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19.04.03 / In Rußland könnten die Geschichtsforscher bald aktiv werden: bei den KZ-Archiven von Auschwitz

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. April 2003


Keine Rückgabe der Beute
In Rußland könnten die Geschichtsforscher bald aktiv werden: bei den KZ-Archiven von Auschwitz

In der Zeitschrift Unser Danzig las man in der Ausgabe 1/2003 einen Hinweis, der auf das lebhafteste Interesse all jener stoßen müßte, die sich um die Erforschung der Zeitgeschichte bemühen, speziell jener, die über die Geschehnisse in den KZ-Lagern forschen.

Unser Danzig bezieht sich auf eine Veröffentlichung im "Informationsbulletin" des Instituts für nationales Gedächtnis (Instytut Pamieci Narodowej) in Warschau, in dessen Nr. 4/2002 ein Beitrag zum Thema "Polnische Sammlungen in russischen Archiven" von Slawomir Cencckiewicz abgedruckt wurde.

Darin geht es um polnisches Archivmaterial, das als "Kriegsbeute" der Roten Armee in die Sowjetunion gebracht worden ist und bis heute nicht zurückgegeben wurde. Zu den "erbeuteten" Archiven, die sich im Spezialarchiv des Ministeriums für Inneres der UdSSR in Moskau befinden sollen, gehören zum einen umfangreiche Aktenbestände des polnischen Königreichs, die schon im Ersten Weltkrieg von der Armee des Zaren erbeutet worden sind. An sich sollten sie längst aufgrund eines zwischen Polen und Rußland geschlossenen Vertrages zurückgegeben worden sein, doch verhalten sich die Russen in diesem Fall so ähnlich wie der aus Deutschland geraubten Beutekunst gegenüber (und wie Polen, das sich auch weigert, trotz Vertrages verschleppte Kunstwerke und Archivbestände an Deutschland zu transferieren). Man kümmert sich nicht um geschlossene Verträge. Der zweite Teil der Archivbestände, auf die Polen Anspruch erhebt, besteht aus deutschen Archiven, die Polen erbeutet hat. Und zu diesen Beutebeständen gehört das aus 127.269 Aktenbänden bestehende gesamte Archiv des Konzentrationslagers von Auschwitz.

Ein weiterer Teil dieses Archivs ist eine Kartothek aller Häftlinge, die jemals in das KZ eingeliefert worden seien, eine weitere aller beim Bau des Lagers beschäftigt gewesenen Arbeiter und so weiter. Nach der Veröffentlichung im polnischen "Informationsbulletin" soll angeblich polnischen Historikern der uneingeschränkte Zugang zu den russischen Archiven zu Zwecken der Forschung gewährt werden. Ob das auch für die Auschwitz-Aktenbestände gilt, ist nicht deutlich ausgedrückt geworden.

Sollten tatsächlich die gesamten Auschwitz-Akten in Moskau sein, dann ist es nunmehr möglich, endlich die wirkliche Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz zu erforschen - vorausgesetzt, die Akten werden wenigstens in Moskau den Historikern zugänglich gemacht. Jochen Arp