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31.05.03 / Viel Geschrei ... und stinkende Fische / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. Mai 2003


Viel Geschrei ... und stinkende Fische
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wer jetzt noch arbeitet, gefährdet die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands, weiß der DGB. Dessen Chef Sommer hat mit den Seinen dazu aufgerufen, Deutschland gesundzustreiken. Beein-druckende fünf Prozent der Erwerbstätigen gehören in den "Neuen Bundesländern" dem DGB an, im Westen sind es sogar sechzehn. Endlich nimmt der Gewerkschaftsbund die ihm vom Volk übertragene Regierungsverantwortung wahr und zeigt es der Wirtschaft, den kaum 90 Prozent Nicht-DGBlern und vor allem: der Bundesregierung. Bremen hat gezeigt, wie satt die Deutschen Rot-Grün haben. Um diese Kombination zu verhindern, sind sie mittlerweile zu den verwegensten Taten fähig - bis hin zum SPD-Wählen.

Berlin wird bereits nervös: Finanzminister Eichel erwartet "viel Geschrei" wegen des geplanten Subventionsabbaus. Warum? Subventionsabbau klingt doch gut! Von der Streichung der Eigenheimzulage mal abgesehen. Doch der Finanzminister wittert Ungemach aus gänzlich anderem Grunde. Eichel wäre ja nicht Eichel, wenn er hinter dem Schlagwort "Subventionsabbau" (wie hinter allem, was er zur Zeit treibt) nicht auch eine klitze-kleine Steuererhöhung versteckt hätte. Schlau bezeichnete er die ermäßigten Mehrwertsteuersätze, beispielsweise für Lebensmittel (sieben statt 16 Prozent) ebenfalls als "Subvention". So ist das! Jetzt erst begreifen wir die innere Logik sozialdemokratischer Fiskalpolitik: Jeder Cent, den die Regierung uns nicht wegsteuert, ist als Subvention desselben an die Bürger zu verstehen. So gesehen verstehen wir selbstredend auch die Empörung eines Franz Müntefering. Der hatte die Deutschen vor Monaten angeblafft, gefälligst nicht so mit "ihrem" (also seinem, Eichels oder Schröders) Geld herumzuplempern und dem Staat verdammt noch mal zu geben, was er haben will.

Der Fisch stinkt vom Kopf her, also schlägt man den ab und schmeißt ihn weg, wenn das Schuppentier zu müffeln beginnt - um den größeren Rest zu retten. So macht man das, oder? Denkste! Die Bahn stinkt den Deutschen schon länger ganz gräßlich. So schlug man dem Vorstand den Kopf ab - schmiß aber den Rumpf in die Tonne, derweil das ranzige Haupt bis zum Jahre 2008 vertragsverlängert in der Sonne üppiger Bezüge weitermodern darf. Wir sind gespannt, welche Tarif-Leiche uns Bahn-Haupt Mehdorn als nächstes ins Abteil schleppt: In den Tagen nach dem Massaker in der Vorstandsetage nahm er den Mund täglich voller mit verhängnisverheißenden Ankündigungen. Uns bleibt da nur: Tapfer bleiben, Nase zu und durch.

Daß die Reform der Reformagenda 2010 von den SPD-Nachdenkern kurzfristig den russischen Namen "Iwan" verpaßt bekommen hatte (Reaktion Schröder: "So was von dämlich!"), hat einen alten Bekannten auf den Plan gerufen. Michail Gorbatschow schaltete sich in die deutsche Debatte ein und wagte die weisen Worte, die SPD sei "zum Erfolg ihrer Agenda verurteilt". Der Mann hat Erfahrung mit Reformen. Auch er stülpte sein Land gründlich um mit dem Ziel, das System (des Kommunismus) wieder flott und das Land (die Sowjetunion) zukunktsfähig zu machen. Als der Staatsmann damit fertig war, gab es die Sowjetunion nicht mehr, der Kommunismus war tot, er selbst saß im Stubenarrest auf der Krim und durch Moskau rollten die Panzer der Putschisten.

Schröder muß dem braven Russen eine eigene Regierungskommission an die Hand geben. Was soll schon schiefgehen? Eine Sowjetunion haben wir keine zu verlieren, Kommunismus können wir uns gar nicht mehr leisten, Arrest auf der deutschen Krim, der Insel Sylt also, ist gar nicht mal so übel, und unsere Putschisten müßten ihre Panzer mühsam selber durch Berlin schieben, weil die Bundeswehr kein Spritgeld mehr hat. Die "Gorba-tschow-Kommission" wäre nach Hartz, Rürup und Co. die 55. dieser Regierung und gewiß ihre letzte. Der Mann weiß schließlich, wie man eine Sache an ihr Ende bringt.

Der deutsche Reform-Elan greift unterdessen auf Europa und die Welt über. Sogar die Türkei hat sich anstecken lassen und will bis zur Sommerpause beschließen, daß kurdische Eltern ihren kurdischen Kindern künftig kurdische Namen geben dürfen. Phantastisch. Die Türken sind ohnehin gerade im Hochgefühl wegen des Grand-Prix-Sieges. In der Heimat bereiteten sie ihren Schlager-Helden einen strahlenden Empfang, eine große Karriere wartet auf die Musiker. Sie hatten klugerweise englisch gesungen. Hätten sie Kurdisch verwendet, wäre ihnen vermutlich eine weniger prunkvolle Zukunft als Knast-Kappelle auf der Gefängnis-Insel Imrali zuteil geworden, wo bereits PKK-Chef Öcalan ihrer harrt.

Doch ab sofort sind die Türken nicht mehr zu bremsen beim Fortschritt. Selbst die Medien-Zensur soll bald "gemildert" werden, der EU wegen. Aber warum bloß gemildert? Schafft sie doch ab! Zu gefährlich? Unsinn: Wir haben die Zensur auch beseitigt. Zum Ersatz haben unsere Politiker ein meterdickes Geflecht aus Gesetzen, Geheimdiensten und ihren "Berichten", aus "Forschungsinstituten" und ihren Kampagnen geschaffen, das ein unkontrolliertes Auswuchern selbstgemachter Volksmeinungen viel wirkungsvoller erstickt als so eine plumpe "Zensur".

Wir Deutschen hatten nämlich nicht nur NS und DDR, wo Zensur herrschte. Wir hatten auch "Weimar", das angeblich gescheitert ist, weil es eben keine Zensur hatte. Ein Dilemma. Weimar nannte man die "Demokratie ohne Demokraten". Daraus haben wir gelernt und leben heute statt dessen als "Demokraten ohne ..." PFUI! Tschuldigung. Jedenfalls würden mißgünstige EU-Bürgerrechtspinsel den Türken bei ihrem dritten Anlauf auf Wien nur Scherereien machen, wenn sie die Zensur nicht durch unser Modell der Meinungsbetreuung ersetzen. Mit dem können die Bürgerrechtler ausgezeichnet leben - sie propagieren es sogar.

"Bist du noch zu retten, Scholz?"Zeichnung: Götz Wiedenroth