24.04.2024

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24.05.03 / Empörung nach Bedarf<br>

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Mai 2003


Empörung nach Bedarf
von Hans Heckel

Die Jugendlichen bespuckten den 56jährigen in einem Berliner Bus, sie traten ihn und beschimpften ihn mit wüsten antisemitischen Sprüchen. Auslöser der Haßausbrüche: der Davidstern am Hals des Mannes. Kurz darauf wurde ein US-Student, an seinen Schläfenlocken leicht als orthodoxer Jude erkennbar, ebenfalls in der Hauptstadt an zwei Tagen hintereinander Opfer antijüdischer Attacken. Die beiden Meldungen blieben Randnotizen in der Presse. Der "Aufschrei der Empörung", jenes donnergrollende "Ist es schon wieder soweit?", die gewohnten Demonstrationen und Mahnungen - nichts davon. Der Grund für die Gleichgültigkeit: Nach den Berichten der Opfer handelte es sich bei den Tätern in jedem der Fälle um Ausländer.

Ähnliche Tatbestände können also sehr unterschiedlich aufbereitet werden - je nach ihrer politischen Verwertbarkeit. Das jüngste Beispiel für zweierlei Maß gab Bundesinnenminister Otto Schily bei der Vorlage des Verfassungschutzberichts 2002 ab. So lobte er, daß (mit knapp 60.000) "nur weniger als ein Prozent unserer ausländischen Mitbürger extremistischen Organisationen anhängen". Zugleich betonte er, wie gefährlich die NPD (gut 10.000 Mitglieder) noch immer sei. Wäre unter den Deutschen "nur" ein knappes Prozent Anhänger extremistischer Organisationen, würden diese rund 700.000 ausmachen.

Selbst bei der reinen Zählung der Gewalttaten zeigen sich erstaunliche Details. Wir erinnern uns: Um die Weihnachtszeit verwandelten in Hamburg linksextreme "Bauwagenbewohner" und ihre Sympathisanten ganze Stadtteile in Kampfplätze. Über Wochen hielten nächtliche Straßenschlachten die Stadt in Atem. Dutzende von Polizisten wurden verletzt. Doch der Verfassungsschutz weiß nur von acht (!) linksextremen Gewalttaten im ganzen Jahr.

Zu einem Vorfall antijüdischer Hetze kam es unlängst, und bei weitem nicht zum erstenmal, auch im südlichen Ostpreußen. Die Region leidet seit längerem unter den Aktivitäten polnischer Rechtsextremisten. Randalierer schändeten jetzt einen jüdischen Friedhof in Preußisch Holland: Sie beschmierten die Grabsteine mit Hakenkreuzen. In diesem Sommer will der "Bund Junges Ostpreußen" die Ruhestätten im Rahmen einer Gruppenfahrt von den Schändungen reinigen.