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10.05.03 / Rekordverdächtige Klopse / Die Spezialität aus Königsberg überstand die Flucht und landete nun in einer Heimatstube

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Mai 2003


Rekordverdächtige Klopse
Die Spezialität aus Königsberg überstand die Flucht und landete nun in einer Heimatstube

Begeisterter Sammler: Siegfried Projahn in der Heimatstube der Massower in Mölln; dort findet sich neben den eingemachten Klopsen auch das Kehrbuch eines Schornsteinfegers, das vielen Massowern geholfen hat, ihren einstigen Besitz nachzuweisen

Heimatstuben gibt es dank des Engagement vieler Landsleute eine Menge. Die Heimatstube der Massower in Mölln hat jedoch eine besondere Rarität zu bieten, die nun selbst in London zur Diskussionen führen wird. Jenes Exponat, über das schon in zahlreichen Zeitungen und in einer Fernsehsendung im NDR berichtet wurde, sieht auf den ersten Blick allerdings wenig spektakulär aus.

In zwei Einmachgläsern aus Großmutters Zeiten kann der Besucher des kleinen Museums im angeblichen Sterbehaus des berühmt-berüchtigten Möllner Narren Till Eulenspiegel die Wunderdinge begutachten. Zugegeben, der Anblick ist nicht gerade appetitlich, denn es handelt sich um im Jahre 1941 eingemachte Königsberger Klopse! Diese wurden 1945 von einer ostpreußischen Familie als Proviant mit auf die Flucht genommen, die sie über das zugefrorene Haff bis nach Dänemark führte. Irgendwie schaffte es die Familie aber stets an Nahrung zu gelangen, so daß die Mutter über ihr Eingemachtes mit Argusaugen wachte, um sie für noch schlechtere Zeiten aufzuheben. Gott sei Dank traten diese nicht ein, trotzdem nahm die Mutter die Klopse, als es 1947 nach Deutschland ging, auch mit in ihr neues Zuhause in Schleswig-Holstein. Dort lagerten die Klopse bis zu dem Tod der ostpreußischen Hausfrau in den 80er Jahren im Keller. Als es dann zur Haushaltsauflösung kam, erinnerte sich der Auktionator an Siegfried Projahn und sein Möllner Heimatmuseum und fragte diesen, ob er ein Plätzchen für die skurrile Hinterlassenschaft der verstorbenen Ostpreußin hät-te. Siegfried Projahn räumte sofort ein Eckchen auf einem Holzregal des zwei Räu-me umfassenden Mu- seums frei, und dort verweilten die Klopse seitdem ohne große Beachtung - bis die Idee kam, sie in das Guinness-Buch der Rekorde als älteste Hackbällchen der Welt eintragen zu lassen. Inzwischen warten die Königsberger Klopse nun auf ihre baldige Berufung in die ruhmreichen höheren Gefilde der Rekordbrecher, über die in London entschieden wird. Doch die Zeit drängt. Noch sei, so Siegfried Projahn, die ostpreußische Spezialität von 1941 genießbar, da aber die gummierten Ränder der Einmachgläser porös seien, ist die Haltbarkeit des ostdeutschen Gerichtes gefährdet, denn nur noch eßbare Klopse finden Aufnahme in dem Guinness-Buch.

Neben der hoffentlich bald im großen Buch der Rekorde verewigten Fleischklöße sollte man allerdings nicht die anderen kleinen Sehenswürdigkeiten der Massower Heimatstube übersehen. Alte Fotos, Zeitungen, eine Uniform der 1401 gegründeten Schützengilde Massow, ein ostpreußisches Jungmädelkleid von 1880, ein Model des dank der Heimatvertriebenen wiedererrichteten Ehrenmals im pommerschen Massow, der Generalschlüssel zur technischen Abteilung des Reichssenders Königsberg, Tischwäsche, Kindereßgeschirr mit Gravur des Königsberger Krankenhauses und ein Pferdegeschirr, das die Flucht mitgemacht hat, sind nur einige der über 1.000 ausgestellten Exponate.

Leider hat die Stadt Mölln aufgrund ihres Haushaltsdefizits die finanzielle Unterstützung der Heimatstube eingestellt, doch Siegfried Projahn (Telefon 0 45 42 / 74 79) glaubt daran, daß er mit seinen Landsleuten schon einen Weg finden wird, um die Existenz des kleinen Heimatmuseums zu sichern. Vielleicht werden auch die Königsberger Klopse mit ihrem Titel des Rekordhalters ihren Teil dazu beitragen, denn wer kann schließlich guten Gewissens solchen berühmten Klopsen ihre Heimstatt entziehen? Rebecca Bellano

Königsberger Klopse: Vor über 60 Jahren eingemacht, gelangten sie nun ins Museum - und dann ins Guinness-Buch der Rekorde?

 

Königsberger Klopse

Man nehme: 250 g Rinderhack, 250 g Kalbshack, 3 El Butter, 2 Semmeln, 1 Ei, Salz, Pfeffer, 2 Zwiebeln, etwa 3/4 l Wasser, 1 Markknochen, 3 Gewürzkörner, 1 Lorbeerblatt, 1 Bouillonwürfel, Mehl, 1/8 l saure Sahne, 1 Glas Weißwein, 1 Röhre Kapern, 1 Zitrone, Zucker, 2 Eigelb

Zubereitung: Das Fleisch mit den eingeweichten, ausgedrückten Semmeln, dem Ei, Salz, Pfeffer, einer kleingehackten Zwiebel - die mit einem Eßlöffel Butter hell gedünstet wird - gut abschmecken. Mit nassen Händen gut durchkneten und zu runden, mittelgroßen Kugeln formen. Die vorgeschriebene Menge ergibt etwa 16 Stück. Das Wasser mit dem Markknochen, einer geriebenen Zwiebel, Gewürz, Lorbeerblatt, Bouillonwürfel und Salz etwa 10 Minuten durchkochen. Die Klopse in die siedende Brühe legen und 10 Minuten weiterkochen. Danach die Klopse mit einem Schaumlöffel herausnehmen und in eine feuerfeste Schüssel legen. Die Brühe durch ein Sieb gießen. Jetzt von 2 EL Butter und Mehl eine helle Schwitze bereiten, sie mit Brühe löschen, saure Sahne und ein Glas Weißwein zufügen, ebenfalls die Kapern, den Saft einer Zitrone, etwas Zucker und eine Prise Pfeffer. Die Klopse noch einmal in die Sauce legen und durchziehen lassen. Nicht mehr kochen! Die Eigelbe mit Wasser verquirlen und an die Sauce geben. Dazu reicht man Salzkartoffeln.

Falsche Klopse

Man nehme: 200 g Linsenschrot, 1 Wirsingkohl (etwa 250 g), 2 Eier, 2 Zwiebeln, 1 EL Palmin, 1 TL Kapern, Salz, Pfeffer, 1 El Grieß, Reibbrot, 1 Lorbeerblatt, 3-4 Gewürzkörner, 2 EL Mehl, 1/8 l saure Sahne, Zucker, Zitronensaft, Maggi, 1 walnußgroßes Stück Butter, 1 Eigelb

Zubereitung: Linsenschrot in Wasser weichdünsten, ebenso den Kohl. Eier hartkochen. Den Kohl, 1 Zwiebel und Eier klein hacken und mit dem Linsenschrot vermischen, dann zerlassenes Palmin, Kapern, etwas Salz, Pfeffer, Grieß und soviel Reibbrot dazutun, daß die gut durchgeknetete Masse zusammenhält. Kugeln formen und in eine Schüssel legen. 1/2 bis 3/4 l Wasser mit einer gehackten Zwiebel, Salz, Lorbeerblatt und Gewürzkörnern zum Kochen bringen. Klopse vorsichtig hineinlegen, daß sie gut nebeneinander Platz haben und das Wasser sie knapp bedeckt. Aufkochen und bei kleiner Flamme 10 Minuten ziehen lassen. Die Klopse mit dem Schaumlöffel herausnehmen und in eine Schüssel legen. Die Brühe durch ein Sieb gießen und mit Mehl und saurer Sahne binden. Noch weitere 5 Minuten kochen, mit Salz, Zitronensaft und Maggi abschmecken. Vom Herd nehmen, Butter und angerührtes Eigelb drangeben. Sauce über die Klopse gießen. Neben Salzkartoffeln schmekken dazu auch Rote Beete. - Ein Rezept aus Notzeiten, das heute besonders Vegetariern mundet.