25.04.2024

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01.02.03 / Lena Podranski gestorben

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Februar 2003


Lena Podranski gestorben

Und die Treue ist doch kein Wahn ...", erkannte schon Schiller. Lena Podranski war bis zu ihrem letzten Atemzug eine solche treue Seele, doch nun hat die Ostpreußin ihren Lebensweg beendet. Geboren am 4. Juni 1914 in Angerburg hat sie bis 1945 nie die Grenzen ihrer Heimat verlassen. Frau Lena war geprägt durch ihre Heimat; sie war ostpreußisches Urgestein, und will man den Literaten glauben, dann besaß sie das, was die Menschen ihrer masurischen Heimat trotz einer rauhen Schale besitzen: ein goldenes Herz.

Schon früh mußte sie auf eigenen Füßen stehen. Sie gab ihren Arbeitgeber alles, was sie hatte, Zuverlässigkeit, unermüdlichen Fleiß und ihre Treue. 1974 begegnet sie Willy Rosenau mit seinen Künstlerkollegen vom Rosenau-Trio. Mit Sicherheit waren es ihre ostpreußischen Laute, die Willy Rosenau verwundert aufhorchen ließen. Da in der Villa Musica gerade Haus, Garten, Küche und Büro verwaist waren, fragte der Gründer des Rosenau-Trios die großmütterlich wirkende ältere Dame, ob sie nicht bei ihm Arbeiten wolle. Erst war sie skeptisch, denn schließlich waren Künstler doch ein sehr eigenes Völkchen, doch die Tatsache, daß auch Willy Rosenau Angerburger war, verbindet - eine gemeinsame Kindheit in derselben Landschaft, dieselben Menschen, dieselbe Stadt am Mauersee, die man liebt, um so mehr liebt, weil sie unerreichbar ist.

Frau Lena machte sich auf Inspektionsfahrt zu ihrem möglichen neuen Arbeitgeber. Ein Frankfurter Kranz befand sich in ihrem Gepäck, denn schließlich haben Künstler nicht viel zu essen. Doch der erste Besuch beeindruckte sie, und so zog sie im Hause des Künstlers ein und führte von Stund an ihr masurisches Regiment in Küche und Keller, wurde mehrfache Katzen- mutter, Ersatzgroßmutter und Seelsorgerin.

Frau Lena litt mit dem Trio und freute sich über dessen Erfolge. Nachts, zu später Stunde, wartete sie auf die Berichte von den Konzerten. Sie verschickte Werbematerial, auf sie war Verlaß. Ihre ostpreußische Sprache erfüllte ihr Lebensumfeld bis hinunter zu den Geschäften Baden-Badens. Ob man hier bemerken wird, daß die ostpreußischen Laute unwiederbringlich verstummt sind und keine nachwachsenden Nachfolger mehr haben werden?

Die ostpreußische Sprache und ein Stück Ostpreußen starb mit der lieben Entschlafenen. H. Berg