient zumindest Anerkennung. Ähnliches läßt sich, mit unterschiedlichen Abstufungen, auch von den meisten anderen Beitrittsländern sagen, am allerwenigsten noch von der Tschechischen Republik, was die moralische Seite anbelangt.

Insgesamt aber hat diese Beitrittsrunde einen verhängnisvollen "Geburtsfehler". In den Verlautbarungen von Kopenhagen kommt jener Teil der jüngeren Geschichte, der Millionen von deutschen Heimatvertriebenen noch in schmerzlichster Weise gegenwärtig ist, nicht einmal in einem Nebensatz vor. Die im Vorfeld heftig diskutierte Frage, ob Vertreibungs- und Entrechtungsdekrete (Stichworte "Benesch" und "Bierut") mit europäischem Geist und europäischem Recht vereinbar seien, stand in Kopenhagen nicht mehr auf der Tagesordnung. Jene, denen die "Betonköpfe" und "Ewiggestrigen", womit vor allem die Landsmannschaften gemeint sind, schon immer lästig waren, mögen für den Augenblick beruhigt sein, daß ihr Gipfelfrieden nicht gestört wurde. Aber offene Wunden heilen nicht schon dadurch, daß man einfach nicht über sie spricht - das letzte Wort haben nicht die Geschichtsklitterer, sondern die Geschichte selbst. H. J. M.