28.03.2024

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01.02.03 / Der Kampf um die Krone

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Februar 2003


Der Kampf um die Krone

Ein Grabenkampf ist entschieden, wenigstens vorläufig: Die "Kronen-Zeitung" oder kurz die "Krone" erhält zwei neue Chefredakteure. Hinter dieser trivial klingenden Meldung steckt allerdings einiges an Brisanz. Denn erstens ist die "Krone" Österreichs auflagenstärkste Tageszeitung - mit weltweit einmaliger Reichweite von etwa 40 Prozent in der Bevölkerung. Zweitens manifestiert sich damit auch für die Öffentlichkeit, daß Hans Dichand, der bisher unumschränkt herrschende Mitbegründer und Hälfteeigentümer des Organs, mit dem anderen Hälfteeigentümer, der WAZ-Gruppe, Probleme hat. Dichand wollte nämlich seinen Sohn als alleinigen Chefredakteur installieren, muß nun aber ein von der WAZ mitbestimmtes Tandem akzeptieren.

Die "Krone" ist ein Machtfaktor in Österreich, gegen sie geht nichts. Oder fast nichts. Die markantesten Beispiele: Die Kampagne gegen die Inbetriebnahme eines fertigen Atomkraftwerks, des ersten und einzigen in Österreich, verdankt ihren Erfolg der "Krone". Bundeskanzler Kreisky zog sich damals aus der Schlinge, indem er die Entscheidung einer Volksabstimmung überließ, und die verstaatlichte E-Wirtschaft mußte Milliarden-Investitionen abschreiben. Dichand und Kreisky begründeten somit das, was man heute Populismus nennt.

Mit der Anti-Atom-Masche und vor allem mit der Agitation gegen das geplante Kraftwerk Hainburg (Schlagwort "Rettet die Donau-Auen") schuf Dichand den Nährboden für die Grünen. Ebenso trug er zum Aufstieg Haiders bei - nicht indem er Haider unterstützte, sondern weil er Kernthemen der FPÖ in den Vordergrund rückte. Und die Volksabstimmungen zu EU und Euro wären ohne die "Krone" nicht so eindeutig ausgegangen.

Eine erste schwere Niederlage erlitt Dichand vor drei Jahren: Vergeblich trachtete er, eine Fortsetzung der dezimierten rot-schwarzen Koalition zu erzwingen und die Kanzlerschaft von Wolfgang Schüssel zu verhindern. Einiges deutet darauf hin, daß er auf "Anregung" der WAZ-Gruppe handelte, weil die SPD der SPÖ unter die Arme greifen wollte. In dieser Zeit zeigten sich auch Risse im Redaktionsteam: Der äußerst populäre Richard Nimmerrichter, der als "Staberl" über drei Jahrzehnte lang mit einer täglichen Kolumne Meinungsbildung betrieben hatte, zog sich in die Pension zurück. Dichand hatte ihm den Abdruck einer Kolumne untersagt, die den Chef der israelitischen Kultusgemeinde aufs Korn genommen hätte. Obwohl die Breitseiten gegen Schüssel vergeblich waren, gelang es Dichand indirekt, die Regierung zu Fall zu bringen, indem er zur Entfremdung der Koalitionspartner ÖVP und FPÖ beitrug, u. a. mit der Ablehnung von Abfangjägern.

Die WAZ-Gruppe ist Miteigentümer der "Krone", weil Dichand sich mit dem zweiten "Krone"-Gründer Kurt Falk zerstritten hatte, diesen 1987 auskaufte und zur Abdeckung des dafür nötigen Kredits einen neuen Partner brauchte. Die Medienlandschaft in Österreich ist heute durch das fast völlige Verschwinden der Gesinnungspresse, also der von Parteien und Kirchen herausgegebenen Zeitungen gekennzeichnet. Die Gleichschaltung wird durch "strategische Partner" wie WAZ, Gruner+Jahr, Bertelsmann oder "Süddeutsche" verstärkt. Befremdlich ist dabei vor allem, daß selbst die von der Raiffeisen-Gruppe und vom Styria-Verlag (der im Prinzip der katholischen Kirche gehört) herausgegebenen Medien eine zunehmend linke und internationalistische Ausrichtung haben. R.G.K.