27.04.2024

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01.02.03 / Starker Forint / Spekulationen setzen Wirtschaft unter Druck

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Februar 2003


Starker Forint / Spekulationen setzen Wirtschaft unter Druck

Während alles gebannt auf den Irak starrt, ist eingetreten, was sich ganz unglaublich anhört: "Ost-Währungen" geraten unter Aufwertungsdruck. Besonders um den ungarischen Forint spielte sich zuletzt eine wahre Spekulationsschlacht ab. Zwar steht die ungarische Wirtschaft keineswegs schlecht da, - doch Aufwertung des Forint?

Die Sache läßt sich allerdings leicht erklären: Für Anleger ist immer der Netto-Ertrag entscheidend. Wer also in einem Land mit relativ hoher Inflation Geld braucht, muß auch relativ höhere Zinssätze in Kauf nehmen. (Als Alternative kann man Geld in einer härteren Fremdwährung aufnehmen.

Das kostet zwar weniger Zinsen, aber bei Abwertung der eigenen Währung muß man am Ende mehr zurückzahlen, als man ausgeliehen hat.) Falls die Inflation hinter den Erwartungen zurück-bleibt, macht der Kapitalgeber ein gutes und der langfristig gebundene Schuldner ein entsprechend schlechtes Geschäft. Wenn also Anleger eine sinkende Inflationsrate erwarten, trachten sie, rechtzeitig hochverzinste "alte" Anleihen zu ergattern, und das treibt den Kurs solcher Papiere in die Höhe. Genau das ist mit dem Beschluß zur EU-Osterweiterung eingetreten:

Den Regierungen der Beitrittsländer werden antiinflationäre Maßnahmen abverlangt, und in deren Erwartung strömten große Mengen an Geldern nach Ungarn. Das spekulative Überangebot, das in keinem Zusammenhang mit der realen Wirtschaft steht, verzerrte die Wechselkurse: Relativ zum Euro wurde der Forint aufgewertet.

Die Aufwertung erschwert jedoch Exporte und gefährdet die Existenz ungarischer Betriebe. Um gegenzusteuern, mußte die ungarische Nationalbank Leitzinsen senken sowie große Mengen an Forint auf den Markt werfen, - und beides erhöht wieder die Inflationsrate! Immerhin bewirkte die Notenbank, daß jene Spekulanten, die mit geliehenem Geld operierten, vorzeitig und mit erheblichen Verlusten aussteigen mußten.

Nun werden manche sagen, wenn Ungarn den Euro hätte, wäre das alles nicht passiert! Richtig. Doch schuld sind nicht die Wechselkurs-Mechanismen, sondern die "globalisierte" Finanzspekulation. Und just die Ausschaltung der heilsamen, auf Handelsbilanzen und Diskontsätzen beruhenden Wechselkurs-Schwankungen waren es auch, die zu dem führte, was die deutsche Wirtschaft derzeit durchmacht:

Denn gäbe es noch die D-Mark, wäre diese "rechtzeitig" unter Abwertungsdruck geraten und hätte die Politiker rechtzeitig zum Handeln gezwungen. Die "Stabilitätskriterien" hingegen sind Vorschubleistung für Fahrlässigkeit, Selbstbetrug und kollektive Schummelei. Hat eigentlich irgendwer ernsthaft geglaubt, daß eine Geldstrafe, die wegen eines zu hohen Budget-Defizits bezahlt werden muß, dieses Defizit verringert? RGK