19.04.2024

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15.02.03 / Ein Blick in die "Preussische Zeitung" vom Beginn des Kriegsjahres 1945

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Februar 2003


Ring gegen Mantel
Ein Blick in die "Preussische Zeitung" vom Beginn des Kriegsjahres 1945

Es ist der 12. Januar 1945. Die Rote Armee marschiert auf Königsberg. An mehreren Stellen ist die Sowjetarmee an der Ostfront durchgebrochen. Die jungen deutschen Soldaten sterben zu Tausenden. Es beginnt der große Treck der flüchtenden Deutschen vor den Greueln der un-kultivierten Kommunisten und unzivilisierten Asiaten in den Reihen der an- rückenden Rotarmisten. Doch noch ist der Geschützdonner in Ostpreußens Hauptstadt nicht zu hören, und es herrscht scheinbare Ruhe und Normalität. Jedoch: In der Ausgabe der Preußischen Zeitung dieses Tages stehen die Toten, die für "Führer, Volk und Vaterland" gestorben sind: Gerhard Penner (18 Jahre), Horst Ruddies (21 Jahre), Gerhard Feustell (20 Jahre), Horst Hill (19 Jahre), Erik Makwiztat (23 Jahre), ... Viele der Gefallenen waren unter 20 Jahre alt, Schüler und Studenten. In der Zeitung wird von Siegen an der Westfront und Meuchelmord an deutschen Verwundeten, den Schandtaten und der Gier der Sowjets sowie dem 53. Geburtstag Herman Görings berichtet. Doch die Familien- und Kleinanzeigen, die auch zu lesen sind, zeichnen ein anderes Bild von der Lage. "Soldatenfrau mit einem Jungen, 5 Jahre, sucht Zimmer mit Kochgelegenheit am Stadtrand oder auch außerhalb Königsbergs", oder: "Tausche Damen-Brillantring, in Platin gefaßt, 4 Rubine, 12 Perlen, 585 Gold gegen Damen-Wintermantel Größe 44." Die Armut ist groß und die Versorgungslage schlecht. "Junges Mädchen sucht beizuwohnen oder kleines möbliertes Zimmer in Königsberg." Auch die Arbeitsgesuche gehen über mehrere Spalten. Die Menschen leben in Not. Dennoch scheinen Hoffnung und Zuversicht nicht endgültig gewichen zu sein. Auch hat die große Fluchtwelle noch nicht eingesetzt. Gefreiter Drunk, zur Zeit in Urlaub, gibt seine Vermählung mit Frau Margarete Strogies bekannt. Dies tut er - wie viele seiner Kameraden - auch, um seiner Frau Hoffnung und materielle Sicherheit zu geben, denn wenn der Gefreite fiele, hätte seine Frau zumindest Anspruch auf Hinterbliebenenrente. Anders bei den angegebenen Geburten. Die Kinder wurden in eine ungewisse Zukunft hineingeboren, denn der Endsieg scheint nun doch eher unwahrscheinlich und die Menschen sind sich ihres jetzigen und künftigen Leidensweges wohl schon bewußt. Denn im April 1945 unterzeichnet General Lasch die Kapitulation Königsbergs, womit das Morden an der deutschen Zivilbevölkerung in der Stadt beginnt. Karl-Peter Gerigk