24.04.2024

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31.05.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. Mai 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer ostpreußischen Familie,

immer wieder bekomme ich Briefe, in denen der Zweifel zum Ausdruck kommt, ob es sich heute überhaupt noch lohne, nach Vermißten zu suchen oder zumindest Gewißheit über ihr Schicksal zu erhalten. Vor allem, wenn es sich um Frauen und Männer handelt, die vermutlich in russischen Lagern gestorben sind. Manche scheuen auch die Kosten, die bei der Nachfrage beim Suchreferat Moskau der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft entstehen, zumal ja das Ergebnis ungewiß ist.

Hierzu möchte ich nun die Erfahrungen weitergeben, die unser Landsmann Dr. Hans Willutzki mit dem Suchreferat gemacht hat. Nicht nur wegen des Erfolges, sondern damit unsere Leserinnen und Leser, die diesen Suchweg erwägen, sich ein genaues Bild machen können. Es zeigt aber auch, daß man schon sehr viel Wartezeit einplanen muß. Das liegt vor allem daran, daß es über 70 Regional-Archive im Gebiet der ehemaligen UdSSR gibt.

Dr. Willutzki hatte bereits mit einem Suchantrag Erfolg gehabt. Es ging um seinen Vater Richard Willutzki, dessen Archivakte er von der Liga erhielt. (Wir haben darüber ausführlich berichtet.) Es lagen aber noch drei weitere von ihm im Oktober 2001 gestellte Suchanträge vor. Sie betrafen seinen Onkel Paul Willutzki, dessen Ehefrau Charlotte, geb. Petrusch, und seinen Vetter, den Oberarzt Dr. Walter Poluda aus Königsberg. Am 1. Februar 2003 (!) erhielt Dr. Willutzki von der Liga die Nachricht, daß über Charlotte Willutzki und Dr. Poluda keine Akten gefunden wurden. Sie dürften nicht in russischer Gefangenschaft gewesen sein. Anders im Fall Paul Willutzki. Am 8. April erhielt der Antragsteller dessen Archivakte, die folgendes enthielt:

1. Eine Archivauskunft des Direktors des Russischen Staatlichen Kriegsarchivs Moskau in russisch,

2. 21 Seiten Archivakte in russisch, abgelichtet und dokumentiert,

3. 16 Seiten Übersetzung ins Deutsche von 1 und 2,

4. 49 Seiten deutscher Akten, die Paul Willutzki bei der Gefangennahme bei sich trug, in beglaubigter Ablichtung. Dazu die Heiratsurkunde seiner Eltern im Original, seine Geburtsurkunde und ein vierseitiger Personalfragebogen vom 7. Januar 1943 / 15. November 1944 mit sehr vielen Einzelangaben zu seinem Bildungsweg und seinen Berufstätigkeiten.

Insgesamt waren es also 93 Seiten, die Dr. Willutzki allein zu diesem Vorgang erhielt. Für die Ablichtung und Dokumentation der Akte sowie für die Übersetzung ins Deutsche wurden 290,00 Euro berechnet, die er vor dem Erhalt der Dokumente entrichtete.

Aufgrund seiner positiven Erfahrungen in nun zwei Fällen rät Dr. Willutzki allen Interessenten, die Suchanzeige auf dem Moskauer Vordruck in deutsch und russisch vorzunehmen. Man überweist die Grundprüfgebühr von 30 Euro auf das Konto des Suchreferates / Aktion Versöhnung bei der Kreissparkasse Köln, Kto. 365 005 326, BLZ 370 502 99, und sendet die ausgefüllte Suchanzeige nach Moskau. Am besten über Telefax (007-095-206 84 67) oder per Internet (suchreferatmoskau@telsycom.ru ). Weniger ratsam ist es, den Antrag per Post an das Suchreferat Moskau, Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft (Maroseika-Str. 7 / 8-27, Central-Postamt A / Nr. 190, 101 000 Moskau, Rußland) zu senden, der Weg ist lang und unsicher.

Ein Brief hat mich wieder sehr betroffen gemacht. Eva Weidlich aus Auerbach hat ihn geschrieben. Sie möchte etwas über ihre leiblichen Eltern wie über ihre Pflegeeltern erfahren und hofft, daß unsere Ostpreußische Familie ihr helfen kann. Frau Weidling wurde als Eva Hoffmann am 26. November 1933 in Raging, Kreis Elchniederung, geboren. Ihre Eltern Ewald und Erna Hoffmann ließen sich scheiden, als die Tochter sechs Jahre alt war. Eva kam als Pflegekind zu Erna und Ludwig Kairies aus Groß Heinrichsdorf, Kreis Elchniederung. Mit ihrer Pflegefamilie, zu der auch der damals dreijährige Sohn Horst gehörte, ging die Zehnjährige im Oktober 1944 auf die Flucht. Auf dem Bahnhof Kahlberg verlor Eva den Anschluß an den Heinrichsdorfer Treck. Seitdem hat sie nie etwas von ihren Pflegeeltern gehört. Ludwig Kairies, * 1908, und seine Frau Erna, * 1913, dürften nicht mehr leben, aber vielleicht der am 20. Mai 1941 geborene Sohn Horst Kairies. Von ihren leiblichen Eltern weiß Frau Weidling, daß sie verstorben sind. Aber sie würde gerne mehr über ihre Familie erfahren und fragt nun, ob sich noch jemand an sie erinnert. Vater Ewald Hoffmann stammte aus Hohenwiese. Mutter Erna hat in Raging auf dem Hof von Krönert gearbeitet und beim Bauern Schilling gewohnt. Vielleicht meldet sich jemand von diesen Familien, die heute fast 70jährige Frau würde sich sehr freuen. (Eva Weidlich, Andreas-Schubert-Straße 4 in 08209 Auerbach/Vogtl.)

Immer wieder suchen Ilse Dierich und ihre Schwester Eva - beide geb. Romey - nach ehemaligen Nachbarskindern aus Kirschland, Kreis Insterburg, auch über die Ostpreußische Familie. Daß es bisher keinen noch so kleinen Hinweis gab, liegt wohl daran, daß die Geschwister unter dem späteren Namen ihrer Mutter - Schablow-sky - gesucht werden. Jetzt hat der Kirchliche Suchdienst HOK klargestellt, daß Alfred, Ursel und Lisbeth den Nachnamen Weiss führten. Der jetzige Aufenthalt von Alfred Weiss konnte nicht ermittelt werden. Die Mädchen dürften jetzt andere Namen haben. Bleibt die Bitte: Alfred, Lisbeth und Ursula Weiss aus Kirschland, meldet Euch bitte bei Ilse Dierich, 16775 Neu-Häsen, Dorfstraße Nr. 8.

Zwei Schulfreundinnen aus ihrem Heimatdorf Friedberg, Kreis Treuburg, sucht Käthe Lüllmann, geb. Landecker. Sie hießen damals Edith Dembski und Anneliese Pomorin. Als 17jährige gingen sie gemeinsam mit dem Treck auf die Flucht und waren bis Januar 1945 in Surmau, Kreis Sensburg. Dann wurden sie getrennt. Auch in diesem Fall die Schwierigkeiten: Sie dürften heute einen anderen Nachnamen haben. Aber vielleicht hilft auch hier unsere Familie?

In der nächsten Ausgabe geht es wieder um das Thema "Familienforschung". Wer hierzu geschrieben hat und schon ungeduldig wartet, kann also auf die nächste "Ostpreußische Familie" hoffen.

Eure Ruth Geede