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29.03.03 / Hans-Günther Parplies widmet sein Streben und Wirken ganz dem Erhalt der heimatlichen Kultur

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. März 2003


Er gibt immer sein Bestes
Hans-Günther Parplies widmet sein Streben und Wirken ganz dem Erhalt der heimatlichen Kultur

Der langjährige Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, Hans-Günther Parplies, wird am 26. April 70 Jahre alt.

Hans-Günther Parplies steht noch mitten und voll im Leben. Er hat seit seiner Studienzeit mit großem intellektuellen Einsatz die Sache der Vertriebenen zu seiner eigenen gemacht.

Er ist der typische Repräsentant der "zweiten Generation der Vertriebenen". Von dieser berichtete der Redakteur einer bedeutenden überregionalen Zeitung nach dem Besuch eines Ostpreußischen Studententages Ende der fünfziger Jahre verwundert, sie weise alle Merkmale einer westdeutschen Menta- lität auf, unterscheide sich aber von normalen westdeutschen Jugendlichen durch ein "Sonderinteresse am Osten". Hier irrte der Journalist. Nicht ein "Sonderinteresse am Osten" trieb die damals jungen Ostpreußen oder anderen jungen Vertriebenen an, sondern die Überzeugung, daß nach den barbarischen Ereignissen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine gedeihliche Gestaltung der Zukunft nur auf der Grundlage von Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit möglich ist. Das Bewußtsein von der Einheit der Nation war ihnen noch geläufig. Sie fühlten sich nicht als Sondergruppe, sondern als Teil der ganzen deutschen Jugend. Sie spürten, daß nur ein einiges, vom freien Willen der Völker getragenes Europa die Vergangenheit im positiven Sinne überwinden kann. Sie waren überzeugt, daß die Einheit Europas nicht auf der Grundlage von Unrecht gewonnen werden darf und daß die Sanktionierung von Annexion und Austreibung nicht am Anfang eines neuen Verhältnisses zwischen bisher verfeindeten Völkern stehen sollte.

Der in Marienburg/Westpreußen geborene Hans-Günther Parplies hat diesen Weg der "zweiten Generation der Vertriebenen" entscheidend mitbestimmt. Er gehört zu den Gründern des Studentenbundes Ostpreußen, der 1956 mit dem 1. Ostpreußischen Studententag in Osterode/Harz seine Arbeit aufnahm und war dessen erster Bundesvorsitzender. In Göttingen, seinem letzten Studienort, übernahm er die Geschäftsführung der Gemeinnützigen Gesellschaft Albertinum mit der Zielsetzung, ein ostpreußisches akademisches Zentrum mit Studentenwohnheim zu schaffen. Dies gelang. Das Albertinum arbeitet noch heute.

Danach engagierte er sich beim ostdeutschen studentischen Gesamtverband, dem Verband Heimatvertriebener und geflüchteter Deutscher Studenten, dessen Vorsitzen- der er von 1962 bis 1964 war. Auch am Aufbau der Studentenzeitschrift "actio" beteiligte er sich maßgeblich, längere Zeit war er ihr Chefredakteur. Die Zeitschrift erschien 1965 bis 1974 in einer Auflage von 15.000 Exemplaren.

"Nebenbei" absolvierte Parplies auch noch erfolgreich ein juristisches Studium in Köln, Tübingen und Göttingen und schloß die solide Ausbildung mit der zweiten Juristischen Staatsprüfung 1967 in Düsseldorf ab.

Der damalige Präsident des BdV, Reinhold Rehs, holte den jungen Juristen an seine Seite, um beim Aufbau der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht zu helfen. Die Arbeit dieser Gruppe hervorragender Rechtswissenschaftler begleitete Parplies mit großem persönlichen Einsatz. Wer die "Blauen Bücher" der Studiengruppe kennt, kann deren Bedeutung für Politik und Wissenschaft ermessen.

Parplies blieb beim Verband und übernahm 1973 zunächst das Aufgabengebiet "Kulturpolitik und Bildungsfragen". Er betreute im Anschluß an die Ostverträge der Regierung Brandt/Scheel Verfassungsbeschwerden von Bürgern, die sich in ihren Rechten geschmälert fühlten. Die Gegenschrift zu den deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen mag als weiteres Stichwort zur Charakterisierung der Arbeit beim BdV dienen.

Die letzte hauptamtliche Station war - seit 1979 - die Geschäftsführung der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat in Bonn. Es ist hier nicht der Platz, in Ausführlichkeit an diese Zeit zu erinnern. Festzuhalten ist, daß der Ostdeutsche Kulturrat eine große Blütezeit erlebte, nach Einstellung der institutionellen Förderung durch die Bundesregierung 1998 aber nur noch dank des selbstlosen Einsatzes der wenigen verbliebenen Mitarbeiter einige wichtige Arbeiten fortführen kann.

Aus der Jugendarbeit herausgewachsen, hat Parplies seine ehrenamtliche Arbeit auch während seiner rund dreißigjährigen Berufstätigkeit auf verschiedenen Ebenen und in vielen Bereichen bis heute fortgesetzt. Nach früher Mitarbeit in Organisationen des BdV auf Kreis-, Landes- und Bundesebene ist er seit 1987 Kreisvorsitzender in Bonn, seit 1988 Landesvorsitzender in Nord-rhein-Westfalen, seit 1984 Präsidialmitglied und seit 1994 Vizepräsident des BdV. Er gehört dem Landesvertriebenenbeirat und dem Bundesvertriebenenbeirat beim Bundesinnenministerium an, dessem Kulturausschuß er vorsteht. Als Kuratoriumsvorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen hat Parplies erst in jüngster Zeit deren Fortbestand sichern und damit auch die weitere Arbeit der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht ermöglichen können. Der Bund hatte auch die institutionelle Förderung dieser Einrichtung eingestellt.

Mit dem Bundesverdienstkreuz und zahlreichen Auszeichnungen aus dem Kreis der Vertriebenen wurde das Wirken von Hans-Günther Parplies gewürdigt. Ihm und seiner Ehefrau Brigitte, die seit 1962 an seiner Seite steht und ihm stets "den Rücken frei gehalten" hat, gelten die Wünsche für viele weitere Jahre bei guter Gesundheit, geistiger Frische und - natürlich - voller Schaffenskraft. Hartmut Gassner