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22.02.03 / "Preußen unter Nachbarn" - Wertvolle Studien

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Februar 2003


Gegen das Vergessen
"Preußen unter Nachbarn" - Wertvolle Studien

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. Februar 2002 las man einen Beitrag über den Ostpreußen Richard Pietsch und sein Engagement für die kurische Sprache (siehe auch Beitrag links). Der Verfasser war der Autor und Journalist Henning Sietz, der nun in der von Professor Hans Rothe und Dr. Silke Spieler im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Reihe "Preußen unter Nachbarn - Quellen und Studien" als Band 4 eine Publikation über Ludwig Passarge herausgebracht hat: Ludwig Passarge - Die Kurische Nehrung (Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, Bern. 296 Seiten, eine Klappkarte, brosch., 50,10 Euro). Ent- halten sind drei Texte des Richters und Reisenden, der als einer der ersten die Nehrung für die Literatur entdeckt hat: "Wanderungen am Kurischen Haff", "Von der Kurischen Nehrung" und "Die kurische Nehrung. Zustände und Wandelungen". Während die ersten beiden literarische Reiseberichte sind, handelt es sich bei dem dritten Text um eine wissenschaftliche, historische Arbeit. In seinem einleitenden Text geht Sietz auf die Bedeutung der Arbeit Passarges ein ("Er war ein Landschaftsbeschreiber von hohen Graden") und zeigt auf, wie sehr seine Berichte die Menschen seiner Zeit beeinflußt haben.

Zuvor sind in der Reihe "Preußen unter Nachbarn", die gefördert wird mit Mitteln der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., weitere Bände im Peter Lang Verlag erschienen. Sie sollen der Vernachlässigung weiter Teile der deutschen Geschichte und besonders der Geschichte der ostdeutschen Provinzen entgegenwirken. Der Titel "Preußen unter Nachbarn" erklärt sich "aus der Rolle, die alle ostdeutschen Provinzen - Schlesien, Pommern, Preußen - durch viele Jahrhunderte für das Deutsche Reich und für die Nachbarländer gespielt haben", erläuterte Professor Hans Rothe gegenüber dem Ostpreußenblatt die Hintergründe. "Deutsche Geschichte ist der Ausgangspunkt, die Wechselbeziehung mit den Nachbarn, vorwiegend Polen, Rußland, die nordischen Länder, das konkrete Aufgabenfeld. Preußen ist daher in doppeltem Sinn zu verstehen: das alte Ordensland Preußen, das spätere Ost- und Westpreußen, aber auch das Königreich Brandenburg-Preußen. Aufgenommen werden sollen Studien und Quellen vorwiegend zu Preußen im alten engeren Sinne, gelegentlich aber auch zu den östlichen Provinzen, im Ausnahmefall zu der ganzen Monarchie."

Als erster Band erschienen Studien über Johann Gottfried Herder - ein Zeuge der deutschen Klassik aus dem Lande der Preußen von Hans-Bernd Harder (156 Seiten, brosch., 35,30 Euro), in denen der Verfasser anhand der Lebensstationen des Mohrungers die Umgestaltung der damaligen klassizistischen Auffassungen ablesbar macht. Als Band 2 erschien in zwei Bänden der Nachdruck der Landesbeschreibung Das westliche Samland von Oskar Schlicht aus dem Jahr 1922 (816 S., brosch., 65,40 Euro). Es ist dies die erste zusammenfassende Darstellung dieser Landschaft, ihrer Geschichte und ihrer Menschen mit vielen heute historischen Fotografien - eine Fundgrube für Heimatfreunde und -forscher. Band 3 schließlich ist die Geo- graphisch-historische Landesbeschreibung deren dreyen im Pohlnischen Preußen liegenden Werdern als des Danziger- Elbing- und Marienburgischen von Abraham Hartwich, die erstmals 1722 in Königsberg erschien und Kurioses und Weltgeschichte gleichermaßen berücksichtigt (586 Seiten, brosch., 60,30 Euro). Für die nächste Zeit geplant sind Studien zur Polenpolitik der preußischen Reformer 1806- 1832, zu dem Musenort Beynuhnen des Fritz v. Fahrenheid, zum Königsberger Schloß, zum jetzigen verfallenen russischen und polnischen Teil Ostpreußens und zu Preußisch-Litauen. - Die Reihe "Preußen unter Nachbarn" will dazu beitragen, so Rothe, "die geistige Verarmung, das selbstverschuldete Vergessen zu überwinden, fehlerhafte Ansichten zu korrigieren und besonders Jüngere für dieses Aufgabenfeld zu interessieren"; Bemühungen, die man nur begrüßen und unterstützen kann. os

Ernst Mollenhauer: Leuchtturm in Nidden (Öl, 1959). Wie kein anderer hat der 1892 in Tapiau geborene Mollenhauer das Bild der Kurischen Nehrung mit Pinsel und Farbe festgehalten. Er starb 1963 in Düsseldorf.