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12.04.03 / Erschaffer des Klon-Schafes erklären ihre Experimente

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. April 2003


Frankensteins Küche?
Erschaffer des Klon-Schafes erklären ihre Experimente

Mitte Februar ging es durch die Medien: Das Schaf Dolly ist tot! Dolly war allerdings kein normales Schaf, sondern das wohl berühmteste Klon-Schaf der Welt. Dolly war am 5. Juli 1996 im Roslin-Institut in Edinburgh geboren worden, nachdem der Forscher Ian Wilmut die Euterzelle eines sechs Jahre alten Schafs entnommen und in eine zuvor entkernte Eizelle eingesetzt hatte. Somit war Dolly eines der ersten Tiere, das keinen genetischen Vater besaß. Die Reaktionen auf die Existenz Dollys waren groß. Viele befürchteten, daß es nur eine Frage der Zeit sei, bis man Menschen klonen würde. Die Behauptung der umstrittenen Forscherin Brigitte Boisselier der Raelianer-Sekte Ende Dezember 2002, daß sie das weltweit erste Klon-Baby geschaffen hätte, bestätigt, daß diese Sorge nicht unberechtigt gewesen war. Doch welche Gefahren und auch Chancen birgt das Klonen wirklich?

Nur wenige Wochen vor dem Tod Dollys ist das Taschenbuch "Dolly - Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter" von den "genetischen Vätern" des Schafes erschienen. Auch wenn einige der darin enthaltenen Ansichten inzwischen veraltet sind - inzwischen ist nachgewiesen, daß Dolly schneller alterte als normale Schafe -, eignet sich das Buch doch für einen Einstieg in die Materie des Klonens. Erstaunlicherweise beschreiben die Forscher ihr Arbeitsgebiet auch für Laien einigermaßen verständlich. Leider muß der Leser mit seiner eigenen Vorstellungskraft arbeiten, die trotz guter Beschreibungen ziemlich gefordert ist, da Zeichnungen des Genaufbaus zum besseren Verständnis fehlen.

Die Autoren berichten, wie es zu Entstehung von Dolly und ihren Klon-Genossen Megan, Morag, Taffy und Tweed gekommen ist, und was sich die Forschung vom Klonen verspricht. Daß die Forscher vollkommen in ihrer Arbeit aufgehen, erkennt man an ihrer Detailversessen-

heit, die vor allem den vorher uninformierten Leser verwirrt. Trotzdem: nach der Lektüre sieht man die Biotechnologie nicht mehr nur als Frankensteins Experimentierküche, sondern auch als Chance. R. B.

Ian Wilmut, Keith Campbell und Colin Tudge: "Dolly - Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter", dtv, München 2002, 404 Seiten, 14,50 Euro