20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.04.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. April 2003


Täuschend echt
Bonzen-Besuch auf der Barrikade, Geschenke von der CDU-Chefin und der erste Demokrat von Bagdad / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Was bedeutet eigentlich "Agenda"? Großer Durchbruch? Tigersprung in die Zukunft? Radikale Reform? Dann hätten wir allerdings Grund, uns Sorgen zu machen. Haben wir aber nicht, sagt das Wörterbuch. Agenda übersetzt es mit dem faden deutschen Wort "Tagesordnung". Die vom Kanzler pompös verkündete "Agenda 2010" ist demnach nicht mehr als eine Folge von Punkten, die erst in sieben Jahren richtig akut werden. Oder ein sanftes Flickwerk, das spätestens in jenem Jahr wieder auseinanderfliegt. So oder so: 2010 ist lange hin, allzu ernst ist die Sache nicht gemeint.

Woher dann das Gezeter der SPD-Ultras und DGB-Fürsten gegen Schröders "Agenda"? Nur der alte Spaß der Linken am Radau? Nicht ganz, es gibt auch seriöse Gründe für lautstarken Protest: Viele kleine Gewerkschaftler sind angesichts der Heerscharen gewerkschaftlicher Ausländer- und "Migrations"-Beauftragter, von Friedens- und Antifa-Kampagnen in ihren Organisatio- nen an Zweifeln erkrankt, ob die hochbezahlten "Arbeitnehmervertreter" sich der eigentlichen Arbeitnehmerinteressen überhaupt noch erinnern. Damit ist nicht zu spaßen, wie die Austrittszahlen bei den DGB-Bünden belegen. Hier kam die "Agenda" gerade recht. Die obersten Arbeiterkämpfer mit Managergehalt nutzen die günstige Gelegenheit, um mal wieder auf der Barrikade vorbeizuschauen - wissend: nichts nützt der "Glaubwürdigkeit" an der Basis mehr als saftiger Krakeel.

Doch auch die Union hat die Chancen des Projekts erkannt und präsentiert sich als "Agenda"-begeisterte, eigentliche Kanzlerpartei. Angela Merkel ahnte indes rechtzeitig, daß ihr der Bundeskanzler noch böse sein mußte wegen der Wahlschlappen in Hessen und Niedersachsen. Ein Geschenk mußte her, um den Regierungschef zu besänftigen. Die CDU-Chefin hatte schnell eins zur Hand: Mittels ihrer originellen Pro-Kriegs-Politik der vergangenen Monate hat sie es geschafft, so viele (neue und alte) Unionsanhänger aus ihrem Lager hinauszuscheuchen, daß der schmerz- liche Aufwärtstrend der CDU endlich gestoppt wurde. Für Bremen (wählt am 25. Mai) meldet Infratest bereits den Erfolg der Strategie: Dort liegt die CDU jetzt sogar zwei Punkte unter ihrem letzten Ergebnis, die SPD etwa genauso gut wie vor vier Jahren, und die Grünen könnten um satte vier Prozentpunkte zulegen. Schröder wird zufrieden sein mit der unverhofften Morgengabe, die Grundlage für eine gedeihliche Zusammenarbeit der Union mit dem gebeutelten Kanzler ist dank der CDU-Vorsitzenden also gelegt. Merke: Wer herrschen will, muß auch teilen können! Nur so macht der Konsens der Demokraten wieder Spaß.

Dabei sollte Schröder die Selbstlosigkeit seiner vermeintlichen Gegenspielerin nie vergessen. Für den Abstieg der SPD nach der Bundestagswahl konnte sie nämlich gar nichts. Das haben der Chaos-Kanzler und die Seinen allein zu verantworten. Den Wiederaufstieg der SPD zu respektablen Umfragewerten hingegen, den hat Frau Merkel mit ihrer Irakpolitik eigenhändig gestemmt. Dafür hat sie den Respekt des Kanzleramtes verdient.

In Sachen Irak können die Nörgler ihre Klappe immer noch nicht halten. Die US-Truppen hätten Hos-pitäler und Museen den Plünderern überlassen und nur Öl-Ministerium und -Anlagen geschützt, blöken sie jetzt. Na und? Schließlich sind die zurückgelassenen Patienten von Bagdad - dank Amerika - nun als freie Menschen gestorben! Ist das nichts? Dazu das Gewese um dieses Museum, typisch Alteuropa. Hat der modernde Plunder die Irakis Demokratie und Dollar auch nur einen Millimeter näher gebracht? Nein. "Unersetzliche" Kulturschätze verloren? Blödsinn. Wer auf die Stadt Washington blickt, kann sehen, wie man sich die Antike täuschend echt nachbauen kann. Selbst dort, wo es nie eine gegeben hat.

Bliebe natürlich noch die Sache mit den Massenvernichtungswaffen. "Wo sind sie denn? Wo sind sie denn?" geifern Europas Antiamerikaner. Man fragt sich, warum die Weltmacht sich das bieten läßt, statt endlich zu handeln. Weshalb haben die USA nicht längst selber ein paar von den Dingern im Irak hinterlegt, um diese anschließend unter blitzlichtgewittriger Beteiligung ihrer "eingebetteten" Journalisten spektakulär zu "entdecken"? Unter den gedungenen Claqueuren des abgewrackten Saddam-Regimes müßte sich doch einer finden lassen, der den Fund dann mit ei- ner orientalisch-dramatischen Geschichte untertitelt (und sei es, um so einer Anklage zu entgehen).

Auf diese naheliegende Idee ist die Uno auch schon gekommen. Der davongebombte Waffeninspekteur Hans Blix jedoch will gar keine Freude finden an einer solch schaurig-schönen Darbietung. Er fordert daher allen Ernstes unabhängige Inspekteure, um dem Verdacht US-gesteuerter "Manipulationen" vorzubeugen. Der dröge Semmel aus Schweden hat viel gesehen, aber nichts begriffen. Wozu brauchen die Iraker jetzt noch "unabhängige" Inspekteure, wo sie doch frei sind? Und wir, die Weltöffentlichkeit, wollen schließlich auch bei Laune gehalten werden. Haben die USA nicht schon mit dem Reißer "Lusitania" bewiesen, daß ihnen keine Inszenierung zu aufwendig ist, um uns den Weg zu weisen? Also, Amis, macht dem Gewürge ein Ende. Ihr habt uns Massenvernichtungswaffen versprochen. Wenn keine da sind, dann schafft gefälligst welche herbei und "findet" sie hernach! Die Geschichten mit Saddams Folterkellern sind zwar auch schrecklich. Aber so etwas kennen wir aus den Nachlässen etlicher Eurer eigenen früheren Drittwelt-Verbündeten schon zur Genüge.

Die demokratische Wiedergeburt des befreiten Landes macht unterdessen große Fortschritte. Aus irakischen Oppositionskreisen haben sich bereits allerlei engagierte Demokraten gemeldet, um ihrem Land zu dienen. Ahmed Chalabi zum Beispiel. Den irakischen Geschäftsmann sähe vor allem Ex-Pentagon-Berater Richard Perle gern in einer führenden Position im Zweistromland. In Jordanien wird Chalabi wegen gewisser finanzieller Unebenheiten polizeilich gesucht. Er muß also ein fähiger Mann sein, denn - wer sucht schon eine Pfeife?