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26.04.03 / Das deutsche Film-"Gretchen" / Vor 100 Jahren wurde die Schauspielerin Camilla Horn geboren

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. April 2003


Das deutsche Film-"Gretchen"
Vor 100 Jahren wurde die Schauspielerin Camilla Horn geboren

Als Camilla Horn 1974 für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film das "Filmband in Gold" erhielt, befand sie sich mit Ewald Balser, Dieter Borsche, Paul Dahlke und Gustav Knuth in bester Gesellschaft, und Erinnerungen an ihre Anfänge in den zwanziger Jahren wurden wach. Als Double für Lil Dagover stand sie erstmals vor der Kamera, doch dann kam Regisseur Murnau, der ein "neues Gesicht" für seinen Film "Faust" (mit Gösta Ekman) suchte. Zitieren wir: "Man war sich klar: eine ,Künstlerin' konnte das Gretchen im Film nicht spielen. Ein Hilfsregisseur der Ufa bestellte die Statistin Camilla Horn ins Atelier, wo man eine Großaufnahme ihrer Beine haben wollte. Die Hauptdarstellerin zu irgendeinem Film war erkrankt, und es fehlte nur noch eine Beinaufnahme. Der Regisseur dieses Films war Murnau. Er filmte aber nicht nur die Beine, sondern stellte die ganze Novize vor die Kamera. Alles atmete auf, als die ersten Bilder entwickelt waren: man hatte in der kleinsten Komparsin das deutsche Film-,Gretchen' gefunden."

Das war 1925, und Camilla Horn war mit einem Schlag berühmt. Erstaunlicherweise filmte sie dann in den Folgejahren überwiegend in den USA und England ("Eternal Love", "The Royal Box"). In den 30er Jahren drehte sie u. a. "Der Frechdachs" (mit Willy Fritsch), "Der letzte Walzer", "Weiße Sklaven", "Fahrendes Volk", "Rote Orchideen", "Die letzte Runde" oder "Friedemann Bach" (1941). Nach dem Krieg agierte die Horn nur noch selten auf der Leinwand: "Vati macht Dummheiten" (1953), "Immer bei Vollmond" (1969). Anfang Januar 1983 war sie als "Frau von Kieblitz" in "Frankies Braut" auf dem Bildschirm zu sehen.

Hans Sachs und Hedda Rinneberg drehten mit ihr den Kurzfilm "Camilla Horn sieht sich als Gretchen in Murnaus Stummfilm Faust", der inzwischen internationale Preise erhielt und im Kino als Bei- programm zu Faßbinders "Sehnsucht der Veronika Voss" gezeigt wurde.

Unter dem Titel "Verliebt in die Liebe" hat Camilla Horn ihre Memoiren geschrieben (1983).

Am Mittwoch, 14. August 1996, starb Camilla Horn 93jährig in einem Pflegeheim in Gilching im Landkreis Starnberg an Altersschwäche. Sie hatte dort zuletzt gelebt. Am 25. April 2003 hätte sie ihren 100. Geburtstag begehen können. kai-press