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15.03.03 / Väterchen Frost biss kräftig zu

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. März 2003


Väterchen Frost biss kräftig zu
Das Wetter in der Heimat im Monat Januar / Analysiert von Dr. Wolfgang Terpitz

Hochwinterlich und mit einem funkelnden Sternenhimmel, so startete das neue Jahr wie im Bilderbuch. Um es zu begrüßen, mußte man sich also warm anziehen. In Masuren und dem Oberland sank die Temperatur bis zu minus zwölf Grad. Nur über den Haffs und dem Samland bedeck-ten häufig Wolken den Himmel und schützten vor extremer Kälte. In der zweiten Nacht des neuen Jahres verbreiteten sich im ganzen Land die Wolken. Sie kamen mit Tiefausläufern von den Britischen Inseln. Anschließend begann es zu schneien.

Am Abend darauf brachten sie dem Süden der Provinz für einige Stunden sogar Tauwetter mit Regen. So zeigten die Thermometer in Nikolaiken plus zwei Grad, während es im Memelland zur gleichen Zeit mit minus zehn Grad frostig kalt war. Bereits in der gleichen Nacht erfaßte die Kälte auch wieder den Süden; denn die Schneefälle und Wolken wurden nach und nach weniger.

Über einer geschlossenen Schneedecke bis zu 20 Zentimeter griff der Frost in den sternenklaren Nächten nun täglich fester zu. Bitterkalt war es am Epiphaniastag, dem orthodoxen Weih-nachtsfest, an dem das Quecksilber bis zur Minus-24 Grad-Marke schrumpfte und trotz Sonnenscheins nur Maxima von minus 18 Grad anzeigte.

Die Nacht darauf war die kälteste des gesamten Monats. Bei Werten bis zu minus 28 Grad erstarrte die Landschaft vollkommen. Nur an den Küsten, wie zum Beispiel in Memel, griff der Winter mit minus 22 Grad nicht ganz so hart zu. Trotzdem waren bis zu diesem Zeitpunkt bereits die Haffs zugefroren. Das galt natürlich schon vorher für die masurischen Seen. Auch die Wellen am Ostseestrand gefroren bei diesem Frost spontan zu bizarren Eisfiguren.

Dieser strenge Hochwinter war das Ergebnis von Arktikluft, die Anfang Januar in einzelnen Schüben nach Mitteleuropa vorgestoßen war. Er reduzierte seine Kraft erst, als nach einer Woche Tiefausläufer über Skandinavien südwärts schwenkten und polare Meeresluft nach Ostpreußen führten. Die war nicht ganz so kalt und trocken wie die Luft aus der Arktis. Schließlich zeigten am 10. Januar die Thermometer nur noch Nachtwerte um minus zehn Grad und Tageswerte um minus zwei Grad.

Ein letztes Aufbäumen des Winters, so scheint es, bekam die Heimat einen Tag später zu spüren, als bei einem Schwall russischer Kaltluft die Minima auf minus 20 Grad und die Maxima auf minus 8 bis minus 13 Grad rutschten.

Diesem kalten Schlußpunkt folgte nun für zweieinhalb Wochen ein grauer Witterungsabschnitt mit Tauwetter. Dafür war die Richtungsänderung der Höhenströmung verantwortlich. Sie drehte von Nord auf West, vorübergehend sogar auf Südwest und gab den Weg für atlantische Tiefausläufer frei. Sie drangen weit bis nach Rußland vor. Somit hatte der Winter auch in Ostpreußen keine Chance mehr. Immer wieder regnete es. Schnee fiel nur noch äußerst selten. Die Temperaturen lagen nun meist im positiven Bereich. Auch Nachtfröste waren rar und wurden nur weiter landeinwärts beobachtet. Der mildeste Tag war der 15. Januar mit Minima von einem bis fünf Grad und Maxima bis zu sechs Grad. Auch am 28. Januar erlebte Ostpreuße ein ähnlich mildes Wetter. Kein Wunder, daß die Schneedecke schnell zusammenrutschte und bald verschwunden war. Die graue Landschaft hatte nun über dem gefrorenen Boden unerträglichen Matsch zu ertragen. Als dann an manchen Tagen ein frischer Wind herrschte, schob sich das Eis der Haffs zusammen und gab große Wasserflächen frei.

Ab dem 28. Januar stellte ein Tief, das über das nördliche Ostpreußen ostwärts gewandert war, die Witterung grundlegend um. Dafür brauchte es einige Tage. Und spendete währenddessen viel Regen und schließlich Schnee. Auf seiner Rückseite lenkte es allmählich Arktikluft südwärts. Ab den Abendstunden des 29. Januar übernahm der Winter mit Dauerfrost wieder die Herrschaft über das dünn verschneite Land. Am letzten Tag meldeten Königsberg und Elbing unter einer aufgelockerten Bewölkung Minima von minus 11 Grad.

Blick man über den gesamten Monat zurück, so hatte die kalte Witterungsperiode gewonnen: Der letzte Januar war also zu kalt. Die monatliche Mitteltemperatur erreichte einen Wert von minus 2,7 Grad (in Elbing) bis minus 3,9 Grad (in Allenstein). Damit lag sie etwas mehr als ein halbes Grad unter dem langjährigen Wert. Die Niederschlagshöhen waren recht unterschiedlich und erreichten 37 Millimeter in Memel und 59 Millimeter in Königsberg. Das bedeutet für die Hafenstadt im Norden ein Defizit von 30 Prozent und für die Provinzhauptstadt einen Überschuß von 28 Prozent zum Normalwert. Die Sonne spendete der heimatlichen Landschaft im gesamten Januar um die 40 Stunden. Das entspricht in etwa auch dem Wert, den man für diesen Monat im allgemeinen erwartet.