23.04.2024

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22.02.03 / Deutsch-polnisches "Haus der Wirtschaft" wiedereröffnet

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Februar 2003


Pommern: Blütenträume
Deutsch-polnisches "Haus der Wirtschaft" wiedereröffnet

In Stettin wurde in der vergangenen Woche das deutsch-polnische "Haus der Wirtschaft" wiedereröffnet. Das Projekt war nach internen Zwistigkeiten zwischen den Trägern Ende Februar letzten Jahres eingestellt worden.

Otto Ebnet, der Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, kündigte bei der Eröffnung an, daß das Land nun für Oktober eine große Wirtschaftspräsentation in Stettin plane.

Man hofft darauf, es möge einen symbolhaften Charakter haben, daß die mecklenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) und der in Stettin ansässige "Westpommersche Verein für Wirtschaftsentwicklung" ausgerechnet kurz vor dem Valentinstag in der pommerschen Hauptstadt im Beisein von Unternehmern beider Länder ihren Kooperationsvertrag unterzeichneten.

Dieser soll dazu beitragen, daß der grenzüberschreitende Handel zwischen den strukturschwachen Teilen Pommerns endlich aufblüht und der beiderseits der Grenze enorm hohen Arbeitslosigkeit entgegenwirkt (der Uecker-Randow-Kreis gehört mit einer Quote von 27 Prozent zu den bundesdeutschen "Spitzenreitern").

Der Geschäftsführer des Westpommerschen Vereins für Wirtschaftsentwicklung, Zbigniew Pluta, beschreibt die Misere wie folgt: Das Problem Stettins sei das Fehlen eines natürlichen Hinterlandes, und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern fehle ein Oberzentrum. "Wir sind eine Region und müssen gemeinsam unsere wirtschaftliche Position stärken", forderte er.

Die Geschichte des in einer restaurierten Villa untergebrachten Hauses der Wirtschaft erfüllt den Beobachter in dieser Hinsicht allerdings kaum mit Zuversicht. Sie begann im Oktober 2000. Zunächst war die Stettiner Einrichtung mit zwei Mitarbeitern aus Polen und Deutschland besetzt, mittlerweile arbeitet dort nur noch eine polnische Beschäftigte mit perfekten Deutschkenntnissen.

Die erste Phase der Zusammenarbeit scheiterte schließlich an erheblichen Unregelmäßigkeiten. Die IHK beschwerte sich unter anderem über nicht gezahlte Mieten durch die polnische Handelskammer Nord, die Veruntreuung mehrerer Monatsgehälter sowie über Beschimpfungen von Mitarbeitern als "deutsche Spione".

Das alles mutet höchst unverständlich an, wenn man bedenkt, daß die bundesdeutsche Seite - die IHK ist bei dem Vorhaben die geschäftsführende Kammer - seit der Gründung des Hauses rund 180 000 Euro für dessen Einrichtung sowie die Gehälter der Mitarbeiter einzahlte. Die geringfügige Miete war die einzige finanzielle Verpflichtung des polnischen Partners. Alle Personalkosten, die Ausstattung und den laufenden Haushalt trugen die IHK und weitere bundesdeutsche Beteiligte, darunter das Land Mecklenburg-Vorpommern.

Doch nun will man diesen Ärger vergessen und den Blick nach vorn richten. Immerhin wurden nach Angaben der IHK durch das Haus der Wirtschaft bisher über 2000 Unternehmer aus beiden Staaten beraten und zahlreiche Verbindungen - vor allem über sogenannte "Kooperationsbörsen" - geknüpft.

Die Kosten von 70 000 Euro im Jahr trägt fortan zu einem Drittel die IHK, den Rest teilen sich sieben weitere deutsche Partner und die polnische Seite. Zu den deutschen Betreibern gehören die IHKs Neubrandenburg und Rostock, die Schweriner Staatskanzlei, die Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern, der Unternehmerverband Vorpommern, die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern sowie das Deutsch-Polnische Kooperationsbüro der Sparkassen. Friedrich Nolopp