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17.05.03 / H.-J. Mahlitz zum 75. Geburtstag von Peter Tamm

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. Mai 2003


Der "Herr der Meere"
H.-J. Mahlitz zum 75. Geburtstag von Peter Tamm

Ja, es gibt sie noch, auch in diesen vom Mittelmaß geprägten Zeiten, die "lebenden Legenden". Eine besonders "lebendige Legende" feierte jetzt den 75. Geburtstag: Peter Tamm, langjähriger Manager des Springer-Verlags, engster Weggefährte des - ebenso legendären - Hamburger Verlegers Axel Springer. Und inzwischen auch der "größte Reeder aller Zeiten". Der "Admiral" von der Elbchaussee nennt an die 25.000 Schiffe sein eigen; allerdings handelt es sich dabei "nur" um Modelle. Wenn man von seinem Privatbüro - vielleicht sollte man sagen: von der Kommandobrücke - auf den Elbstrom herabblickt, kann man sicher sein: Nahezu alles, was da vorüberschwimmt, findet man irgendwo in Tamms "Institut für Schiffahrts- und Marinegeschichte" wieder. Meist im Mini-Maßstab 1 : 1.250, was schon recht genaues Hinschauen verlangt.

Angefangen hatte es vor 69 Jahren, als der gerade Sechsjährige von seiner Mutter das Modell eines Küstenfrachters geschenkt bekam. Die Begeisterung für alles Maritime wollte er zum Beruf machen; doch 1945 endete mit dem Krieg auch die seemännische Karriere des Kadetten Peter Tamm. Wenige Jahre später begegnete er dem Verleger Axel Springer und machte diesem klar, was seinem Hamburger Abendblatt noch fehlte: ein Schiffahrtsredakteur. Springer zeigte sich beeindruckt; Tamm bekam den Posten. Aus dem Schiffahrtsredakteur wurde im Laufe der Jahrzehnte der Verlagsleiter und schließlich der Vorstandsvorsitzende. So hatte der Erfolg des Verlagshauses zwei Väter: den Visionär Axel Springer und Peter Tamm, der die Gabe hatte, Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.

Der Seefahrt aber blieb Tamm immer treu verbunden. Er sammelte und sammelte: Schiffsmodelle, Marine-Uniformen, Gemälde, Bücher, Urkunden, eigentlich alles, was irgendwie mit der Seefahrt zu tun hat. Als er dann aus dem aktiven Berufsleben ausschied, verwirklichte er endlich seinen Jugendtraum und machte aus dem Hobby Beruf und Berufung. 1991 gründete er das Wissenschaftliche Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte und baute es zielstrebig zu einer weltweit anerkannten Institution aus. Wer heute ein Buch über Marinegeschichte schreiben, einen Film über ein seemännisches Thema drehen, ein Musical über den Untergang der Titanic inszenieren will, kommt an dem "Herrn der Meere" nicht vorbei. Nirgendwo anders ist soviel Wissen über 5.000 Jahre Schiffahrtsgeschichte zusammengetragen als in Tamms Monumentalbau an der Hamburger Elbchaussee.

In einem Gespräch mit dieser Zeitung nannte Peter Tamm einmal als Motiv seiner Sammelleidenschaft: "Für die Zukunft erhalten, was durch Generationen weitergegeben wurde!" Dieses Motiv bewegt ihn nicht nur, wenn er wieder mal eine Lücke in seiner Schiffsmodell-Sammlung entdeckt hat, die es unverzüglich zu schließen gilt. So wie er während seiner jahrzehntelangen publizistischen Tätigkeit nie von seinen maritimen Leidenschaften abgelassen hat, so hat er auch als Chef eines Marine-Instituts nie aufgehört, politisch zu denken. Der zitierte Satz ist also auch als politische Positionsbestimmung zu verstehen.