Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Februar 2003 |
||||
»Fortwährende gesellschaftliche Schande« Alfred-M. de Zayas war Hauptredner auf der Kulturveranstaltung der Landesgruppe Schleswig-Holstein Gleich einem Paukenschlag begann die Kieler Landesgruppe der Ostpreußen
im neuen Jahr mit einer großen Kulturveranstaltung im ,,Haus der
Heimat“. Der Landesvorsitzende Günter Petersdorf freute sich über ein
volles Haus und begrüßte besonders die zahlreichen Ehrengäste. Obwohl die Vertreibungsverbrechen ihn von Anfang an stark
interessierten, hörte er darüber nichts während seines Studiums. Er war
entsetzt über diese Tabuisierung. Als Stipendiat kam er schließlich nach
Deutschland, und zwar nach Göttingen zu dem namhaften ostpreußischen
Professor Dr. Rauschning. Damals lag das Tabu der Tragödie der
Vertreibung wie ein Leichentuch über allem. ,,Aber es waren nicht nur die
Täter, die Vertreiberstaaten, die diese Schande mit dem Bahrtuch des
Vergessens bedeckten. Es waren auch die Bundesdeutschen, die die
Vertriebenen oft als ,Ewiggestrige‘ und ,,Revanchisten‘ beschimpften,
als diese über ihre geliebte Heimat – Landschaften und Seen, Wälder
und Elche – schreiben und sprechen wollten.“ Der Referent betonte, daß die Thematik nicht erst durch Günter Grass oder gar die bundesdeutschen Neulinken entdeckt wurde. Sie wurde von vielen ernstzunehmenden Historikern in den fünfziger und sechziger Jahren bearbeitet. Sie wurde auch von Menschenrechtsgruppen angenommen, aber nie wurde sie in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Und es wurde nicht ausreichend darüber reflektiert. Vertreibung sei auch heute noch ein Stiefkind der Geschichtsschreibung und ein Stiefkind des gesellschaftlichen Bewußtseins. Er bedauerte es, daß die Anerkennung des Leidens der Vertriebenen für die Erlebnisgeneration reichlich spät kommt. Viele sind bereits ganz still von uns gegangen, und Prof. de Zayas sieht das als eine fortwährende gesellschaftliche Schande an. Er schloß seinen überaus informativen und interessanten Vortrag mit der Feststellung, dankbar zu sein, daß er deutsche Kultur – auch die ostpreußische – kennenlernen durfte. I. Rudat |